Dies wäre die Gelegenheit, ein Loblied auf meine Volksbank zu singen – aber wen würde das interessieren? Diejenigen, die sich bei Google über die Bank auslassen, die sich unmittelbar hinter der Königlichen Oper von Lüttich befindet, klingen sauer und bezeichnen den Service des Instituts als kafkaesk. Zu Simenons Zeiten war dort übrigens kein Geldinstitut beherbergt.
Geht natürlich nicht, wie jeder Kenner der Ratespiele des deutschen Fernsehens unschwer erkennen wird. Ist ja schließlich ein Konsonant! Das »k« würde ich trotzdem gern haben und zwar für die Straße »Rue Puits-en-Sock«, welche im Lütticher Viertel Outremeuse zu finden ist. Warum das sowohl in französischen wie auch deutschen Ausgaben fehlerhaft ist - ein Rätsel!
Jahreszahlen sind in der Geschichte um die beiden jungen Männer René Delfosse und Jean Chabot, die in eine Affäre im Lütticher »Gai-Moulin« verwickelt sind, nicht zu finden. Ob absichtlich oder nicht, wirft Simenon den Interessierten Leser:innen aber trotzdem einen Brotkrumen hin, der es ermöglicht, zumindest einen Zeitraum für die Geschichte festzulegen.
In dem Moment, in dem Bilder aus der eigenen Vorstellung mit der Realität zusammenkommen, ist oft Enttäuschung angesagt. Was hatte ich mir beim Lesen der Lütticher Romane Simenons unter der Kirche Saint-Pholien vorgestellt? Vermutlich ein unauffälliges, etwas spuckiges Bauwerk. Davor stehend werden viele Besucher wohl enttäuscht sein.
Wer durch Lüttich auf den Spuren von Simenon spaziert, wird Brücken nutzen müssen. Die Maas ist – salopp formuliert – immer im Weg. Eine Brücke, die Spuren auch im Werk des Schriftstellers hinterlassen hat, ist die »Pont des Arches«. Sie liegt auf dem Weg vom Marktplatz der Stadt, an der Simenon-Statue und dem Geburtshaus vorbei in Richtung Outremeuse.
Der 120. Geburtstag von Simenon wird vorbei sein, aber dafür lässt sich vielleicht ein wenig Frühling Osten Belgiens blicken: Am 8. März 2023 soll das Festival »Le Printemps Simenon« in Lüttich starten und über vier Tage sich dem Leben und Werk des Schriftstellers gewidmet werden. Die Veranstaltung wird von John Simenon, der Firma Simenon.tm (die ersterem gehört) und der Universität der Stadt organisiert.
Vermutlich hat Philippe Sadzot sein kleines Kunstwerk nicht an die große Glocke hängen wollen – bei Facebook war nichts zu finden, bei Instagram ist ein kleiner Eintrag zu finden plus ein weiterer, auf dem das Schätzchen ganz klein zu sehen ist und Google weiß davon so gar nichts. Der Zufall wollte, dass ich in Lüttich war, es entdeckte und mitnehmen musste.
Gerade wer sich mit Simenon-Biografien befasst hat oder das autobiografische Werk Simenons gelesen hat, kommt vielleicht auf die Idee, sich seine Lütticher Stationen vor Ort anschauen zu wollen. Das ist kinderleicht, wenn man erst einmal vor Ort ist. Zum einen, weil die Strecke gut ausgezeichnet ist. Zum anderen, weil es in der Innenstadt ist und ganz flach.
Die Gastgeber und viele der Gäste der letzten Station unseres diesjährigen Frankreich-Urlaubs waren Belgier. Als wir ihnen offenbarten, dass wir Frankreich verlassen und unser finaler Halt Lüttich wäre, schauten sie uns entgeistert an und meinten: »Warum denn Liège?«. »Simenon«, sagten wir. »Na dann ...« Enthusiasmus für einen Landsmann geht anders.
Eine hübsche Idee wäre es, so man im Lotto gewonnen hat und gleichzeitig noch Simenon-Liebhaber ist, ein größeres Haus in Lüttich zu kaufen, es ordentlich zu renovieren, die Zimmer nach Motiven aus den Romanen des großen Schriftsteller-Sohns dieser Stadt zu gestalten und dann – Tusch! – dieses Etablissement als »Hotel Simenon« zu eröffnen. Was für eine grandiose Idee!
Wenn ich einen kleinen Verdacht äußern dürfte: In der Redaktion der arte-Sendung »Stadt, Land, Kunst« hat ein gar nicht so unheimlicher Simenon-Liebhaber Unterschlupf gefunden. Bemerkenswert, wie häufig Simenon-Themen in Sendungen zu finden sind. Mindestens einmal im Jahr wird der Schriftsteller erwähnt. Für Simenon-Liebhaber vielleicht nicht genug ...
Das geht heute nicht mehr, habe ich ein-oder zweimal gedacht, als ich die Folge »Maigret und die Anarchisten« sah. Van Damme hatte Maigret in Reims vor einen Zug geschubst, der dann aber auf einem anderen Gleis fuhr. Maigret nimmt ihn mit nach Paris und verhört ihn dort. Der Beschuldigte redet sich heraus: Das könne man ihm nicht beweisen. Er sage, Maigret sei gestolpert. Gut für van Damme – es gab keine Zeugen.