Werkfuehrer

Ein Werkführer


Wäre das eine »richtige« Redaktion und hätte diese einen Chefredakteur, ich würde ihn wohl unter anderem mit meiner Prioritäten-Setzung in den Wahnsinn treiben. Will sagen: Ich bin mit diesem Thema hoffnungslos spät dran. Denn die Publikation, um die es geht, ist schon vergriffen und nur noch auf Anfrage erhältlich. Etwas Vergleichbares gibt es in gedruckter Form in deutscher Sprache bisher nicht.

Der Titel ist so nüchtern wie ein Roman von Simenon und lautet »Georges Simenon – Die 50 Romane bei Diogenes«. Autor des Heftes ist Peter Kaiser, dessen Vita besagt, dass er unter anderem Buchhändler und Dichter sei. Unterstützung gab es von Johannes Schmid.

Die Ausgabe

Wer nun stutzt, denn Simenon hatte weit mehr als fünfzig Romane geschrieben und bei Diogenes sind in der Zeit wesentlich mehr Titel erschienen als nur knapp über vier Dutzend, der liegt ganz richtig. Nachdem die Maigret-Werk-Ausgabe in etwas edlerer Ausstattung von Diogenes abgeschlossen worden war, gab man in der gleichen Aufmachung die Non-Maigrets heraus. Dabei beschränkte man sich auf fünfzig Romane – die besten, wie man damals bekundete.

Da die Geschmäcker verschieden sind, mag die getroffene Auswahl aber nicht jedem liegen. Nur eine persönliche Vermutung: Es hätte Diogenes eventuell geholfen, die Rechte zu behalten, wenn sie sämtliche Non-Maigrets in der Reihe veröffentlicht hätten. Aber so wurde eine andere Geschichte daraus: Nach einem flotten und forschen Anfang wurde zum Ende die Herausgabe gestreckt. Es setzte eine »Dürreperiode« ein und schließlich verlor Diogenes die Rechte an dem Werk Simenons.

Der Streifzug

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In diesem Heft, es hat 56 Seiten, werden die Romane beschrieben, die in der Reihe erschienen sind. Somit fallen die Maigrets komplett raus. Jedem in der Reihe erschienen Roman wird eine Seite gewidmet, nur wenigen Geschichten wird mehr Raum eingeräumt. Das hört sich weniger an, als es ist. Zu jedem Roman der Edition gibt es eine Kurzbeschreibung der Handlung von Peter Kaiser und in mit dem letzten Absatz eine kurze Bewertung. Das ist kurz und prägnant gehalten.

Zitate aus den Büchern werden sehr spärlich verwendet.

Die Gestaltung der Broschüre ist schlicht. Das Cover ist mit dem Akt einer Frau illustriert, was absolut passend ist. Allerdings wird man die Broschüre in den sozialen Medien wohl nicht populär machen können. Die Grundschrift ist klein. Auf diese Weise konnte man sich auf eine Seite beschränken. Mit einer üblichen Schriftgröße wäre man locker bei hundert Seiten oder mehr gelandet. Da es sich nicht um ein Heft handelt, welches in einem Zuge »konsumiert« wird, ist das kein Drama. Hier geht es um Orientierung. Die meisten Leser:innen werden es als Nachschlagewerk nutzen oder als Ratgeber, zu welchem Roman von Simenon sie als Nächstes greifen sollen.

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass ein solcher Werkführer der Diogenes-Edition gut zu Gesicht gestanden hätte. 

Bezug

Erschienen ist das Heft in der »Edition Syrinx« in der »Die Brache«, welche in St. Pölten residiert. Die Texte entstanden kurz nach dem Erscheinen der Bücher und wurden in der Literarischen Gesellschaft St. Pölten veröffentlicht. Dies ist die erste Veröffentlichung, in der die Beschreibungen gesammelt erschienen sind.

Weitere Information ist unter www.diebrache.wordpress.com zu finden und ggf. auch Neuigkeiten über Neuauflagen.

[Update 11. April 2023]
Wer Interesse hat, kann sich gern über die Webseite an den Verlag wenden.