Verleger sollten in touch mit ihren Content-Producern sein. Die Beziehung kann auf persönlicher Ebene gepflegt werde oder auch brieflich. Manche(r) muss sich mit dem Lektorat begnügen. Abhängig ist das von dem Ertrag und der Prominenz des Autoren. Das Renommee Simenons hat ihn zu einem Top-Autoren gemacht, da kümmerte sich der Chef. Gefühlt hatte er das nicht immer.
Suchmaschinen lieben Text. Von diesem Beitrag werden sie deshalb enttäuscht sein. Simenon-Interessenten, die gern längere Texte lesen, ebenso. Leute, die sich gern Fotos anschauen, kommen jedoch auf ihre Kosten. Der Beitrag dient zur nur zur unverschämten Zurschaustellung von alten Aushangfotos zu »Maigret und sein größter Fall« und sind damit der Abschluss dieser Thematik.
Bisher konnte man die Frage »Welchen Maigret soll ich zuerst lesen?« gefahrlos mit »Alle – vielleicht nicht den ersten und den letzten aus der Reihe. Ach egal, alle.« beantworten. Mit der Veröffentlichung von »Maigret im Nachtzug« wird sich das ändern – und das liegt nicht einmal an der Geschichte selbst, die uns Simenon erzählt. Vielmehr halte ich den gewählten Buchtitel für problematisch.
War außerordentlich clever, dem Film den Titel »... sein größter Fall« zu verpassen. Aber wer sollte ahnen, dass es das Internet geben würde und Social Media? Die gerade solche Schlagworte lieben! Wie viele Interessierte deshalb heute auf den Seiten zu dem höchstens mittelmäßigen Film landen, obwohl sie vielleicht nach dem »besten Maigret« suchen – nicht feststellbar. Und irgendwie lustig!
Maigret ist Teil der mobilen Brigade, und als Assistent wurde ihm der allseits bekannte Torrence zugeteilt. In dieser Geschichte befinden wir uns in Marseille. Es ist Winter und kalt, sogar Schnee fällt – etwas, das man als Nordlicht kaum mit dieser Stadt verbindet – nicht mit mediterranem Flair. Im zweiten Teil des Buches wird es spannend, und der folgende Text enthält latente Spoiler-Gefahr.
Anfangs waren die Bildbeschreibungen unter den Pressefotos recht üppig. Das hat sich dann später gelegt. So heißt es bei einem Pressefoto, welches 1996 herausgegeben wurde, nur noch: »Kommissar Maigret (Jean Gabin, vorne rechts) lässt alle verdächtigen Personen zum Abendessen einladen – und rechnet dann erbarmungslos ab.« Von »teuflisch« und »kleinen Schurken« ist nicht mehr die Rede.
Gern würde ich mit den Leutchen reden, die die deutschen Filmtitel damals für die Simenon-Filme festgelegt haben. »Hafen der Verlockung« für »Die Marie vom Hafen« oder auch »Vulkan im Blut« für »Der Sohn Cardinaud« sind nur zwei Beispiele, die einem da einfallen und bei denen man sich schon vor dem Anschauen des Streifens fragt: Ob sich Titel und Inhalt decken?
Wäre alles nach Plan gelaufen, dann hielten wir die »Nachtzug«-Geschichte um Kommissar Maigret schon vier Monate in unseren Händen und wir hätten sie vermutlich ein zweites Mal gelesen. Durchaus auch möglich, dass wir enttäuscht wären, wenn die Intention des Lesens nicht Neugierde wäre. Dann sollte es September sein, nun November. Solang möchte ich nicht mehr warten ...
Kinobesuche in der DDR waren anders. Im Kino gab es andere Filme als im Westen, in Österreich und der Schweiz. Getränke? Fehlanzeige! Popcorn – hihi. Meiner Erinnerung nach wurden Programmhefte verkauft, in denen man über die Streifen informiert wurde. Aber das Gedächtnis ist trügerisch, denn auch im Osten war mit dem Spaß Ende der 70er-Jahre Schluss.
Mag sein, dass es eine steile These ist: Der Band »Simenon – Écrivain Photographe« von Freddy Bonmariage ist aktuell der zuletzt erschienene Titel mit Simenons-Reportage-Bildern. Und er ist in der hier beschriebenen Reihe von Büchern auch der, der als der gelungenste gelten kann. Gern gebe ich preis, warum ich mich für den 2006 erschienenen Titel begeistern kann.
Aus der Bildbeschreibung des Pressefotos: »›Was fang ich nur mit diesem armseligen, kleinen Schurken Lucien an?‹ denkt sich Kriminalkommissar Maigret und überlegt wer der die zwielichtige Gestalt des Privatsekretärs und Liebhabers der ermordeten Gräfin von St.-Fiacre am besten in das raffinierte Uhrwerk seiner Beweisführung einbauen kann. Die Geschichte ...«
Vom 13. Januar bis zum 7. März fand eine Ausstellung mit Fotografien von Simenon im Jeu de Paume in Paris statt – allerdings im Jahr 2004. Schon ein Weilchen her. Geblieben davon ist der Katalog der Ausstellung. Dessen Anschaffung lohnt sich schon aus zwei Gründen: Die gezeigten Bilder gehen über den der zuvor veröffentlichten hinaus und das Format ist ein ganz anderes.