Gut geplant

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Also was man nicht sagen kann ist, dass Emil zu der Heirat mit Berthe gezwungen wurde. Sicher, von allein wäre er nicht auf die Idee gekommen, die Frau zu heiraten. Da haben deren Eltern schon ein bisschen nachgeholfen. Aber es war seine Entscheidung gewesen.

Zuerst versuchten sie noch dem Vater ihre Wirtschaft »aufzuschwatzen«, und irgendwann, als sie die angestammte Heimat verlassen hatten, um an die Côte d’Azur zu gehen und dort eine Pension aufzumachen, bekam er folgenden Brief von seinem Vater:

Deiner Mutter geht es gut. Sie leidet kaum noch unter ihrem Rheumatismus. Dein Bruder wird im Frühling die Tochter der Gillous heiraten, und sie werden beide herziehen. Der Grund meines Schreibens ist, dir mitzuteilen, dass der dicke Louis, dem die »Drei Glocken« in Luçon gehörten und an den du dich sicher erinnerst, einen Schlaganfall erlitten hat und dass er halb gelähmt ist. Er hat eine gutgehende Pension in der Nähe von Cannes, und seine Frau hat mir geschrieben, es wäre ihm lieb, wenn du bei ihnen arbeitest. Ihre Tochter Berthe ist nicht verheiratet. Sie haben keinen Sohn und befinden sich dadurch in einer schwierigen Lage…

Er fängt in der Pension an, denn seinen gegenwärtiger Küchenchef mochte er überhaupt nicht. Emil sieht natürlich auch Chancen in dem Aufbau einer Pension, und zu verlieren hat er nichts.

Louis stirbt alsbald und nun ist er mit zwei Frauen in der Pension. Die Mutter von Berthe zieht es zurück in die Heimat – die Vendeé –, möchte aber nicht die Pension in den alleinigen Händen der Tochter lassen. Nicht nur, weil sie daran zweifelte, dass ihre Tochter die Arbeit allein stemmen könnte, es ging ihr auch darum, eine Alterssicherung für sich selbst zu schaffen. Da wäre es schon gut, wenn die Tochter einen Mann im Hause hätte. Berthe ist hübsch und kräftig gebaut, allerdings sehr zurückhaltend und verschwiegen. Emil kommt anfangs gar nicht auf die Idee, mit ihr etwas anzufangen. Er wurde ja nur als Küchenchef engagiert.

Das ändert die Mutter. Sie sorgt dafür, dass zarte Bande zwischen den Beiden geknüpft werden, und kaum kann über Hochzeit geredet werden, wird ein Ehevertrag aufgesetzt und ein Abtretungsvertrag für die Pension, damit sie, Madame Harnaud, abgesichert ist.

Aber es ist die Pension, die Emil heiratet, Berthe, das stellt er alsbald fest, ist ihm ziemlich egal – er hat nichts gegen sie, von Begehren kann man allerdings auch nicht sprechen. Die zarten Bande, die da mal waren, sind ein Strick geworden, und dieser Strick kettet sie an die Pension. Will Emil sich austoben, dann fährt er in die Stadt.

Bis zu dem Tag, an dem er Ada entdeckt. Ada ist eine schüchterne und stille Person, die jünger als Emil ist. Man kann sie für dumm halten und anfangs fällt sie Emil gar nicht weiter auf. Die Konflikte hat Berthe: will sie Ada Anweisungen erteilen, so hat die Wirtin nicht das Gefühl, dass sich die Angestellte unterordnet. Ada tut ihre Arbeit, aber nur so, dass man es durchgehen lassen kann. Für Emil wird Ada, die Tochter eines Sonderlings italienischer Abstammung ist, erst, als er sie in der Mittagspause in der Laube entdeckt und sie übereinander herfallen. Nach diesem Abenteuer richtet es Emil ein, die Mittagsstunden in der Laube zu verbringen.

Nach den »Achsen« Emil–Pension–Berthe und Emil–Pension (da war Berthe ihm schon gleichgültig geworden) war die Neueste Emil–Pension–Ada. Berthe war nur lästiges »Beiwerk«. Die Pension läuft gut, und Emil ist überzeugt, dass es an seiner Arbeit hängt. Seine Frau ist nur die Verwalterin. Also könnte er gehen, was er nicht will, oder Berthe könnte gehen, was noch unwahrscheinlicher ist.

Einen Entschluss fasst Emil an dem Tag, an dem Berthe Ada und ihn während einer ihrer Mittagssitzungen ertappt. Sie ist erst sprachlos und legt dann die Regeln fest: Emil kann genauso wie Ada bleiben, er ist aber ihr Ehemann und um der lieben Ordnung halber, wird er bei ihr im Bett schlafen. Emil ist einverstanden, schließlich möchte er nur eines: Berthe zur ewigen Ruhe betten.

Auf den Tag arbeitet er hin und dieser Tag ist ein Sonntag.