Über die Story
Die Gefühle für Madame Sabin-Levesque schwanken zwischen Mitleid und Abscheu. Vor wenigen Stunden hatte sie Maigret am Quai mitgeteilt, dass sie ihren Mann seit vier Wochen vermisse. Wenige Stunden später finden Maigret und Lapointe sie in ihrem Haus (stark) angetrunken und von dem Bedürfnis, dass die Polizei ihren Mann findet, ist nicht mehr viel zu spüren.
Monsieur Sabin-Levesque, ein bekannter, beliebter und guter Notar, der zudem sehr reich ist, hatte die Angewohnheit häufiger zu verschwinden. Madame wie auch sein Bürovorsteher sind aber einer Meinung gewesen, dass vier Wochen eine sehr lange Zeit sind, für eine Expedition d’Amour sabinscher Prägung. Meist gingen seinem Abenteuern Besuche in einschlägigen Nachtbars voraus.
Lapointe war schweigsam und ein wenig düster, so als habe er etwas auf dem Herzen.
»Machst Du dir Gedanken?«
»Es ist wegen dieser Frau… Ich kann mir nicht helfen, sie tut mir leid…«
Maigret sagte nicht, aber er dachte wohl das gleiche, denn als sie um den Arc de Triomphe herumfuhren, murmelte er:
»Ich muss sie erst noch etwas besser kennenlernen…«
Maigret soll nun herausfinden, ob Monsieur sich an einem Ort besonders wohlfühlt. Zu Hause tat er das nicht. Madame und Monsieur gingen sich, soweit es möglich war, aus dem Weg. In den Nachtclubs, die Maigret untersucht, kennt man Monsieur Sabin-Levesque seit Jahren unter dem Namen Monsieur Charles. Er kam herein, trank etwas und schaute sich nach einem Mädchen nach seinem Geschmack um. Wurde er nicht fündig, so zog er von dannen zum nächsten Nachtclub. Fand er nichts, war er am nächsten Tag im Büro. Fand er etwas, so verschwand er, meldete sich aber bei seinem Bürovorsteher, um ihm Anweisungen zu geben. Zusätzlich flatterten Schecks in die Kanzlei, ausgestellt auf den Überbringer. Mit dem letzten Ausflug kamen aber weder Anweisungen, noch gab es Schecks.
Maigret findet Madame Sabin-Levesque bei seinen Besuchen meist sturzbetrunken vor und macht sich dann nicht nur auf die Suche nach dem verschollenen Mann, sondern auch nach den Ursprüngen von Madame Sabin-Levesque. Simenon zeichnet ein drastisches Bild des Alkoholismus, in dem nicht nur die Protagonisten – wie oben erwähnt - zwischen Mitleid und Abscheu wandeln, sondern auch der Leser.