Maigret und die Kanalratten

Noch ein Fernseher


Es ist nicht so, dass Maigret nicht wirklich mit Fernsehgeräten zu tun gehabt hat: In den späteren Maigrets wird davon berichtet, dass der Kommissar und seine Frau ihre Abend vor der Flimmerkiste verbrachten. Allerdings ist es nicht so, dass Simenon prophetische Fähigkeiten im Hinblick auf technische Entwicklungen gehabt hätte, weshalb auch der zweite Fund in »Maigret in Nöten« eher einem Übersetzungstrend folgte.

Eine plausible Erklärung gibt es nämlich nicht, dass Maigret mit der folgenden Aussage von Ducreau konfrontiert wird:

»Er war auch hier. Er versuchte zwei Stunden lang, den Fernsehapparat zu flicken, und am Ende lief er doch nicht besser.«

Er ist in diesem Fall der Sohn. Heutzutage ist es wohl ein Ding der Unmöglichkeit, einen Fernseher einfach zu reparieren. Mir ist aber so, als ob das bei den Röhrenfernseher damals auch so gewesen ist und man einen Heidenrespekt hatte. Gerade wenn es sich um eine neue Technologie handelt, die recht teuer ist, lässt man doch nicht Hinz und Kunz an so ein Gerät – man holt einen Experten.

Auch bei dem Fundstück handelt es sich um eine Diogenes-Ausgabe aus den Achtzigern. In der Werkausgabe aus dem Jahre 2008 heißt es schon:

»Er war auch hier. Er hat zwei Stunden lang versucht, den Radioapparat zu reparieren, und am Ende lief er doch nicht besser.«

​Man weiß, in welcher Zeit die Geschichten spielen und hier auf Zwang etwas modernes draus zu machen, scheint mir nicht angebracht. Wer möchte schon lesen, dass in einem Maigret-Roman ein Smartphone repariert wird oder der Sohn versucht hat, die Bluetooth-Verbindung mit irgendwas einzurichten, weil es gerade der Trend ist. Es würde deshalb schon nicht passen, weil sich nur die Technik weiterentwickelt hättet – die Menschen und die Gesellschaft aber nicht. Ich würde das hochgradig albern finden.