Man darf diese Reportage durchaus als Fortsetzung der 1934 erschienen Beschreibung der Pariser Polizei »Hinter den Kulissen der Polizei« betrachten. Wie bei der Vorgänger-Reportage geht es auch in dieser Reportage weniger um die Polizei selbst, sondern vielmehr um die Klientel, mit die Polizei zu tun hat.
Sie interessiert die Arbeit der Polizei in den dreißiger Jahren? Vielleicht noch mit Informationen über die Verbrecher der damaligen Zeit gespickt? Dann werden Sie mit dieser Reportage goldrichtig bedient: Simenon durchleuchtet den Apparat der Pariser Polizei, betrachtet dabei den Verbrecher wie seinen Jäger und zeichnet den Umbruch auf, der sich in der Pariser Polizei zu der damaligen Zeit abzeichnete.
Diese Reportage über die Pariser Kriminalpolizei schrieb Simenon nach dem Erscheinen seiner ersten Maigrets und diese Besuche hinterließen deutliche Spuren in seinem Maigret-Werk. Schon dieser Aspekt macht ein Lesen dieser Reportage interessant.
Steve Adams erzählt in diesem Roman aus seinem Leben. Als Kind einer französischen Mutter und eines englischen Vaters wuchs er bei seinen Großeltern auf und wurde von seiner Tante erzogen. Erst spät entdeckte seine Mutter, dass sie Verantwortung zu übernehmen hat, eine Verantwortung, die Steve ihr gern erspart hätte. Sein Vater lebt in England und holt seinen Sohn in den Ferien zu sich. Die Frage, ob aus ihm etwas geworden ist, beantwortet sich Steve Adams in dem Roman selbst.
Was ein Umzug bewirken kann: Emil Jovis hat die Stadt satt und zieht in die Pariser Vorort-Siedlung Clairevie. Dort bekommt er mit, was in der Nachbarwohnung »abgeht«. Da er Ähnliches nicht kennt, beschließt er, den Gewohnheiten der Nachbarn auf den Grund zu gehen. Keine sehr gute Idee, wie der geübte Simenon-Leser bald erkennt. Aber wie immer ist das eine Erkenntnis, die dem Leser vorbehalten bleibt.
Wenn die Zeitung nicht gewesen wäre, dann wäre es Monsieur Bouvet gelungen, allen ein Schnäppchen zu schlagen – aber es sollte nicht sein. So starb er mitten auf der Straße und sein Tod war Thema in der Zeitung. So bekommt die Polizei, die eigentlich gar nichts mit dem Fall zu tun hat, doch etwas zu tun. Die Frage ist: wer ist Monsieur Bouvet?
In der Familie steht es nicht zum Besten. Der Sohn hat sich in das Dienstmädchen verliebt – eine lebenslustige Spanierin, die den ganzen Tag singt und lacht. Die Tochter ist in ihren Vorgesetzten verliebt und weiß, dass es keine Hoffnung gibt, ein gemeinsames Leben zu führen. Der Vater kommt abends von seinem drögen Job nach Hause, tut geheimnisvoll und schweigt sich in jeder Beziehung aus und die Mutter ist Alkoholikerin und macht just in dieser Zeit im November eine ihrer Novenen durch, wie ihre Dauertrinkanfälle genannt werden.
Ausgerechnet der Vater muss eine Affäre mit dem Dienstmädchen anfangen und so den Sohn gegen sich aufbringen. Man fragt sich, wie es der alte Langeweiler geschafft hat, das Mädchen herumzukriegen. Allzulange hat er keine Freude an der Affäre – Manuela verschwindet von einem Tag auf den anderen. Aber das bringt keinen Frieden.
Eigentlich hätte es eine Geschichte wie die von Romeo und Julia werden können. Wird sie nicht, denn der Autor dieses Romans ist Simenon und dieser weiß, wie man eine Geschichte zu einem dramatischen und wenig romantischen Ende bringt. Émile Bachelin entschloss sich, seine Freundin Juliette nach Paris zu entführen. Dort fanden sie allerhand, nur nicht das gemeinsame Glück. Auch der Vater von Juliette hatte nicht aufgegeben: Er suchte seine Tochter.
Maurice Dudon greift einen jeden Freitag, manchmal auch schon ein paar Tage vorher, in die Kasse seines Chefs, um an diesem Freitag, seinem einzigen Vergnügen zu fröhnen. Der Buchhalter fuhr dazu in die Rue Charon, in dem es ein Haus gab, in dem Mädchen sich für Geld hergaben. Das war das Vergnügen des Maurice Dudon.
Das war aber auch alles, so muss man es ganz hart formulieren: Es war ein trostloses Leben, welches der Mann führte. Eine miese Wohnung in einer farblosen Umgebung, keinerlei Freunde und Kollegen, die ihn nicht mochten. Was für ein Leben?
Da bringt ein Unfall ein wenig Abwechslung in das Geschehen.
Der normale Ablauf an einem Abend bei den Poitauds ist folgender: er kommt nach Hause, findet seine Frau vor. Man zieht sich um und speist außer Haus. Am 8. Oktober, einem sehr verregneten Tag, läuft es etwas anders ab. Alain Poitaud wird von einem Inspektor der Kriminalpolizei begrüßt, der ihn über die Gewohnheit eines Schießgeräts in seinem Haushalt ausfragt. Anschließend wird er zum Quai des Orfèvres verbracht und erfährt dort aus dem Munde des Kommissars, dass sein »Kätzchen« ihre Schwester Adrienne umgebracht hat.
Bob hat eine schwierige Aufgabe vor sich: er fand zu Hause einen Brief seiner Schwester, in der sie ihm mitteilt, dass sie nach Paris aufbricht, um ihrem Leben ein Ende zu setzen. Bob, der seine Schwester trotz ihrer exzentrischen Züge mag, macht sich auf den Weg, um sie in der Stadt zu finden. Ein Wettlauf mit der Zeit...
Es ist bequem, einfach nur so dazu sitzen und zu warten; die Leute zu beobachten. Émile traf keine Entscheidungen. Er ging lieber Tag für Tag in die Druckerei, in der er als Korrektor angestellt war sowie lebte in einer Beziehung, mit einer Frau, die sich nicht über Liebe, sondern Bequemlichkeit definierte. Aber es kam der Tag, an dem sich alles änderte, und er stand ratlos vor einem Scherbenhaufen: Sein Schwager hatte eine Frau umgebracht, mit der er nicht verheiratet gewesen war. Émiles Schwester suchte Rat und Trost beim rat- und trostlosen Émile.