Da kommt man sich einigermaßen dumm vor, wenn man in einer Rubrik das Wort »Garant« verwendet und sich herausstellt: Pustekuchen! Indizien tauchten schon im Frühjahr auf, als die ersten Titel gar nicht oder später erschienen. So etwas passiert und kann die verschiedensten Gründe haben. Aber im Oktober gab es nicht nur keinen Non-Maigret – es gab nichts.
Die Frühjahrsprogramme stehen an bzw. sind schon erschienen. Da lohnt es sich mal, nachzuschauen wie weit die Verlagskoalition in Sachen Simenon-Gesamt-Ausgabe gekommen ist. Schließlich handelt es sich um eine aufregende Reise, die gerade im letzten Jahr durch recht stürmische verlegerische See gegangen ist. Corona war auch keine Hilfe.
Nimmt man es genau, sind nicht nur die Romane von Simenon sehr spannend; genauso spannend und interessant sind auch die Geschichten, die sich um die Veröffentlichungen drehen. In der letzten Zeit gab es hin und wieder mal Nachfragen, welche Übersetzung wann und wo erschienen ist; warum und weshalb und welche Übersetzungen prinzipiell empfehlenswert sind. Hier soll es eine kurze Zusammenfassung geben.
Da ist man ganz frei, ob man die Überschrift nun Englisch oder Französisch ausspricht. Dem Thema angemessen, wäre vermutlich das Letztere – geht es doch um einen französischen Präsidenten. Was die Überraschung ist: Geplant war der Titel als Hoffmann und Campe-Titel, der im März als Hardcover erscheinen sollte; erschienen ist er jedoch als Taschenbuch, allerdings unter der gleichen ISBN wie das Hardcover.
Vor einigen Wochen gab es eine faustdicke Überraschung: Hoffmann und Campe wird nach diesem Herbst keine weiteren Hardcover von Simenon herausbringen. Alle Titel erscheinen im Taschenbuch-Verlag Atlantik. Der letzte Titel, der bei HoCa als Hardcover erscheint, soll nach gegenwärtigem Stand »Der Zug aus Venedig« sein. Ein Hardcover-Opfer ist aber dieses Frühjahr schon zu beklagen.
Hoffmann und Campe wird in Zukunft die großen Romane nicht mehr als Hardcover herausbringen. Nachdem anfangs noch die Rede davon gewesen war, dass einige Titel in der edleren Variante erscheinen könnten, ist nun klar, dass das nicht passieren wird. Der Titel »Der Zug aus Venedig« wird im Oktober der letzte NonMaigret-Titel sein, der bei Hoffmann und Campe als Hardcover erscheint.
Die Herausforderung beim Schreiben von solchen Artikeln ist doch immer, eine griffige Überschrift zu finden. Manchmal kommt dann Stuss raus, manchmal trifft man es aber genau ins Schwarze. Mit dieser Überschrift wird hier voll ins Schwarze getroffen: Was könnte denn maritimer sein als die Tatsache, dass drei von vier Hoffmann und Campe-Titeln einen maritimen Hintergrund haben und Maigret im Atlantik-Verlag erscheint?
Kiepenheuer & Witsch: Wer gestaltete die Umschläge der Simenon-Ausgaben des Verlages? Werner Labbé. Der Grafiker prägte das Bild der Simenon-Ausgaben über Jahre. Die Cover waren schwarz, darauf gab es eine Stern-Vignette, in der sich dann eine Zeichnung befand. Davon wurde nur in ganz wenigen Fällen abgewichen: Auf einem Cover tauchte Brigitte Bardot auf und es gab ein paar Hardcover-Bände. Das änderte sich aber.
Früher wurden noch »die Netze eingeholt«, nun war man einfach nur »fischen«. Das Resultat ist zumindest für den Fisch identisch. Aber kann man das vom Leser auch behaupten? Übersetzungen sind immer ein schwieriges Thema, was mir gerade mal wieder beim Lesen von »Die Marie vom Hafen« auffiel. Mir fällt es hier sehr schwer, mich für eine Variante zu entscheiden und zu sagen: »Das ist die Bessere!«
Das Frühjahrsprogramm des Hamburger Hoffmann und Campe-Verlages steht. Der Verlag teilt sich mit dem Kampa Verlag die Arbeit, die großen Romane von Simenon herauszubringen. Der Schriftsteller ist dieses Mal mit vier Romanen im Programm vertreten. Unter den Geschichten ist aber keine, die man als Simenon-Liebhaber jetzt schon längere Zeit vermisst hätte. Alle sind in diesem Jahrzehnt schon mal erschienen.
Es sind merkwürdige Zeiten. So mancher versucht, komplizierte Sachverhalte mit schlichten Erklärungsmustern zu ergründen. Da gibt es keine Scheu, fundierte und belegbare wissenschaftliche Erkenntnisse mit hirnrissigen Verschwörungstheorien zu kontern. Die Ausländer sind an allem Schuld, vermutlich weil sie sich haben impfen lassen und nicht an die flache Erde glauben. Was läuft denn da schief?
Es ist mehr eine Bestätigung denn eine Neuigkeit: Die Taschenbuch-Ausgaben der Maigret-Romane erscheinen in Zukunft im Hamburger Hoffmann & Campe-Verlag. Unter den deutschen Verlagen gilt der Hamburger Verlag als Institution – 1781 gegründet, war er in seiner Frühzeit die Heimat von Autoren wie zum Beispiel Heinrich Heine, später dann von Siegfried Lenz und seit jüngerer Zeit auch dem alten Diogenes-Autoren Eric Ambler.