Gestern gab es ein neues Hörspiel auf dem NDR zu hören. Es ist jedoch online nicht verfügbar, weshalb ich vom vierten gleich zum sechsten Streich springe, welcher schon verfügbar ist. Nach den Feiertagen gehe ich mal der Frage nach, warum »Der Buchhändler von Archangelsk« nicht online zur Verfügung steht. Aber nun zu »Die Glocken von Bicêtre«, einer der Romane Simenons, an dem ich wirklich hänge.
Zeugin winkt Zeugen herbei, weil am Boden eine Leiche liegt. Zeuge holt Polizei und muss bei der Rückkehr feststellen, dass die Leiche nicht mehr dieselbe ist. Die Zeugin hat von einem Wechsel nichts bemerkt. Die Leiche wird abtransportiert. Die Leiche des Ermordeten verschwindet aus dem Krankenhaus, bevor der Kommissar sie untersuchen kann. Mit diesem verrückten Fall muss sich der Kommissar G7 befassen.
In den ungemütlichen, dunklen Herbst- und Winter-Monaten bekommen wir hin und wieder Besuch. Zwei, drei Rehe kommen dann vorbei, machen es sich im hinteren Teil des Gartens bequem, knuspern an heruntergefallenem Obst und Tannenzweigen, bevor sie weiterziehen. Keine Ahnung warum das Reh im Juni plötzlich bei uns im Garten stand und am vertrockneten Rasen knabberte, wo es nebenan eine saftige Weide gibt.
Die Katze heischt um Aufmerksamkeit, möchte den Kopf gekrault bekommen. Bei den lustigen Geräuschen, die sie dabei von sich gibt, eine Mischung aus Gurren und Rufen, fällt es ihr leicht, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Weiter weg liegt der Kater, erschlagen vom Nichtstun und ich genieße, katergleich, den Nachmittag auf der Terrasse unter blauem Himmel und denke mir, ein Waldgrundstück hätten wir damals auch haben können.
Der Titel sagt eigentlich schon alles: Simenon legt sich auf die Couch und ein paar Ärzte hören genau zu, was der Schriftsteller zu erzählen hat. Wer das liest, muss schon sehr am Leben und an dem Werk Simenons interessiert sein.
Wie das wohl ist? Man sitzt mit seiner neuen Flamme, der ersten vielleicht überhaupt, gemeinsam in einem Café. Unterhält sich mit ihr über Gott und die Welt, was man mit den Eltern nicht mehr kann, weil sie einen entweder nicht interessieren oder man das Gefühl hat, dass sie einen nicht verstehen, und wird dann darauf hingewiesen, dass die Mutter ein gegenüberliegendes Gebäude verlässt, in dem sie eigentlich nichts zu suchen hat. Unglücklicherweise hat die Mutter von André Bar mitbekommen, dass sie beobachtet worden ist und so verändert sich das Klima im Hause Bar merklich.
Die Mittelmeerküste Frankreichs hat seine Reize. Reize, denen man durchaus erliegen kann. Besonders schwer hat es Monsieur Mahé erwischt, der sich von seinem gewohnten Urlaubsort im Midi trennt, um den Familienurlaub nur noch auf einer Mittelmeerinsel zu verbringen. Die Frau ist sprachlos; die Mutter schaut fassungslos zu, ohne es groß zu kommentieren – was soll man von einem Mann erwarten, dessen Vater sturzbetrunken versucht hatte, ein Pferd zu heben und dabei umkam? Der Doktor entdeckt nicht nur die Reize der Natur in der mediterranen Umgebung.
Dr. Bergelon glaubt, eine gewisse Überweisungspraxis würde sein Einkommen steigen lassen. Getrieben durch die Ansprüche seiner Frau liefert er sich dem Können Doktor Mandalins aus, der prompt bei der ersten Patientin versagt. Marthe Cosson verstirbt kurz nach der Totgeburt ihres Kindes. Der Mann versinkt nur kurz in Trauer, dann macht sich Wut breit und er schwört Dr. Bergelon Rache. Für den wird die Situation zu einer Befreiung.
Der Wucherer spielt nicht die Hauptrolle. Ein Arzt ist der Hauptakteur. Aber der wuchert auch nicht. Weder mit Geld, Lebensfreude noch mit Spannung. Er erzählt, wie er damals von seinen Eltern zu seiner Tante kam, die ihm das Studium finanzierte und machte sich Gedanken darüber, was denn wohl dem Onkel passiert ist, der eines Tages verschwand und den man als Wucherer bezeichnen konnte.
Der große Maugin hat ein Gespräch mit seinem Arzt. Dabei macht ihm dieser deutlich, dass er eine überschaubare Lebenserwartung hätte, wenn er nicht auf der Stelle kürzer treten würde. Maugin ist Vollblutschauspieler, engagiert im Film und auf der Bühne und denkt überhaupt gar nicht daran. Was sollte er zu Hause, wo er doch vom Publikum gefeiert wird? Dann stirbt die Frau seines unehelichen Sohnes, er hat einen fürchterlichen Auftritt vor seiner Frau und Schatten aus der Vergangenheit tauchen auf. Zeit für den neunundfünfzigjährigen Schauspieler sein Sein zu überdenken.
Das Baby konnte mit der Hitze nicht umgehen. So blieb dem Vater nichts anderes übrig, als seine Stellung aufzugeben, auch wenn ihm damit ein ordentlicher Teil seines Lohns verloren ging. Er landet in einer engen Kabine auf der »Aquitaine«, die zurück auf dem Weg nach Bordeaux ist. Auf dem gleichen Schiff hat es sich auch der reiche Lachaux bequem gemacht, der sein Leben damit verbringt, das Leben anderen Menschen schwer zu machen. Das ist in diesem Fall in erster Linie der Kapitän, der bei jeder Kleinigkeit aufgesucht wird und in zweiter Linie die anderen Passagiere, die von soviel Gemeinheit ziemlich angeekelt sein dürften. Donadieu, der Schiffsarzt, beobachtet mit kühler Distanz das Treiben auf dem Schiff und versucht hin und wieder bestimmte Geschicke zu lenken.
René Maugras ist erfolgreicher Herausgeber einer Zeitung in Paris. Dann liegt er im Krankenhaus von Bicêtre, ein hilfloses Bündel, dass sich nicht bewegen kann und keinen Ton herausbringt. Alle sind um ihn bemüht, nur Maugras weiß nicht, ob er die Kraft investieren soll, um ins Leben zurückzukehren. Im Krankenbett lässt er sein Leben Revue passieren.