Bildnachweis: Französische Käseplatte - (c) Jill Wellington (Lizenz)
Die geheimen Rezepte
Es musste ja irgendwann auffallen: Kommissar Maigret speist gern und liebt dabei besonders die heute verbotenen (teilweise verpönten) Sachen wie Innereien und fette Soßen. Robert Courtine veröffentlichte schon in den sechziger Jahren ein Buch, in dem er die Rezepte Madame Maigrets veröffentlichte.
Der vollständige Titel des Buches, welches 1979 bei Heyne erschien, lautet »Die geheimen Rezepte der Madame Maigret«. Auf dem Cover sieht man eine Suppenschüssel und in etwas kleinerer Schrift verspricht Robert Courtine die Lieblingsrezepte Maigrets.
Mit langen Vorreden wird sich in diesem Buch nicht aufgehalten. Simenon schrieb ein kleines Geleitwort für dieses Buch und betont gleich zu Anfang
Mein lieber Courtine, seit Jahren schon lehne ich es ab, Vorworte zu schreiben, weil die Zeit dafür meiner Romanschriftstellerei abgehen und die Zahl solcher Vorreden ihnen schließlich jeden Wert nehmen würde.
An dieser Einleitung ist zweierlei interessant und beide Punkte haben mit der Kochkunst überhaupt nichts zu tun: Das französische Original dieses Buches erschien 1974. Zu dem Zeitpunkt hat Simenon schon zwei Jahre die Schriftstellerei aufgegeben und kümmerte sich »nur noch« um seine Erinnerungen, diktierte sie oder schrieb sie aus. Bemerkenswert als zweiter Punkt ist die Einstellung, dass ein Vorwort dem eigentlichen Werk den Wert nehmen können – im Sinne von Rang ablaufen oder entwerten. Das scheint mir eine recht gewagte Argumentation zu sein.
Das Vorwort wurde von Courtine selbst geschrieben und erklärt, wie er an die Rezepte gekommen ist. Es sind nicht nur die Rezepte von Madame Maigret, die man in diesem Buch findet, sondern auch die von Madame Pardon, mit der die Maigrets freundschaftlichen Umgang pflegten und bei dem zwischen den Frauen auch Rezepttausch auf dem Programm stand. (Bestimmte Sachen ändern sich nie.)
Ja, es ist ein Kochbuch – und so ist es unterteilt in Kategorien wie »Suppe und Gemüsecremes«, »Schalen- und Krustentiere« und »Innereien«. Mit einem Dutzend Kategorien wartet das Buch auf seinen 112 Seiten auf.
Will man es positiv formulieren, könnte man sagen: Es wird auf jeden Schnickschnack verzichtet.
Kritisch formuliert könnte es so aussehen: Es gibt keine Abbildungen, worauf man allerdings bei einem Taschenbuch noch verzichten könnte. Man ist es nur von Kochbüchern in der heutigen Zeit nicht mehr gewöhnt, aber es ist vielleicht unfair solch ein Kriterium an ein dreißig Jahre altes Buch anzulegen. Viel störender ist ein anderer Aspekt: Ist man im Rezeptteil des Buches, so geht jeder Bezug zu Simenon verloren. Man kann nicht einmal erahnen, warum dieses Rezept jetzt aufgenommen wurde.
Ein kleiner Trost anbei: In Nachfolge-Ausgaben wurde das Problem gelöst. Freilich nicht von Heyne.