Ein wenig morbide ist mein Interesse für Nachrufe schon. Während das Interesse an den Traueranzeigen und Nachrufen in Zeitungen noch beruflich erklärbar ist, ist mein regelmäßiger Blick in die Sterberubrik bei der Wikipedia wohl reine Neugierde. Der Tod von französischen Schauspielern lockt mich immer wieder und ich kontrolliere, ob die Biographie bzw. Filmographie irgendetwas mit Simenon-Bezug hergibt.
Ist schon ein Weilchen her, dass ich einen Maigret gesehen habe. Also schnappte ich mir diesmal einen aus der ersten Staffel und das war »Hier irrt Maigret«. Es war keine bewusste Wahl, denn die Benennung der Dateien schlug damals fehl und so ist es immer eine Überraschung, was mich erwartet. Es bleibt auch noch ein wenig Vorfreude, denn irgendwann kommt sicher auch »Mein Freund Maigret«, so hieß die Datei diesmal.
Als ich »Die Marie vom Hafen« das erste Mal las, dachte ich mir schon, dass das einer der Simenons sein wird, die ich ohne Probleme mehrmals lesen kann. Nun ist es nicht gerade einer fröhlicher Einstand, wenn eine Familie auseinandergerissen wird, da nach der Mutter auch der Vater gestorben ist. Es stellt sich schnell eine gewisse Neugierde ein, was diesen Chatelard wirklich umtreibt, der um die Marie herumscharwenzelt.
Das Drehbuch hält sich weitgehend an die Originalvorlage, so dass der Teil der Zuschauer, die das Buch schon gelesen hat, nicht mit dem Finger auf den Fernseher zeigen kann und sagen kann, dass das ja gar nichts mit dem Buch zu tun haben würde. Allerdings reibt man sich schon verwundert die Augen, wenn man sich die Interpretation anschaut: Es ist eine Art Gangster-Komödie geworden, in der Maigret mitspielt.
Das geht heute nicht mehr, habe ich ein-oder zweimal gedacht, als ich die Folge »Maigret und die Anarchisten« sah. Van Damme hatte Maigret in Reims vor einen Zug geschubst, der dann aber auf einem anderen Gleis fuhr. Maigret nimmt ihn mit nach Paris und verhört ihn dort. Der Beschuldigte redet sich heraus: Das könne man ihm nicht beweisen. Er sage, Maigret sei gestolpert. Gut für van Damme – es gab keine Zeugen.
Den Titel der Folge muss man dem englischen Humor zuschreiben. Es ist von einem Triumph Lognons die Rede, aber seien wir mal ehrlich: Erfolge sind dem Inspektor nicht sehr oft vergönnt, vielmehr scheint das Unglück wie Pech an ihm zu kleben. An seinem Gefühl, dass er oft um die Früchte seines Erfolgs gebracht wird, ist schon ein wenig was dran. Auch diese Verfilmung ändert trotz des optimistischen Titels daran nichts.
Der Vorspann ist vorbei und der Zuschauer sieht eine Stadt im Dunkeln. Es regnet und es ist sehr ungemütlich in dieser französischen Kleinstadt irgendwo in der Provinz. Ein Erzähler führt den Zuschauer ein und so erfährt man, dass im Hause der Familie Loursat nicht alles zum Besten steht. Das Dienstmädchen muckt auf, die Tochter des Hauses versucht diesem Kontra zu geben und der Haushaltsvorstand ist ein lethargischer Trinker.
Den Mut hatte man wohl damals: Cécile ist in dem nach ihr benannten Roman im besten Fall ein Mauerblümchen. Wahrscheinlicher ist, dass sie nicht wirklich ansehnlich ist. Im Film jedoch denkt man beim ersten Auftritt von Cécile: Eigentlich eine Hübsche, vielleicht ein wenig schüchtern. Aber ein Grund für Maigret, sich über das Lästern seiner Kollegen aufzuregen, ist nicht zu erblicken. Vielleicht ist es nur Neid?
Manchmal fallen einem exotische Materialen in die Hände. Zum Beispiel Werberatschläge zu alten Filmen, die dann mit Text-Vorschlägen, möglichen Schlagzeilen für Anzeigen oder Werbung daherkommen. In diesem Fall ist es ein Werberatschlag zu »Maigret und der Würger von Montmartre« gewesen, der letztes Jahr auf DVD erschienen ist. Auffallend waren hier vor allem die kecken Sprüche, mit den geworben wurde.
Etwa fünfundsiebzig Jahre ist es her, dass Albert Préjean seinen ersten Auftritt als Kommissar Maigret hatte. Technik und Erzählweise haben sich mit der Zeit geändert. Ins Auge fällt einem das, wenn man die technischen Tricks und Kniffe der damaligen Zeit sieht. Ich war ganz baff, als ich den Film nun sah und mit einer Bild-in-Bild-Aufnahme konfrontiert wurde. Vielleicht gab es das ja häufiger, mir was es bisher nur nicht aufgefallen.
Dramatische Musik ertönt, Namen längst verstorbenen Schauspieler laufen über den Fernseher und mit der ersten Szene gibt es einen abrupten Wechsel: Akkordeon-Musik, die man gleich mit Frankreich assoziiert, ertönt und man sieht einen Mann in einem Gartenstuhl liegen, eine Zeitung über dem Gesicht, während im Hintergrund zwei Männer Schach spielen und zwei Frauen laut miteinander plappern.
Klar, dass wenn's was Neues gibt (oder geben soll) man erst einmal aufgeregt ist. Wird dann ein Titel genannt, den man noch gar nicht kannte, steigt die Aufregung sogar noch ein wenig. So war es auch, als ich heue morgen sah, dass im August ein neuer Titel bei PIDAX erscheinen soll, der den etwas reißerischen Titel »Maigret und die Frau ohne Kopf« tragen wird. Der Maigret wird von Albert Préjean gegeben.