Über die Story

Das Wetter war schlecht und Maigret konnte sich nur leidlich dazu überreden, noch einmal sein Heim zu verlassen. Aber sie waren bei den Pardons eingeladen und Madame Pardon lockte mit ihrem Boeuf Bourgignon, welches Maigret unvergleichlich fand.

Der Doktor wirkte während des ganzen Abends sehr abgespannt und müde. Beim traditionellen »Männergespräch« erzählte Pardon von seinem Leid mit den Gesundheitsbürokraten, denen die Formulare wichtiger waren als die Menschen.

Die Tür ging auf. Eugènie, die Hausangestellte, die schon so lange bei den Pardons war, dass sie praktisch zur Familie gehörte, meldete den Besuch:
»Monsieur, der Italiener.«
»Welcher Italiener? Pagliati?«
»Ja… Er ist völlig aus dem Häuschen. Es scheint ein Notfall zu sein.«

Diese Information war nicht falsch.

Der Italiener – ein Pizzabäcker, der im gleichen Block wie Pardon wohnte – hatte auf dem Heimweg beobachten müssen, wie ein Mann überfallen wurde. Der Italiener - italienisches Essen macht nicht unbedingt schlank – brauchte ein paar Augenblicke, um vor Ort zu sein. Der zu diesem Zeitpunkt schon Flüchtende hatte immer und immer wieder, auf den am Boden Liegenden eingestochen.

Maigret begleitete Pardon zum Tatort.

Student erstochen
Der Student Antoine B. (21) wurde Dienstag Abend gegen 22.30 Uhr in der Rue Popincourt das Opfer eines Überfalls. Der Unbekannte, der in offenbar räuberischer Absicht mehrmals auf ihn einstach, wurde von einem herannahenden älteren Ehepaar daran gehindert, sein Opfer auszurauben. Antoine B. erlag seinen Verletzungen kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus Saint-Antoine.

So oder so ähnlich hätte die Meldung am nächsten Tag in der Zeitung gestanden, wenn Antoine B. nicht Antoine Batille wäre, der Sohn eines bekannten und reichen Kosmetikherstellers gewesen wäre. Die Meldungen in der Zeitung für diesen Fall, waren nicht so knapp gehalten, der Mord rückte in den Mittelpunkt des Tagesgeschehens. Maigret, der nicht zuständig war und die Aufmerksamkeit, die der Fall erregen würde, noch nicht ahnte, nahm sich des Falls an, weil er sich an alte Streifengang-Zeiten erinnert fühlte.

Die allererste Frage ist natürlich: Warum wurde der Mann umgebracht?

Batille war ein Einzelgänger, einen Freundeskreis besaß er nicht. Das Studium lief so nebenher. Alle Dinge, die er anfasste, ließ er nach einer geraumen Zeit aufgrund von Desinteresse wieder fallen. Nur eine Leidenschaft hatte Batille: seinen Kassettenrekorder. In seinem Zimmer finden sich Hunderte von Kassetten, die nach Aussagen der Schwester Batilles die Highlights der »Hör«-Expeditionen beinhalteten. Aber das Band, das zum Zeitpunkt des Überfalls im Kassettenrekorder lag, war schon interessant genug. Maigret findet dort Anhaltspunkte für ein Verbrechen in der Umgebung von Paris.

Der Ermordete war, was seine Bänder anging, sehr pedantisch. Für eine bessere Zuordnung der Geschehnisse auf den Bändern, sprach er den Ort der Aufnahme auf das Band. So kommt Maigret bei Abhören der Bänder, einem geplanten Einbruch auf die Spur. Er hört, wie sich mehrere Männer für einen der folgenden Tage für dieses »Event« verabreden. Einer der Kellner des Restaurants kann dem Kommissar weiterhelfen, der Mann von dem Nachbartischs Batilles wird identifiziert. Als die Bande sich auf den Weg zu ihrem Opfer macht, sind sowohl die Sûreté als auch die Kriminalpolizei mit dabei. Die Diebe, die sich an einer sehr prächtigen Villa zu schaffen machen, werden von den Sûreté-Leuten umstellt und festgenommen. Der Rue des Saussaies, dem Sitz der Sûreté in Paris, statten sie einen ersten Besuch ab.

Als sie am nächsten Morgen dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, sind sie noch frohen Mutes. Sie haben einen erstklassigen Rechtsanwalt, der sich nicht scheut, Zeitungen und Rundfunk Interviews zu geben, der die Publizität geradezu sucht. Zu der ihnen vorgeworfenen Tat, befolgen die Festgenommenen peinlichst genau die Ratschläge, die ihnen der Rechtsanwalt gegeben hat: sie verweigern die Aussage.

Der frohe Mut verschwindet aber sehr schnell, als man die Festgenommenen zur Kriminalpolizei führt und anfängt sie wegen des Mordes zu verhören. Einer von denen – ein Matrose – kam gehörig ins schwitzen, bei ihm fand man ein Messer, von der Art, wie es Batilles Leben beendete.

Die Presse, die erst vor dem Büro des Untersuchungsrichters und dann vor Maigrets Büro lauerte, begann einen Zusammenhang zu wittern. Am nächsten Tag, erscheint das Foto des Matrosen in einer Zeitung, mit der Frage, ob dies der Mörder Batilles sei. Die Antwort bekommt Maigret kurz darauf: Der Mörder verneint dies in einem Leserbrief an eine Zeitung.