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Privates Projekt
Hin und wieder lese ich, dass hier sei eine Fan-Seite. Da bekomme ich Blutdruck, habe ich nachgemessen. Heißt, ich bin nicht der Meinung und ich will ausführen, warum ich zu diesem Schluss komme. Sollte das jemanden ernüchtern, tut es mir leid. Soll heißen, sollte jemand mit mir reden und im Anschluss diesen Begriff in einem Beitrag verwenden, dann steige ich demjenigen aufs Dach.
Erst einmal das lustigste Argument, was ich gehört habe: Die Informationen, die hier verbreitet würden, wären nicht so neutral wie die der Verlage und Literaturagenturen. Auf den Gedanken muss man erst einmal kommen! Da hat man auf der einen Seite die, die ein Produkt an den Mann bringen müssen, und auf der anderen gibt es eine Webseite, der jegliches kommerzielles Interesse fehlt. Wird durch die Berichterstattung hier jemand motiviert, etwas zu kaufen – fein. Aber das ist genauso gut, wie wenn hier erreicht wird, dass niemand sein Geld verschleudert, weil er etwas erwirbt, was nicht zu ihm passt oder etwas kauft, was ein Ärgernis sein könnte. Würde das eine kommerzielle Unternehmung ebenso sehen?
Steigen wir ein mit den Kriterien des Fan-Seins:
Emotionale Bindung
Ein Fan hat eine deutlich spürbare, leidenschaftliche emotionale Beziehung zu einem Star, Verein, Thema oder einer Marke. Die Begeisterung geht über bloßes »Mögen« hinaus und ist ein wichtiger Teil des eigenen Erlebens. Kennzeichen: dauerhaft starke Emotion, identitätsstiftend, mit Zeit-/Geldaufwand und spürbarem Stellenwert im Alltag.
Von den genannten Kriterien trifft eines zu: Der Zeit- und Geldaufwand lässt sich nicht verleugnen. Der Server muss gepflegt und finanziert werden. Nicht jedes Thema kann ohne passende Materialien behandelt werden. Und es wird mir nicht alles geschenkt. Das ist halt so.
Andererseits gibt es oft genug und dankenswerterweise Bücher von den Verlagen und welcher Fan könnte sich solcher freizügiger Gaben erfreuen?
Meine Emotionen für das Gesamtthema sind eher verhalten: Ich bin interessiert, sehe es als Hobby und kenne mich ein wenig aus.
Identitätsstiftend? Die meisten Leute, die mich kennen, wissen nicht um den Umstand, dass ich diese Webseite betreibe. Gespräche werden von mir nicht auf das Thema gelenkt. Eine Missionierung findet nicht statt. Und meine besten Freunde habe nicht mal lausige Maigret-T-Shirts.
Will man den Maigret- oder Simenon-Bezug, den ich habe, in meiner Umgebung erkennen, muss man schon in mein Arbeitszimmer kommen.
Langfristigkeit
Fan-Sein ist auf Dauer angelegt und nicht nur eine kurze Phase oder Laune. Über längere Zeit wird das Fanobjekt verfolgt, begleitet und bleibt emotional bedeutsam.
Fast dreißig Jahre. Das wäre das stärkste Argument für das Fan-Dasein.
Allerdings: Ich muss mich oft genug motivieren, Themen um Simenon und Maigret und die Webseite anzupacken. Und es ist der Gedanke da, dass es außer mir ja keiner hierzulande macht. Manchmal kommt es mir wie eine Pflicht vor, allerdings eine intrinsische. Von außen gibt mir keiner vor, dass ich etwas für die Webseite zu machen habe, und eine existenzielle Notwendigkeit für den Spaß hier kann ich auch nicht feststellen. Insofern wäre es auch vermessen, das Projekt mit Arbeit zu vergleichen.
Aber alle sind schon mal froh, dass ich auch in der Rente irgendwann mal zu tun haben werde.
Investition von Ressourcen
Ein Fan investiert nennenswert Zeit und/oder Geld, etwa für Spiele, Konzerte, Reisen, Fanartikel oder spezielle Medien zum Fanobjekt. Diese Investitionen geschehen freiwillig und werden als lohnend erlebt.
Ist ein wenig eine Wiederholung von Punkt (1) und da habe ich schon gestanden. Ja, es gibt eine Zeit- und Geldinvestition. Aber ist das nicht mit jedem Hobby so?
Ob ich das als »lohnend erlebe«? Das ist mal eine gute Frage. Im Großen und Ganzen: ja. Im Detail: nein.
Wissen und Beschäftigung
Fans verfügen meist über vergleichsweise umfangreiches Wissen zu »ihrem» Objekt, etwa Statistiken, Biografie, Hintergründe oder Produktdetails. Sie informieren sich regelmäßig, sammeln Inhalte und setzen sich aktiv mit Neuigkeiten auseinander.
Lustig, dass das der einzige Punkt ist, wo ich uneingeschränkt »ja« sagen könnte. Aber würde das nicht auch für einen Wissenschaftler gelten, der ein bestimmtes Fachgebiet hat?
Identifikation und Selbstbild
Das Fanobjekt wird Teil des eigenen Selbstbildes und der Identität, etwa durch Werte, Stil, Rituale oder Sprache. Fan-Sein dient häufig auch der Abgrenzung von anderen und dem Gefühl, »dazu zu gehören«.
Verstehe, dass das Fan-Sein ausmacht. Im Falle des Machens von maigret.de: nein.
Sichtbares Verhalten nach außen
Fans zeigen ihr Fantum nach außen, z.B. durch Kleidung, Symbole, Social-Media-Aktivität, Fanclub-Mitgliedschaft oder Teilnahme an Events. Sie verteidigen das Fanobjekt oft in Diskussionen und empfehlen es anderen weiter.
Hier könnte man darauf verweisen, dass es Social-Media-Aktivität von maigret.de gibt. Allerdings ist diese nicht mit meiner Person verbunden und dient als Werbung für diese Webseite.
Auf meinen privaten Kanälen wird sich keine Spur von Simenon und Maigret finden. Ein Grund, warum so mancher gar nicht weiß, was ich auf dieser Seite »treibe«.
Verteidigt wird das »Fanobjekt« – was immer das in diesem Kontext sein mag – nur, wenn es objektiv berechtigt ist.
Zusammenfassung und Kritik
Fans geht oft die kritische Distanz ab. Hier mag nicht jeder Text die nötige Distanz aufweisen, aber da wo es notwendig ist, werden klare Worte gewählt. Das wird in früheren Beiträgen weniger der Fall gewesen sein als in denen, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind. Wichtig ist, dass dies unabhängig davon erfolgt, ob es um Simenon als Person geht, seine Werke oder die Produkte, die aus seinem Schaffen direkt oder indirekt hervorgegangen sind.
In erster Linie soll das hier ein Informationsportal sein. Wo es geht, ein Wegweiser für Interessierte und an vielen Stellen ist es auch ein kleines Simenon-Lexikon.
In zweiter Linie soll es unterhalten. Wenn erreicht wird, dass sich kritisch mit Simenon auseinandergesetzt wird, dann umso besser.
Und es soll auch denen dienen, die sich als Fan sehen.
Conclusio: Ich bin kein Fan von Simenon als Person, weiß jedoch sein Werk zu einem großen Teil zu schätzen. Die Webseite betreibe ich als Hobby. Und dadurch kenne ich mich ein wenig aus. Hilfreich ist auch, dass ich Lust daran habe, zu schreiben, wie ich schreibe, und mir auch die Technik hinter alledem große Freude bereitet.
Und sich noch einmal der Formulierung bedient, dass dies eine Fanseite sei, dem hetze ich Dortmund-Fans auf den Hals, in dem ich denen erzähle, der Fanseiten-Behaupter hätte böse über den BVB gespottet. Ich kenne da ein paar … und das gibt dann die feine Gelegenheit, richtige Fans kennenzulernen.


Dieses umfassende Werk vereint detaillierte Informationen über Simenons Werk, und ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Sammler und Fans. Der erste Band der Simenon-Bibliografie – über die Maigret-Ausgaben – erschien am 31. Mai 2024.