Über bestimmte Sachen gehe ich einfach locker und flockig hinweg, denke mir nicht viel dabei. An anderen Sachen bleibe ich hängen und frage mich: Warum nur? Und plötzlich lese und sammle ich Information über Angelegenheiten, die ich vorher nie für interessant empfunden habe, die mich auch nie beschäftigt haben. Mein Interesse an der Flora ist beispielsweise wirklich klein.
Ein eigenes Kapitel ist dem Enzian in dem Maigret-Roman »Maigret in der Liberty Bar« gewidmet. Vor Kurzem wurde ich gefragt, was es denn damit auf sich hat und was Maigret da wirklich zu sich nimmt. Halten wir zuallererst mal fest: Der Kommissar trank das Getränk mit und konnte sich dafür nicht begeistern. Mir ist auf Anhieb keine andere Stelle eingefallen, bei der Maigret wieder mit diesem Getränk konfrontiert wurde.
»Ist nichts mehr von dem Schiedam von neulich da?«, fragte Maigret die Crew der St. Michel und mit dieser letzten Fragestellung verabschieden wir uns vorerst von der Geschichte des geheimnisvollen Kapitäns. Maigret hat so manches zu sich genommen, in diesem Fall: Rum, Grog, Calvados und einen Schnaps, der mir bis dato nicht untergekommen war – weder im echten Leben, noch bei Maigret.
Psychiater würde wahrscheinlich noch gehen, Kinderarzt wahrscheinlich auch – bei allen anderen Arzt-Spezialisierungen wird es aber schnell blutig und das wäre nichts für mich. Die Härtesten sind aber wohl noch die Gerichtsmediziner – Pathologen –, die in allem möglichen Teilen »herumstochern«. Aber nur so bekam man heraus, dass Albert Rochain zuletzt ein Stockfischpüree zu sich genommen hatte.
Man darf nicht auf die Jahreszahlen schauen, da wird einem Angst und Bange. Wenn ich es recht sehe, ist es fast fünfzehn Jahre her, dass ich an einer Maigret-Tour durch Paris teilgenommen habe – sachgerecht und engagiert von Regine Zweifel durchgeführt – und wir landeten in einem Restaurant, welches einen Kommissar-Maigret-Tisch sein Eigen nannte. Gegessen hatten wir nicht, aber das Schildchen haben wir alle aufgenommen.
Verbrecher jeder Couleur sind schon wichtig in einem Krimi. Gerade den in Frankreich spielenden Krimis mag ich nicht absprechen, dass sie gewisse Sehnsüchte und Fernweh wecken und deshalb gern gelesen werden. Mancher interessiert sich auch für das, was Maigret so in flüssiger Form zu sich nimmt. Schließlich ist seine Vorliebe für Bier und Calvados nicht von der Hand zu weisen. Dann wären da noch die Speisen.
Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und rational sind sie schon gar nicht. Ich esse gern Blutwurst und ich esse gern Ente. Ob ich mich für ein Gericht mit dem Namen »Blutente« oder «Ente in Blut-Sauce« begeistern könnte, da bin ich mir nicht sicher. Aber Maigret mag es und bekommt es bei den Pardons.
Es gibt verschiedene Klassiker der Sekundärliteratur und »Simenon und Maigret bitten zu Tisch« ist eines davon. Wohlgemerkt: Dieser Klassiker ist ein Kochbuch und ist schon das erste Mal in den sechziger Jahren das erste Mal erschienen, allerdings unter einem anderen Titel. Diese Ausgabe ist ein Schlusspunkt.
Es musste ja irgendwann auffallen: Kommissar Maigret speist gern und liebt dabei besonders die heute verbotenen (teilweise verpönten) Sachen wie Innereien und fette Soßen. Robert Courtine veröffentlichte schon in den sechziger Jahren ein Buch, in dem er die Rezepte Madame Maigrets veröffentlichte.