Von denen, die sich das Buch »Les scoops de Simenon« zulegten, dürften die wenigsten überrascht gewesen sein, dass die Ursprünge von Simenons Werk im Journalismus liegen. Insofern werden es die Interessierten auch nicht als »unbekannte Facette« betrachten und zur Zielgruppe zähl(t)en hauptsächlich Simenon-, Journalismus- oder Lüttich-Interessierte.
Jahreszahlen sind in der Geschichte um die beiden jungen Männer René Delfosse und Jean Chabot, die in eine Affäre im Lütticher »Gai-Moulin« verwickelt sind, nicht zu finden. Ob absichtlich oder nicht, wirft Simenon den Interessierten Leser:innen aber trotzdem einen Brotkrumen hin, der es ermöglicht, zumindest einen Zeitraum für die Geschichte festzulegen.
Meine bessere Hälfte war der Meinung, dass ich während des Filmes sehr gefesselt war und dem Streifen zugewandt war. Betreibt man so etwas wie diese Seite, ist die Herangehensweise an eine Maigret-Verfilmung eine andere, als würde man sich einen normalen Blockbuster anschauen. Aber es gab noch einen zweiten Aspekt: Ich war in steter Sorge um die Maigret-Figur.
Wäre das eine »richtige« Redaktion und hätte diese einen Chefredakteur, ich würde ihn wohl unter anderem mit meiner Prioritäten-Setzung in den Wahnsinn treiben. Will sagen: Ich bin mit diesem Thema hoffnungslos spät dran. Denn die Publikation, um die es geht, ist schon vergriffen und nur noch auf Anfrage erhältlich. Etwas Vergleichbares gibt es in gedruckter Form in deutscher Sprache bisher nicht.
Mit dem Erscheinen des Maigret-Films mit Depardieu (läuft seit dem 30.3.) sollte im Kampa-Verlag auch eine Spezial-Ausgabe erscheinen. Geplant war, dass diese Ausgabe sich an die Gestaltung des Film-Covers anlehnte. Daraus ist nichts geworden, die Ausgabe ist ersatzlos gestrichen worden. Eine offizielle Verlautbarung gibt es nicht, aber jeder kann sich seinen Teil denken.
Der letzte Eintrag hatte eine passende Überschrift, die zu den letzten beiden Monaten passt: Einerseits ist eine Menge passiert, andererseits lebte ich auf einer Baustelle, länger als ich es geplant und vor allem auch gewünscht hatte. Aber nun ist es vorbei und das Simenon-Tagwerk beginnt wieder. Soll ja nicht von null auf hundert gehen, deshalb nur eine Kleinigkeit. Nicht der Rede wert ...
Hat man so viel mit Kalenderdaten zu tun, wie ich bei der Zusammenstellung des Kalenders, kommen unweigerlich komische Fragen auf. Beispielsweise: In welchen Monaten mag der Meister wohl die meisten Bücher geschrieben habe? Ist man bei der Frage, kommt ist man auch fix bei der Frage, ob Simenon so etwas wie Maigret-Monate hatte. Ein Kinderspiel Daten, die man hat, auszuwerten.
Die letzten Wochen wurden genutzt, die Bibliografie auf der Webseite bezüglich der Originaldaten zu prüfen, zu korrigieren und zu ergänzen. Darunter waren auch Angaben zu Vorabveröffentlichungen. Ganz erstaunlich ist, wie oft es Simenon gelang, seine Werke in Zeitungen und Zeitschriften zu platzieren. Auch anderen Verwertungsarten gedruckter Natur war er ganz und gar nicht abgeneigt.
Den offiziellen Angaben nach hatte ist die deutschsprachige Ausgabe von »Maigret und die alte Dame« 1954 erschienen. Der Bertelsmann-Lesering kam kurz darauf mit seiner Buchklub-Ausgabe heraus. Dem Impressum lässt sich nicht entnehmen, in welchem Jahr es gewesen ist. Nimmt man den Beschreibungstext, so könnte man annehmen, dass es das Jahr 1955 gewesen ist.
Wie jedes Jahr nähert er sich wieder, der Geburtstag unseres Meisters. Die Frage ist nur, an welchem Tag wollen wir den Geburtstag denn nun feiern? Ist es der 12. oder ist es der 13.? Eine endgültige Antwort kann an der Stelle nicht gegeben werden – aber es gibt interessante Beobachtungen. Die gute Nachricht ist vielleicht, dass Feierwütige gleich an zwei Tagen auf den Schöpfer des bekannten Kommissars anstoßen können!
Auch um die, die schon alles von Simenon haben und lasen, sorgen sich die Verlage. Nicht besonders oft, zugegeben, aber hin und wieder bekommen auch diese Menschen noch ein Häppchen zugeworfen: Das sind dann Bildbände, in denen Ausschnitte von Texten des Meister mit Bildern oder Zeichnungen kombiniert werden. Wie beispielsweise in »Le Paris de Simenon«.
In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges – am 30. April 1945 – wurde München befreit. Nennenswerten Widerstand gab es nur noch wenig, weshalb mancherorts der Eindruck entstanden war, das wäre eine Spazierfahrt für die Befreier gewesen. Die Altstadt war stark zerstört, der Rest Münchens etwa zur Hälfte. Drei Monate nach Kriegsende erschien aber schon die erste Illustrierte.