Hierzulande früher

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Wie jedes Jahr nähert er sich wieder, diesmal sogar als ein kleines Jubiläum: 120 Jahre würde unser Geburtstagskind dieses Jahr alt werden. Was wird uns im Vorfeld erwarten? An Hörspielen ist nichts angesagt und ungeduldig blickt man auf das Fernsehprogramm von arte – aber diesmal nichts. Vielleicht sind die Redakteure irritiert, da sie nicht wissen, welcher Tag es genau ist?

Als ich vor Kurzem ein Buch bestellte, war in der Lieferung nicht nur selbiges enthalten sondern, es war in Zeitungen eingewickelt. Soweit ist das nichts besonderes, allerdings dachte ich mir bei näherem Hinschauen: Normalerweise nimmt man doch Material, was noch nicht so alt ist. Die Zeitung jedoch war aus dem Jahr 2003, aus dem Februar 2003. Das gute Stück war also zwanzig Jahre alt und stammte aus der Woche vor dem große Jubiläum.

In der »Samedi Plus« war dem Simenon eine ganze Seite eingeräumt und es wurde eine Sonder-Ausgabe für den 12. Februar angekündigt. Moment, warum denn für den Tag zuvor. Der Mann wurde doch am 13. geboren!

Die Gründe könnten schlicht produktionstechnischer Natur gewesen sein und die Redaktion wollte am Tag zuvor mit dem Thema erscheinen, das mochte sein. Es mochte daran liegen, dass wie Mark Lawson 2002 schrieb, dass die offiziellen Feierlichkeiten des großen Jubiläums auf den Tag gelegt wurden. Sei's drum – ich wurde jedoch angehalten, mir die Daten auf der Webseite anzuschauen. Durch die Bank ist da vom 13. Februar die Rede. 

Ein Blick in die deutschsprachige Wikipedia ließ mich stutzig werden. Dort wird als Geburtsdatum der 12. Februar angegeben. Versehen ist das mit einer kleinen Fußnote. In dieser wird auf die Biografie von Patrick Marnham verwiesen, der angibt, dass Simenon um 00:10 Uhr geboren wurde und das am 13. – Mutter Henriette war jedoch sehr abergläubig und wollte ihren Erstgeborenen nicht mit einer solchen Unglückszahl ins Leben startete. Denn dieser 13. wäre noch auf einen Freitag gefallen. Also drängte sie den Doktor, die Geburtszeit vorzuverlegen, so dass er noch am Donnerstag geboren wurde. Der Vater stiefelte am nächsten Tag zum Standesamt und gab den 12. Februar als Geburtstag an. So steht es auch auf der Geburtsurkunde.

Diese Episode des Auf-die-Welt-Kommens Simenons ist recht bekannt und wahrlich keine Neuigkeit.

Was macht man bei einer solchen Quellenlage? Die schreibenden Nutzer der deutschsprachigen Wikipedia entscheiden nach Aktenlage. Wenn in der Geburtsurkunde der 12. Februar steht, dann hat das zu gelten. Interessanterweise sieht man das im Rest der Welt nicht so. Ich habe die verschiedensten Sprachen geprüft und konnte keine weitere Wikipedia-Community finden, die sich ebenfalls auf den Freitag als Geburtstag festlegt. Überall ist vom 13. die Rede. Dabei wird teilweise 

Das ist nun kein Spleen der fremdsprachigen Wikipedianer, auch der Brockhaus und die Britannica (s. Screenshot) legen sich auf diesen Tag fest.

Wie schrieb schon Mark Lawson vor zwanzig Jahren im »The Guardian«:

Das Leben von Georges Simenon begann mit einer Lüge. Er wurde während eines Regenschauers in Lüttich geboren, 10 Minuten nach der Ankunft des Freitags, dem 13. Februar 1903. Aber seine abergläubische Mutter bestand darauf, dass die Geburt für den vielversprechenderen Donnerstag eingetragen wurde. So zündete er 86 Jahre lang, bis zu seinem Tod in der Schweiz, jedes Jahr Kerzen zu einer Fiktion an, und in drei Monaten wird sein hundertster Geburtstag einen Tag früher gefeiert.

Was stimmt, ist schwer zu sagen: Wir werden eine kleine Kerze am 13. Februar anzünden.