Les scoops de Simenon

Der junge Journalist


Von denen, die sich das Buch »Les scoops de Simenon« zulegten, dürften die wenigsten überrascht gewesen sein, dass die Ursprünge von Simenons Werk im Journalismus liegen. Insofern werden es die Interessierten auch nicht als »unbekannte Facette« betrachten und zur Zielgruppe zähl(t)en hauptsächlich Simenon-, Journalismus- oder Lüttich-Interessierte.

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Deshalb finde ich den ersten Satz der Einleitung des Buches ein wenig merkwürdig. Aber damit hat sich meine Mäkelei schon. Denn das Buch ist ein Schatz für Simenon-Liebhaber:innen und stellt eine Freude für diejenigen dar, die Wert auf gut gestaltete Bücher hat. Die Reproduktionen in dem Buch sind tadellos. 

Auf die anfänglich genutzte Vergangenheitsform verlege ich mich, weil es sich bei dem Buch nicht um eine Neuerscheinung handelt. Das Buch erschien zum hundersten Geburtstag von Georges Simenon und hat somit auch schon zwanzig Jahre auf dem Buckel. Die Herausgeber sind Lily Portugaels und Frédéric Van Vlodorp und erschienen ist es bei Editions Luc Pire.

Es bedarf eigentlich keiner gesonderten Erwähnung, aber vorsichtshalber: Der Titel liegt in französischer Sprache vor und eine deutsche Übersetzung gab es nie und dürfte nicht geplant sein. Das normale Schicksal von Nischen-Sekundärliteratur. Antiquarisch ist der Titel aber durchaus noch erhältlich.

Wie so oft ist das sehr schade, denn es ist ein sehr schön aufgemachtes Buch, in welchem sich insbesondere dem journalistischen Frühwerk von Simenon gewidmet wird. Es werden verschiedene Artikel ausgegraben und in den passenden Kontext gesetzt.

Lüttich spielte eine große Rolle im Werk von Simenon. Einige Werke hat er direkt dort angesiedelt, auch Maigrets. Bestimmte Motive aus seiner Jugend in dieser Stadt sind immer wieder zu finden. Insofern ist es interessant, sich die verschiedenen Artikel aus seiner Jugendzeit zu betrachten.

Aus dem Buch

Ich werde das Buch also nicht einfach ins Regal zurücklegen, sondern mich nach und nach durch die Kapitel arbeiten und wenn ich interessante Geschichten finde, dann werde ich diese hier wieder aufgreifen.

Die Einleitung in dem Buch gibt einen kurzen biografischen Abriss unter dem Aspekte des Reporters von Simenon und gibt auch Auskunft, warum die »Gazette de Liége«, die erste journalistische Heimat Simenons, sich nicht wie die Stadt »Liège« schreibt: Demnach war es im Mittelalter überhaupt kein Akzent auf dem Stadtnamen. Erst nach und nach tauchte ein solcher auf und wurde mal so und mal so geschrieben – ein Traum für Setzer und Korrektoren. 1880 beschloss die Stadtverwaltung, dass man den Stadt-Namen als »Liége« schreiben solle. Um der französischen Aussprache näher zu kommen, musste man den Akzent aber anders setzen – und so beschloss der Stadtrat von Lüttich am 3. Juni 1946, dass man den Akzent ändern wolle. Bei der Gazette fand man das dämlich und entschied sich, diesem neuen Trend zumindest im Namen Widerstand zu leisten.

So hätte das Buch schon mal einen ersten Erkenntnisgewinn gebracht.