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... aber illustriert
Der gedachte Titelwitz wird nicht funktionieren! Da ich genügsam bin, reicht es mir, dass ich ihn verstanden habe. Dass ich ihn erklären muss, ist ein Kollateralschaden: Es geht um den Titel des vorangegangenen Beitrags, der zumindest nun entweder rechts daneben steht oder unterhalb – und deshalb nicht verstanden werden kann. Also: Reader’s Digest Fallen-Variante Teil 2.
In dem Vorgänger-Beitrag ging es darum, wie und auch ein wenig darum, wieviel Reader’ Digest den Roman »Maigret stellt eine Falle« gekürzt hatte. Nach meinem Empfinden, das aber allein darauf beruhte, in dem Buch zu blättern, wäre ich von einer viel drastischeren Kürzung als von ungefähr fünfzehn Prozent ausgegangen. Hier bedarf es einer Klarstellung, wie ich an einem kleinen Beispiel klar machen möchte:
| Text 1 | Text 2 |
| An einem sonnigen Frühlingstag im Mai spazierte der kleine Lapointe, der gerade erst fünfundzwanzig Jahre alt geworden war, zusammen mit seinem geschätzten Vorgesetzten durch einen weitläufigen Park. Sie unterhielten sich angeregt über den aktuellen Fall, die Kollegen und die warme Frühlingssonne, die durch die Baumkronen schien. | Im Mai ging der fünfundzwanzigjährige Lapointe mit seinem Vorgesetzten im Park spazieren. Sie sprachen über den aktuellen Fall, Kollegen und die Sonne. |
Der Text ist etwa um 50% gekürzt worden. Da wir es aber mit der gleichen Handlung (Spaziergang), den gleichen Charakteren (Lapointe, Vorgesetzte), dem gleichen Zeitpunkt (Mai, Frühling), den gleichen Gesprächsthemen und natürlich dem gleichen Ort zu tun haben, würde das ermittelnde Programm eine Übereinstimmung von 85% bis 90% ermitteln. Der Grund: Das Thema wurde nicht verfehlt, Information geht den Leser:innen nicht verloren.
Der Kern der Analyse, die das Programm vornimmt, umfasst semantische und narrative Ähnlichkeit, nicht die Textlänge oder wörtliche Übereinstimmung. Das macht es ideal, um verschiedene Übersetzungen desselben Werks sowie gekürzte und Originalfassungen zu vergleichen, wie auch das französische Original mit den deutschen Übertragungen.
Das kann also spannend werden in Zukunft …
Im Falle von den beiden Ausgaben gibt es, was die reine Zeichenanzahl angeht, diese Kennziffer. Die Kampa-Ausgabe kommt auf 225.600 Zeichen, die von Reader’s Digest auf 139.500 (die Zahlen sind von mir gerundet worden, da es durch unterschiedliche Absatzgestaltung und Rechtschreibung sowieso zu Ungenauigkeiten kommt). Die Kürzung nach Zeichen liegt also ungefähr bei 40% liegt.
Jacques Poirier
Der Name wird einfach mal in die Runde geworfen und sollte von irgendwoher der Ruf erschallen »Ach, der!«, dann möge die- oder derjenige sich an meinem tiefen Respekt erfreuen, denn ich würde davon ausgehen, dass dieser Künstler wahrscheinlich nur wahren Kennern etwas sagt.
Interessant an Jacques Poirier ist, wie er in unterschiedlichen Regionen wahrgenommen wird. Fangen wir mit dem deutschsprachigen Raum an, weil wir es da kurz und knackig halten können: Da ist nicht viel zu finden.
Die englischsprachige Wikipedia hat einen sehr ausführlichen Artikel über den Künstler und beschäftigt man sich mit ihm, dann ist es nicht weit und man taucht ein in die künstlerische Spielart des Trompe-l’oeil, was ich mal gänzlich unfachmännisch als Illusionsmalerei übersetzen würde. Das könnte ganz meins sein, denn ich mag es auch, Menschen hinters Licht zu führen: Also werden bei diesem Stil illusionistische Techniken angewandt, um eine verblüffend wirklichkeitsgetreue Wiedergabe von Gegenständen oder Architekturelementen zu erzeugen. Betrachter:innen sollen den Eindruck bekommen, dass der Blick auf reale Dinge falle und es keine gemalten Bilder wären. Häufig wird Trompe-l’œil in Wandmalereien, Deckenfresken oder Stillleben eingesetzt. Typisch sind dabei ausgefeilte Perspektive, Lichteffekte und Detailgenauigkeit. Da stellt sich die Frage, ob es nicht günstiger, wäre das zu bauen – aber dann wäre halt auch der Witz weg.
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Poirier, der 1928 geboren wurde und 2002 starb, hatte sich dieser Technik verschrieben und offenbar war das seine zweite Karriere. Seine Mutter hatte auch ein Faible für Farbe und Leinwände. So gesehen war Jacques Poirier vorbelastet. Statt sich aber auf die Malerei zu stürzen, wählte er Illustrationen. Dort machte er sich einen Namen bei der Illustration von Büchern.
Das ist der Aspekt, den man präsentiert bekommt, schaut man sich auf französischsprachigen Seiten um. Sein illustratorisches Schaffen ist umfangreich. Nach dem Motto »Gemalt hat er auch, ja …« werden auf seiner Wikipedia-Seite Gemälde aufgeführt, aber dann folgt eine wahrhaft lange Liste von Werken, für die er Zeichnungen beigesteuert hat, zum Beispiel für die berühmte Bibliothèque verte, in der Kinder- und Jugendbücher erschienen sind. Sie galt in Frankreich als Institution und ich bin gar nicht so, aber zu konstatieren ist, dass sie heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist.
Just der!
In dem Band, der mir vorliegt und in dem der Fallen-Roman zu finden ist, sind eine ganze Reihe von Illustrationen zu finden. Das Titelbild geht über eine Doppelseite, die anderen farbigen Zeichnungen jeweils über eine Seite.
Diese sind von dem erwähnten Jacques Poirier. Mir erscheinen sie sehr stimmungsvoll und passen gut zu der Handlung, die in der Geschichte beschrieben wird. Das erweckt in mir den Eindruck, dass es den Herausgebern nicht in erster Linie darum gegangen ist, die Story um jeden Preis zu kürzen. Vielmehr war die Intention die, dass Krimi-Lesern eine leichte und bekömmliche Lektüre geboten wird, die sich strikt an der Handlung orientiert.
Umso bedauerliche, dass wohl gerade diese Auswahlbände am ehesten in den Papiercontainern verschwinden werden, weil die Geschichten keine Originale sind. Was man von den Zeichnungen wohl nicht behaupten kann.


Dieses umfassende Werk vereint detaillierte Informationen über Simenons Werk, und ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Sammler und Fans. Der erste Band der Simenon-Bibliografie – über die Maigret-Ausgaben – erschien am 31. Mai 2024.