Über die Story

Es ist heiß, sehr heiß. Paris ist entvölkert, alles ist im Urlaub. Die Anderen, die sich noch in Paris befinden, sind entweder die Bedauernswerten, die nicht in die Ferien fahren dürfen oder können oder Freiwillige, die als Touristen die Stadt in Beschlag nehmen.

Ein Mann wird zum Quai gebracht. Zwischen zwei Inspektoren eingepfercht, der eine davon Lognon, zieht er sich den Hut tief in das Gesicht. Er will nicht erkannt werden, denn auf den Fluren des Quais lauern immer Journalisten und Bildreporter, so auch an diesem Tag. Als sie die Inspektoren mit dem scheuen Mann kommen sehen, stürzen sie sich natürlich sofort auf die Ankommenden.

Sie vermuten, da der Mann zu Maigret gebracht wird, das dieser irgendwas mit den brutalen Morden zu tun hat, die Paris zur Zeit erschüttern. Die Verbrechen wurden immer im achtzehnten Arrondissement – Montmartre – verübt, in einem kleinen Viereck der Metrostationen Lamarck, Abbesses, Place Blanche und Place Clichy. Mittlerweile waren fünf Frauen dem Täter zum Opfer gefallen: immer der gleiche Typus – kräftige, um nicht zu sagen fette Frauen, die aber aus den unterschiedlichsten Schichten und Altersgruppen kamen.

Die Stadt geriet in Panik, angeheizt durch die Presse und der Kommissar, die gesamte Polizei haben nicht, was sie vorweisen können. Das ist, um es gelinde auszudrücken, eine sehr unglückliche Situation.

Maigret unterhält sich bei einem der regelmäßigen Treffen bei Pardons mit einem berühmten Professor Tissot, der – so der Originalton – das Irrenhaus Sainte-Anne leitete. (Heute gibt’s da sicher sympathischere Begrifflichkeiten…) Der Professor, ein sehr sympathischer Mann, Maigret nicht ganz unähnlich, fragt den Kommissar über den Fall aus, in einer Art und Weise die deutlich macht, dass der Arzt sich ausführlich mit dem Fall beschäftigt hat. Am Ende des Gespräches hat Maigret dem Professor bewiesen, dass der Polizeiapparat wirklich keine Möglichkeit, keinen Zusammenhang außer acht gelassen hat. Tissot hilft Maigret auf seine eigene Art, der injizierte ihm eine Idee. Diese Idee führt dazu, dass der Mann in Begleitung von Lognon zum Quai geführt wurde.

Dieser Mann kann nur der Täter sein! Dieser Gedanke durchschoss die anwesenden Reporter und das kabelten sie auch sogleich ihren Redaktionen. Schon am nächsten Tag wird in den Zeitungen die Frage gestellt, ob der Mann, der so bemüht ist, sein Gesicht zu verdecken, der Mörder vom Montmartre sei. Der denkt gar nicht daran, irgendetwas zu gestehen, ist er doch nur Bestandteil eines Planes von Maigret, um den Serienmörder aus der Reserve zu locken. (Einen ähnlichen Plan hat der Kommissar schon einmal angewandt – nachzulesen in der Kurzgeschichten »Der Mann auf der Straße«.) Der Untersuchungsrichter zu dem Fall – na wer kann das anders ein als der berühmte Richter Coméliau – ist außer sich. Denn er glaubt, was er in den Zeitungen liest, muss aber kurze Zeit später feststellen, dass er damit genauso hereingefallen ist wie die Presse und darüber hinaus sich dann auch mit einem irrwitzigen Plan des Kommissars konfrontiert sieht. Unter der Bedingung, dass er als politischer Beamter von diesem Plan nichts wüsste, darf Maigret anfangen, seine Falle zu stellen.

In die tappst der Täter dann auch prompt herein…