New York 1945

Wirklich merkwürdig


Angesichts all der Merkwürdigkeiten, die es über Simenon, sein Leben und sein Werk, seine Verleger und Verlage und das ganze Drumherum zu berichten gab, zu berichten gibt und zu berichten sein werden, wundert es, dass sich bis zum heutigen Tag nie diese Überschrift angeboten haben soll. Aber es könnte sein, dass dies ein wahrlich würdiger Anlass ist. Es geht um Denyse.

Sowohl Denyse Ouimet als auch Simenon schrieben in ihren biografischen Texten über ihre erste Begegnung in New York. Aus beiden geht hervor, dass sie sich in Hotels trafen, spazieren gingen, sich trennten, wieder trafen und gemeinsam ein Dinner hatten. Erst einmal sollen die unterschiedlichen Interpretationen bis zu dem Punkt betrachtet werden, an dem sie sich kennenlernten. Über den Rest wird zu einem späteren Zeitpunkt zu plaudern sein.

Simenon hat in seinen »Intimen Memoiren« die Erinnerungen seiner Frau bewertet. Er hinterlässt bei seinen Leserinnen und Lesern keinen positiven Eindruck:

Das war die Frau, die ich jetzt D. nenne, mit dem Anfangsbuchstaben ihres Vornamens, und ihr habt das Recht, meine Kinder, alle vier, alles zu wissen, umso mehr, als D. ein Buch veröffentlicht hat, das mehr Ungenauigkeiten als Wahrheiten enthält, das Marie-Jo so wehgetan hat und euch immer noch wehtut, meine drei Jungen.
Denyse Simenon – »Un oiseau pour le chat«

Denyse Simenon – »Un oiseau pour le chat«

Seine Biografen zeichnen ein sehr gemischtes Bild: Assouline zitiert ausführlich sowohl Ouimet und Simenon. Dabei lässt er es aber bleiben, Fakten zu Denyse Ouimet zu prüfen und wenn man eine Wertung dessen herauslesen will, dann sieht man ihn eher auf der Seite von Simenon. Marnham hat sich in seiner Biografie eher festgelegt: Die Frau, in die sich Simenon verlieben sollte, war allem Anschein nach eine Gewohnheitslügnerin und Simenon wäre auf eine große Show der Kanadierin hereingefallen. 

Ausgewogen dagegen scheint Eskin zu sein. Nur er nimmt die Darstellung von Ouimet in seine Beschreibung des Zusammenkommens auf. Die Schilderungen der damals Noch-nicht-Ehefrau, die er nicht für plausibel hielt, benennt Eskin in seiner Biografie. Interessanterweise sind das die, die beim Lesen auch bei mir Fragezeichen auf die Stirn zauberten.

Aus der Ferne betrachtet und ohne Zugriff auf Archive ist es schwer, herauszubekommen, was wahr an der Geschichte von Ouimet war und was nicht. Der Zeit vor Simenon widmen sich die Biografen kaum und wenn, dann werden die Teile aus Ouimets Bekenntnissen widergegeben, die den Biografen unkritisch schienen. Vor Augen halten man sich jedoch auch, dass Simenon nicht die Wahrheit für sich gepachtet hatte. Er ist an so vielen Stellen beim – im besten Fall – Beschönigen erwischt worden, dass sich nicht alles für bare Münze nehmen lässt.

Der Job davor

Ouimet schilderte in ihren Erinnerungen, dass sie gegen den Widerstand ihrer Mutter eine Beschäftigung aufgenommen hatte. In die Karten spielte ihr dabei, dass ihr Vater den zukünftigen Boss der Tochter kannte. Das hatte es ihr vielleicht nicht nur leichter gemacht, an die Stelle zu gelangen, sondern es beruhigte auch den Herrn Papa. 

Bei dem Eisenbahner handelte es sich um Claude Mélançon. Das Internet macht es einem nicht leicht, etwas über diesen Mann herauszubekommen. Schließlich gibt es da diesen Eintrag über seine Karriere:

Claude Mélançon hat an den Arbeiten mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften mitgearbeitet. Er war unter anderem Mitglied der Canadian Society of Natural History, der Provancer Society und der Québec Zoological Society. Mélançon war Mitglied der Royal Society of Canada, er wurde Präsident ihrer französischen Sektion.
Mélançon war Journalist bei La Presse (1918-1923). Er arbeitet auch als Zensor und stellvertretender Direktor der Kommission für Kriegsinformationen (1939-1940). Er war bis 1956 Direktor für Außenbeziehungen der Compagnie des Chemins de fer nationaux du Canada.

… und er hat mindestens neun Bücher über Tiere verfasst. Glaubt man dem Artikel, war der Mann Naturforscher, Journalist, Direktor bei der Eisenbahn und Präsident von naturwissenschaftlichen Gesellschaften. Das ist genauso unglaublich beeindruckend wie unwahrscheinlich.

Vielleicht könnte jemand, der für die Wikipedia schreibt, Kanada recherchieren? Mich würde es nicht wundern,  wenn herauskommt, dass es sich um unterschiedliche Herrschaften handelt. 

Die Tatsache, dass es einen Claude Mélançon bei der Eisenbahngesellschaft gegeben hat, stützt die Angaben von Denyse Ouimet in dieser Beziehung. Zu justieren an der Aussage wäre nur, dass er ein Direktor bei der kanadischen Eisenbahn war und nicht der Direktor. 

Aber Ouimet fing nicht bei der Eisenbahn an, sondern bei der Kommission für Kriegsinformation (Canadian Information Services (?)). In diesem Amt hat die junge Frau gearbeitet. Da sie nicht mit Jahreszahlen operiert, kann man nur Annahmen treffen. Da sie schrieb, dass sie das Amt verließ, zusammen mit Mélançon verließ, muss dies im Jahr 1940 passiert sein.

Sie gibt als Begründung an:

Als der Informationsdienst – aufgrund eines Regierungswechsels – zur Propaganda überging, kündigte ich zusammen mit meinem Chef.

Nun gab es am 26. März 1940 Wahlen in Kanada, allerdings keinen Regierungswechsel. Die regierende Partei hatte vor der Wahl 173 Sitze und nach der Wahl 179, was bei 245 Gesamtsitzen eine mehr als komfortable Mehrheit für die Liberalen unter dem Langzeitministerpräsidenten William Lyon Mackenzie King war. Er hat sich gerade in den Jahren 1939/40 etwas an den Umständen auf der Welt geändert.

Ouimets Chef ging zurück zur Bahn. Sie wechselte zum Office National du Film, welches nach ihrer Aussage kanadische und alliierte Kurzfilme vertrieb. Nun gab es eine Schilderung, in der sie erklärte, wie sie in die Staaten kam. Es ging um die Benennung des britischen Films »London Can Take It!«, in dem es um das Durchhalten der britischen Hauptstadt ging. (https://bit.ly/3IVUu15)

Einigermaßen ironisch daran ist, dass es sich dabei um einen Propagandafilm handelte. Sie betreute nun also die Art von Filmen, für die sie in ihrer vorigen Position nicht mehr einstehen wollte.

Ihrer Schilderung nach war es ein Regisseur, der von ihr beeindruckt war, weil sie eine gute Übersetzung für den Filmtitel fand. Sie nannte John Guerson, aber mit dem Film hatte dieser den Credits nach nichts zu tun – genannt werden für »London Can Take It!« waren Humphrey Jennings und Harry Watt. Guerson hatte sie, ohne ihr Bescheid zu geben, den Briten empfohlen. 

Diese waren angetan, Denyse Ouimet wohl auch und so arbeitete sie in Philadelphia für die britische Regierung. Angestellt war sie bei den British Information Services – mit Agenten und anderen Schlapphüten hatte das nichts zu tun. Genau genommen war es die Fortsetzung ihrer Tätigkeit in Kanada.

Der Dienst wurde 1941 gegründet, um die britischen Interessen in den USA zu fördern. Erst später bekam er Ableger in der ganzen Welt … und verschwand irgendwann als Institution.

Hat sie da nun als Sekretärin gearbeitet? So hört es sich bei ihr nicht an. 

Schließlich schrieb sie, dass ihr ihre Sekretärin eines schönen Tages den Anruf eines gewissen Rudel Tessier ankündigte. Eine Sekretärin, die eine Sekretärin hat?

Bei Simenon hört sich das so an:

Am anderen Ende der Leitung sprach der Bucklige aus Montreal.
»Ich habe die Sekretärin getroffen. Sie wird morgen in New York sein, und sie ist bereit, Sie zu treffen.«

Denyse Ouimet hatte einen Termin bei der Air Liquide in New York. Die Firma wollte sie für eine Stelle in einer Zweigstelle in Vancouver als Direktor. Der Vertrag sollte mit dem Generaldirektor im Waldorf Astoria besprochen werden. Ich frage mich an der Stelle: War es so oder ist es Hochstapelei? Ich habe wirklich keinen Schimmer, ob Ouimet mit der Bezeichnung als Sekretärin kleiner gemacht wird, als sie war oder ob sie sich bedeutender dargestellt hat.

Sie hatte nicht studiert. Ihre berufliche Stellung erklärte sie mit der Tatsache, dass viele Männer in der Zeit im Krieg war und Frauen ihre Funktionen übernehmen musste. Hört sich plausibel an. Auch werden bestimmte Aspekte – wie das Vorstellungsgespräch in dem Luxushotel – von Simenon bestätigt. Er wusste nicht, was drinnen vor sich gegangen war. In den späteren Schilderungen spielte der Spaziergang zu dem Hotel eine wichtige Rolle. Nun eine Frage: Wer stellt schon eine stinknormale Sekretärin, die in Philadelphia lebt, für eine kanadische Region in einer edlen Herberge in New York ein?

Der Bucklige

Das mit der KI ist wirklich so eine Sache. Manchmal bekommt man zur Antwort, was man gefragt hat. Hin und wieder wird herumgesponnen, was das Zeug hält. Bei der Recherche zu einem Protagonisten in der Ouimet-Simenon-Kennenlern-Story, wurde maigret.de als Quelle für die ermittelten Informationen angegeben. Nur sind die auf der Seite bisher nicht vorhanden gewesen. Auch bei den anderen angegebenen Quellen waren keine Spuren dazu zu finden. 

Gern würde ich mehr über die Sichtweise von Rudel Tessier auf die Sache berichten. Öffentliche Äußerungen von ihm dazu sind nicht zu finden, also bleiben nur die Schilderungen von ihr und von ihm. Simenon geht auf den Mann namentlich gar nicht weiter ein, obwohl er ihn kennengelernt haben muss. Er nennt ihn »den Buckligen«. Der Mann nervte ihn, weil er eine »Sekretärin« für einen Tag ankündigte, an dem der Schriftsteller keine Lust auf Vorstellungsgespräche hatte. Simenon erwecket den Eindruck, als hätte er sich breitschlagen lassen für den Termin.

Wer wäre ernsthaft verwundert, wenn hier offenbart wird, dass das aus der Perspektive von Ouimet ganz anders klingt? Entweder hatte sie das bessere Erinnerungsvermögen (schließlich war sie fast zwanzig Jahre jünger als Simenon) oder einen ausgeprägteren Recherche-Drang oder der Mensch war ihr wichtig. 

Und Simenon halt nicht. 

Vielleicht war er auch nur faul, denn er war sich auch nicht zu schade, Seen in der Nähe von Lakeville ganz neue Namen zu geben. Also den Namen des Verleger erfahren wir nur durch Denyse Ouimet. (Ein interessanter Aspekt: Der Mann, der als Kuppler für die beiden gelten kann, und damit für einen wichtigen Lebensabschnitt Simenons, wird weder von Assouline noch von Marnham mit seinem Namen genannt.)

Tessier war ein französischsprachiger Kanadier und ein alter Kollege Ouimets. Vielleicht war er zu der Zeit als Journalist tätig, aber er hatte zudem mit einem Freund einen Verlag gegründet und dieser hatte Simenon für das französischsprachige Kanada unter seinen Fittichen. Der Exil-Europäer forderte eine zweisprachige Sekretärin. 

Ouimet erklärte ihrem Bekannten, dass sie in völlig anderen Positionen tätig sei als als Sekretärin, woraufhin Tessier erwiderte:

Denyse, ich biete Ihnen keinen Job an! Ich bitte Sie um einen kleinen Gefallen: Da mir die Argumente ausgegangen sind, habe ich Simenon von Ihnen als der idealen Sekretärin erzählt... Sie müssen ihm nur eine Viertelstunde Ihrer Zeit widmen. Sie sagen ihm, dass es Ihnen nicht passt, und ich habe den Anschein erweckt, mein Möglichstes zu tun.

Darauf ließ sich Ouimet ein. Sie würde einen Mann kennenlernen, von dem sie zuvor nie gehört hatte – als Schriftsteller war Simenon für sie ein unbeschriebenes Blatt –, der aber eine große Nummer zu sein schien. Sie kaufte sich ein Buch von ihm – »Liberty Bar«. Es gefiel ihr nicht schlecht, haute sie aber auch nicht so vom Hocker, dass sie gleich für ihn arbeiten wollte.

Kurz zurück zu Tessier: Der 1913 geborene Kanadier hatte sich als Journalist einen Namen als Kritiker von Filmen und Varieté-Vorstellungen gemacht. Diese Position hatte er bei verschiedenen Journalen und Tageszeitungen inne. Mit »La Presse« ist eine dabei, die nicht zu den Kleinen in Kanada gehört. Sein Ausflug ins Verlagsgeschäft ist nicht in die Analen eingegangen. 

1989 starb er – im gleichen Jahr wie Simenon. Er hätte die Gelegenheit gehabt, in den Memoiren seines ehemaligen Schützlings zu lesen und sich in dieser wiederzufinden. Ob er amüsiert darüber war (oder gewesen wäre), dass sein Name nicht erwähnt wird. Simenon aber eine Bezeichnung wählte, die von sehr unvorteilhaft wirkte?

Kennenlernen im Drake

Eigentlich fuhr Ouimet nach New York, weil sie einen Termin für einen neuen Job hatte, der sie sehr interessierte. Simenon wollte sie nach fünfzehn Minuten abservieren. 

Die Konstellation erscheint nicht verheißungsvoll: Ouimet wollte nicht (kein Interesse an dem Job und dem Typ, den sie als »Nervtöter« bezeichnet). Simenon wollte auch nicht (war mit seinen Gedanken bei einer Rothaarigen, die er zu verführen gedachte). 

Erstaunlich, was sich daraus in kürzester Zeit entwickelte.

Spoileralarm: Das mit dem gegenseitigen Desinteresse hatte nicht so gut geklappt!

Die beiden waren im Drake verabredet. 

Nicht nur, dass die Umstände nicht für einen Erfolg sprachen, Simenon machte Ouimet noch vor ihrem Aufeinandertreffen sauer. Sie war pünktlich erschienen. Er nicht. 

Simenon war bei einem kranken Freund. Da hatte er die Zeit vergessen und als es ihm einfiel, hatte er keine Chance mehr, rechtzeitig im Hotel zu sein. 

Als die beiden aufeinandertrafen, war sie nicht nur abgeneigt, sie war zudem wütend.

Sie wäre gern gegangen, aber sie konnte nicht. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie ihr Bargeld im Hotel vergessen. Da sie schon etwas zu trinken geordert hatte, war es ihr unmöglich zu gehen. Und der 3000-Dollar-Scheck, der ihr Monatsgehalt wäre, der würde ihr nichts nützen. Das ist der Moment, wo man den Atem anhalten darf. 

Ich versuche mich zu erinnern: Ich nahm den Umschlag mit dem Scheck über 3000 Dollar, meinem Monatsgehalt, [...]

Eskin hält das für sehr unwahrscheinlich. Ich möchte mich dem anschließen. Fragt man nach, wer was verdient, so werden Daten des U.S. Census Bureau bemüht und danach verdienten

  • Arbeiter
    etwa 2.000 – 2.500 US-Dollar
  • Angestellte
    etwa 2.500 – 3.200 US-Dollar
  • Führungskräfte
    etwa 5.000 – 7.500 US-Dollar
  • Direktoren
    etwa 10.000 – 25.000 US-Dollar (manchmal mehr)

Nun könnte man laut »Hurra!« schreien und »Na siehste!«. Allerdings ist diese Aufstellung eine der üblichen Jahresgehälter in dieser Zeit. Mir fehlt der Glauben, dass eine Mittzwanzigerin – die kein Filmstar, kein Model, keine reiche Erbin, kein Social Media-Influencer – durch die Arbeit in einer Regierungsbehörde mehr verdienen sollte als das Top-Personal von Unternehmen.

Simenon kam mit einer halben Stunde Verspätung und er schaffte es mit seiner Art, sie zu besänftigen. Sie schildert das erste Kennenlernen im Rückblick mit einem Erstaunen darüber, wie ein Mann nett und sanft sein konnte. Und gleichzeitig schroff.

Er sieht besser aus als auf dem Foto im Buch. Vor allem sein Blick ist lebhaft und durchdringend; wieder berührt mich seine Stimme: »Es tut mir leid und ich freue mich.«
[...]
Ich schaue ihn an... Seine Augen, vor allem seine Augen... Sie sind braun und mit grünen Sprenkeln übersät. Seine Hände... Ich finde sie sehr schön, elegant. Seine Lippen sind schmal, die Unterlippe ist leicht geschwollen, ein Zeichen von Sinnlichkeit... Sein Haar ist geschmeidig, seine Stirn leicht zurückgewachsen. Die etwas buschigen Augenbrauen harmonieren mit einer seltsamen spitzen Nase...
Er nervt mich! Wie kann man nur so selbstbewusst sein!

So nehmen wir aus dieser ersten Etappe eine Beschreibung des Lüttichers von Denyse Ouimet mit, die erahnen lässt, warum Frauen ihm schnell verfielen.

Der Tag

Bei Marnham ist zu lesen, dass die erste Begegnung am 4. November 1945 stattfand. Dagegen sprechen sowohl die Schilderungen von Ouimet wie auch von Simenon. Sie schrieb:

An diesem ersten Dienstag im November fanden traditionsgemäß die Senatswahlen statt. Alle Büros würden mittags geschlossen sein, damit die Amerikaner wählen konnten.
Er stimmte sofort zu: »Sagen wir Dienstag; um wie viel Uhr?«
»Um 13 Uhr?«

… und Simenon in den »Intimen Memoiren«:

[...] und als ich auf dem Bürgersteig stand, begann ich mit ausgestrecktem Arm zu winken, um ein Taxi anzuhalten. Alle waren um diese Uhrzeit besetzt, vor allem an diesem Tag, an dem Wahlen für den Kongress stattfanden.

Sind die Schilderungen von dem Paar korrekt, dann liegt Marnham falsch. Der 4. November war in jenem Jahr ein Sonntag. 

Und je nachdem, wie genau man es nimmt, liegen auch die beiden falsch. Zumindest sind ihre Schilderungen etwas ungenau. Hierzulande denkt vermutlich jeder an Kongress- oder Senatswahlen, die Abgeordnete und Senatoren nach Washington D.C. bringen. 

Das war in dem Fall nicht der Fall – diese Wahlen fanden erst ein Jahr später statt. Und die sogenannten Midterm elections waren es auch nicht.

Trotzdem waren ihre Erinnerung daran, dass gewählt wurde, nicht falsch. Hierzulande würde diese Election als Kommunalwahl bezeichnet werden. Die »New York Times« vom 4. November stimmte auf das Ereignis ein:

Das mangelnde Interesse der Öffentlichkeit prägte den Kommunalwahlkampf 1945 in New York City, der morgen Abend zu Ende geht. Nur etwa 2.000.000 Wähler – weniger als zwei Drittel der 3.566.855, die bei den Präsidentschaftswahlen im letzten Jahr ihre Stimme abgegeben haben – werden am Dienstag zur Wahl gehen.

Der Dienstag war der 6. November 1945. Wir hätten somit ein neues Kennenlerndatum der beiden.

Quellen:
Denyse Ouimet – »Un oiseau pour le chat«
Georges Simenon – »Intime Memoiren«