Über die Story
Man sagt, man tue dieses oder jenes, und dabei ist nichts dahinter. Die meiste Zeit tut man nichts, und wenn zufällig etwas tut, ist man verblüfft, denn es ist ganz das Gegenteil von dem, was man gerade tun wollte. Man versteht es nicht, die anderen verstehen es noch weniger, und so bleibt jeder am Ende mit seinem Stückchen Wahrheit allein.
Das kann mir doch einer erzählen was er will, aber mit diesem Stückchen Anfang hat Simenon genau auf den Punkt gebraucht, wie unser Leben läuft. Wenn nicht Ihres, so doch zumindest meins. Ich wollte heute abend, die Suchfunktion verbessern, was tue ich aber gerade? Ich beschreibe diese Erzählung? Sie interessiert die Erzählung aber überhaupt gar nicht, denn Sie sind auf der Suche nach einer mysteriösen schwarzen Kugel, über die sich Simenon einmal ausgelassen hat und die Suchfunktion bringt überhaupt nichts sinnvolles darüber… Ich kann sagen, ja, die Frau des Lotsen ist doch auch ziemlich schön und sehr interessant zu lesen, und die Wahrheit, die in der Geschichte steckt ist doch geradezu erschreckend und sollte unser Leben prägen. Worauf sie antworten, ja, aber was ist denn mit der schwarzen Kugel, die mich jetzt gerade ungeheuer beschäftigt, und auf die mir die Suchmaschine überhaupt keine Antwort geben will, zumindest keine, die mir weiterhilft. Tja… Das ist der Punkt, der von dem Beginn der Erzählung »Die Frau des Lotsen« angesprochen wird.
Ob der Rest der Erzählung irgendeine Antwort auf die Fragen gibt, die im ersten Absatz der Erzählung und im zweiten Absatz der Beschreibung der Erzählung angegeben worden sind gibt, wage ich mal zu bezweifeln. Fest steht: Simenon hat wirklich einen packenden Anfang gefunden.
Bei Madame Dutrillaut, wohnhaft in Rouen, ist ein Kapitän zur Untermiete untergebracht. Er hat so einige störende Gewohnheiten: so kann er es zum Beispiel nicht lassen, sich zum Umkleiden an den Bettrand zu setzen, was der Matratze nicht gerade zuträglich ist (Lernen mit Simenon, ich wusste das auch nicht, glaube aber, dass ich genauso wenig wie Kapitän Porel, meine Gewohnheiten noch ändern werde und mich zum einen sehr gerne auf der Matratze sitzend anziehen werde, genauso wie ich mich gern ... aber das lassen wir jetzt lieber, da es sowieso nicht interessiert. Also dieser Untermieter hat einige für seine Vermieterin unterschöne Angewohnheiten, allerdings ist sie bereit, ihn gegen jeden anderen Menschen in Schutz zu nehmen. Sie dementiert auf das Entschiedenste, wenn behauptet wird, ihr Untermieter wird trinken. DAS kann nicht sein.
Porel ist kein richtiger Kapitän. Vielmehr ist er Lotse.
Er hat so seine Phase. Madame Dutrillaut nennt sie seine Novene, eine Phase, in der er um so heftiger trinkt, sehr melancholischer ist. Diese Phase kann die Vermieterin sehr genau terminieren, um den 29. eines jeden Monats beginnt sie. Es ist der Zeitpunkt, da in Rouen die »Ada« mit ihrem Kapitän Popinga anlegte. Vor einigen Jahren war noch alles in Ordnung gewesen. Porel war sogar mit dem Kapitän befreundet, er lud den Kapitän zu sich nach Hause ein. Bis zu dem Tag, an dem er den Kapitän der »Ada« bei sich zu Hause mit seiner Frau erwischte. So war die Freundschaft nicht gemeint! Der Kapitän verschwand nicht aus seinem Leben, er musste dessen Schiff einen jeden Monat sicheres Geleit geben; aber seine Frau verschwand.
Dann kam der Tag, an dem Popinga, ein Holländer zugeben musste, dass er von der Ex-Frau des Lotsen verlassen wurde.