Hat man so viel mit Kalenderdaten zu tun, wie ich bei der Zusammenstellung des Kalenders, kommen unweigerlich komische Fragen auf. Beispielsweise: In welchen Monaten mag der Meister wohl die meisten Bücher geschrieben habe? Ist man bei der Frage, kommt ist man auch fix bei der Frage, ob Simenon so etwas wie Maigret-Monate hatte. Ein Kinderspiel Daten, die man hat, auszuwerten.
Die letzten Wochen wurden genutzt, die Bibliografie auf der Webseite bezüglich der Originaldaten zu prüfen, zu korrigieren und zu ergänzen. Darunter waren auch Angaben zu Vorabveröffentlichungen. Ganz erstaunlich ist, wie oft es Simenon gelang, seine Werke in Zeitungen und Zeitschriften zu platzieren. Auch anderen Verwertungsarten gedruckter Natur war er ganz und gar nicht abgeneigt.
Den offiziellen Angaben nach hatte ist die deutschsprachige Ausgabe von »Maigret und die alte Dame« 1954 erschienen. Der Bertelsmann-Lesering kam kurz darauf mit seiner Buchklub-Ausgabe heraus. Dem Impressum lässt sich nicht entnehmen, in welchem Jahr es gewesen ist. Nimmt man den Beschreibungstext, so könnte man annehmen, dass es das Jahr 1955 gewesen ist.
Wie jedes Jahr nähert er sich wieder, diesmal sogar als ein kleines Jubiläum: 120 Jahre würde unser Geburtstagskind dieses Jahr alt werden. Was wird uns im Vorfeld erwarten? An Hörspielen ist nichts angesagt und ungeduldig blickt man auf das Fernsehprogramm von arte – aber diesmal nichts. Vielleicht sind die Redakteure irritiert, da sie nicht wissen, welcher Tag es genau ist?
Auch um die, die schon alles von Simenon haben und lasen, sorgen sich die Verlage. Nicht besonders oft, zugegeben, aber hin und wieder bekommen auch diese Menschen noch ein Häppchen zugeworfen: Das sind dann Bildbände, in denen Ausschnitte von Texten des Meister mit Bildern oder Zeichnungen kombiniert werden. Wie beispielsweise in »Le Paris de Simenon«.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges – am 30. April 1945 – wurde München befreit. Nennenswerten Widerstand gab es nur noch wenig, weshalb mancherorts der Eindruck entstanden war, das wäre eine Spazierfahrt für die Befreier gewesen. Die Altstadt war stark zerstört, der Rest Münchens etwa zur Hälfte. Drei Monate nach Kriegsende erschien aber schon die erste Illustrierte.
Bevor es düster wird, fange ich mit einem beschwingten Thema an: Simenon lässt sich zu Beginn des 41. Kapitels darüber aus, wie wohl er sich auf der Shadow Rock Farm fühlte und wie sehr ihn Land und Leute faszinierten. In seinen Worten: Er war zu Hause. Das Gefühl hatte er lange Zeit nicht mehr gehabt, schon gar nicht in Amerika. Aber nun war er bereit, sich einbürgern zu lassen.
Kollektionen sind für Konsumenten eine praktische Sache: Normalerweise bekommen sie für einen günstigen Preis viel Ware. Für die, die sich wirklich interessieren, ist das Zug aber in der Regel schon abgefahren, denn sie haben sich aufgrund ihrer Ungeduld schon bei den Einzeltiteln versorgt. Das dürfte auch bei den beiden PIDAX-Kollektionen der Fall sein, die jüngst erschienen sind.
Die Geschichten von Simenon, bei denen das Gefühl aufkommt, dass sie an den Haaren herbeigezogen sind, der Realismus in der Handlung mit der Lupe zu suchen ist, solche Geschichten sind rar. Einzelne Aspekte kommen einem befremdlich vor, das liegt schon an den gravierenden gesellschaftlichen Änderungen. Aber wie schaut es mit den Dialogen aus, mit dem Umgang?
François Donge hatte sich beim Rechtsanwalt seiner Frau eingefunden, der den Fall mit ihm besprechen wollte. Maître Boniface war ein Advokat alter Schule und wollte das Beste für die Ehefrau des Angeklagten, die bekanntermaßen ihren Ehemann vergiftet hatte, herausholen. Unwillig war der Unternehmer nicht und so unterstützte er die Vorbereitungen des Anwaltes nach Kräften.
Die Scheidung von Tigy war erst vor kurzer Zeit rechtsgültig geworden. Simenons finanzieller Spielraum war durch die mit seiner Ex-Frau geschlossenen Vereinbarungen eingeengt. Er selbst schreibt, dass er zu dem Zeitpunkt beinahe mittellos gewesen sei. Bevor die Leser:innen sich zu viele Sorgen machen: Hätte er gejammert, was er nicht tat, wäre das Jammern auf sehr hohem Niveau gewesen.
Nachdem Simenon das erste Mal aus dem Maigret-Geschäft ausgestiegen war, probierte er sich an längeren Geschichten. »Das Testament Donadieu« fällt da sofort ins Auge oder auch »Ankunft Allerheiligen«. Zu ersterem Roman gibt es, was für das Simenon-Universum sehr untypisch ist, auch eine Fortsetzung: »Der Bananentourist« erschien 1937.