Im Sommer führte ich ein längeres Gespräch mit Daniel Kampa. Im Laufe des Gesprächs erwähnte er, dass er plane, auch die Simenon-Liebhaber immer wieder zu überraschen. Einerseits durch Ausgaben im Retro-Look, andererseits durch Werke, die bisher im deutschen Sprachraum nicht publiziert worden sind. Mit dem ersten Programm ist dem Kampa Verlag das gut gelungen, nun gibt es Aussichten auf das Frühjahr.
Nun ist es endlich soweit: Die ersten der neuen Maigrets sind sowohl in Buch- wie auch in Hörbuch-Form erschienen und stehen den Lesern und Hörern zur Verfügung. Darunter befindet sich auch die Erzählung »Maigrets Pfeife«. Für die Freunde des Zuhörens gibt es hier ein besonderes Schmankerl: Sie können sich einen Teil der Erzählung, gelesen vom Schauspieler Walter Kreye, anhören und so einen ersten Eindruck gewinnen.
Den Mut hatte man wohl damals: Cécile ist in dem nach ihr benannten Roman im besten Fall ein Mauerblümchen. Wahrscheinlicher ist, dass sie nicht wirklich ansehnlich ist. Im Film jedoch denkt man beim ersten Auftritt von Cécile: Eigentlich eine Hübsche, vielleicht ein wenig schüchtern. Aber ein Grund für Maigret, sich über das Lästern seiner Kollegen aufzuregen, ist nicht zu erblicken. Vielleicht ist es nur Neid?
Gab es in den letzten Jahren Berichte über Diskussionen zu Simenon, sei es im Rahmen von Symposien oder Literatur-Festivals, dann war oft John Simenon dabei. Was liegt näher, wenn der Meister nicht mehr greifbar ist, als den Sohn einzuladen? Nur weil ich mich nicht erinnern kann, heißt es nicht, dass es wahr ist: Ich kann mich jedoch an keine Veranstaltung mit ihm in Deutschland erinnern.
Natürlich ist es schön, dass demnächst die Maigrets wieder lieferbar sind. Keine Frage ist es toll, dass lang vermisste Romane wie »Der Schnee war schmutzig« in Neuübersetzungen vorliegen werden. Aber möchte ein Simenon-Leser nicht hin und wieder – ganz so wie bei Raumschiff Enterprise – in unbekannte Galaxien vordringen? Im Herbstprogramm von Kampa gibt es diesbezüglich ein Fixstern: G7.
Dramatische Musik ertönt, Namen längst verstorbenen Schauspieler laufen über den Fernseher und mit der ersten Szene gibt es einen abrupten Wechsel: Akkordeon-Musik, die man gleich mit Frankreich assoziiert, ertönt und man sieht einen Mann in einem Gartenstuhl liegen, eine Zeitung über dem Gesicht, während im Hintergrund zwei Männer Schach spielen und zwei Frauen laut miteinander plappern.
Man kann es auch so sehen: Da landet Daniel Kampa den großen Coup und »schnappt« sich die Simenon-Rechte. Die Geheimnisse, was wann erscheinen wird, lüften aber die Partner des Newcomers mit ihren Verlagsprogrammen. Nun liegt endlich das Herbst-Programm von Kampa vor und an der Stelle wird mal ein kleiner Blick in das Programm geworfen. So können sich die Maigret-Freunde schon jetzt auf den Herbst freuen.
Schon am letzten Mai-Wochenende gab es die ersten Zweifel meinerseits, ob es weiter gehen würde mit Rowan Atkinson als Maigret. Schließlich tauchte bei Amazon ein Angebot auf, dass sich »Complete Collection« nennt. Das kann man als gewisse Großspurigkeit betrachten oder es war – wie von mir vermutet – ein vorgenommener Schlussstrich unter diese Episode. Einen langen Atem hat ITV nicht gehabt.
Es sind merkwürdige Zeiten. So mancher versucht, komplizierte Sachverhalte mit schlichten Erklärungsmustern zu ergründen. Da gibt es keine Scheu, fundierte und belegbare wissenschaftliche Erkenntnisse mit hirnrissigen Verschwörungstheorien zu kontern. Die Ausländer sind an allem Schuld, vermutlich weil sie sich haben impfen lassen und nicht an die flache Erde glauben. Was läuft denn da schief?
Wer mal wieder Simenon-Geschichten vorgelesen bekommen möchte, wird im Herbst voll auf seine Kosten kommen. Ende Oktober bringt Der Audio-Verlag (DAV) zwölf Maigret-Geschichten heraus, die allesamt von Walter Kreye gelesen werden. Als hätte man mit den 33 CDs nicht schon genügend zu tun, gesellen sich noch einmal 21 Compact Discs mit Non-Maigret-Stoff dazu. Spielt da die 2-CD-Zugabe biographischer Natur noch eine Rolle?
Nennen wir es mal eine Vermutung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Rowan Atkinson es als Maigret-Darsteller auf vier Seiten in eine aktuelle »Bravo« schafft, ist sehr gering. Die Wette würde ich auch für drei seiner Vorgänger halten: Weder Bruno Cremer noch Michael Gambon noch Jean Richard wurde eine solche Ehre zuteil. Das hat nur Rupert Davies geschafft. Danach ebbte das große jugendliche Interesse an Maigret schnell ab.
Es ist mehr eine Bestätigung denn eine Neuigkeit: Die Taschenbuch-Ausgaben der Maigret-Romane erscheinen in Zukunft im Hamburger Hoffmann & Campe-Verlag. Unter den deutschen Verlagen gilt der Hamburger Verlag als Institution – 1781 gegründet, war er in seiner Frühzeit die Heimat von Autoren wie zum Beispiel Heinrich Heine, später dann von Siegfried Lenz und seit jüngerer Zeit auch dem alten Diogenes-Autoren Eric Ambler.