Das Herbst-Paradoxon


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Man freut sich auf den Sommer, der warmen Tage wegen und der Möglichkeit, lang draußen auf der Terrasse oder dem Balkon sitzen zu können. Gleichzeitig freut man sich auf den Herbst, der einem eben solches versagt. Die Erklärung dafür ist, zumindest auf diesen Seiten, immer in den Herbst-Veröffentlichungen zu suchen. Man kann es natürlich auch ganz anders sehen: Man darf sich den ganzen Sommer auf den Herbst freuen, denn dann, wenn man wirklich Zeit hat, im Sessel mit einem Glas Rotwein zu sitzen (mag auch ein Bierchen oder ein Wasser sein), sind die Maigret-Erzählungen über Stürme am Kanal, über Weihnachten und die Ängste kleiner Jungen auf dem Weg zum Ministranten-Dienst gerade das Richtige.

Und dann kommt dieser Herbst gerade recht: Denn im Herbst erscheint in einem netten Schuber und in gebundener Form ein Band mit sämtlichen Maigret-Erzählungen. Einen ähnlichen Band gab es schon mal in den siebziger Jahren, allerdings fehlten ein paar »später entdeckte« Erzählungen und der Band stammte von Kiepenheuer & Witsch. Wenn man von einem Ärgernis sprechen durfte, dann über die Tatsache, dass Diogenes die Geschichten in unterschiedliche Bände - manche auch doppelt - verteilte und den Sammler vor einige Probleme stellte. Wenn man später anfing, dann mal schon sowieso, denn der letzte Maigret-Erzählband erschien Mitte der neunziger Jahre (und das ist jetzt auch schon 25 Jahre her).

Der neue Band hat etwa 700 Seiten, ist also ein ganzer schöner Wälzer und kostet 24,90 €.

Passend dazu gibt es auch ein Hörbuch mit Maigret-Erzählungen. Hier hat man allerdings darauf verzichtet, sämtliche Maigret-Erzählungen vorzulesen, sondern »begnügt« sich mit der Veröffentlichung von fünf Erzählungen die von Edgar. M. Bählke, Gert Heidenreich und Friedhelm Ptok gelesen werden. Mit von der Partie ist die Schneiderin Berthe, über die anderen vier enthaltenen Erzählungen wird in den vorliegenden Unterlagen kein Wort verloren. Aber wie ist das bei Krimis: Ein wenig Spannung muss ja sein.

Im gleichen Monat erscheint der große Simenon-Band »Sein Leben in Bildern« und da kann man gleichmal zwei gute Nachrichten verkünden. Wie berichtet, können die Sammler, die ein Bild von sich und ihrer Sammlung der neuen Maigret-Ausgabe an Diogenes senden, diesen Band umsonst erhalten. Für diejenigen, die alle Maigrets besaßen oder nur die Bände ergänzten, die ihnen fehlten, gibt es aber auch eine gute Nachricht: Während in den Prospekten vorneweg von einem Preis von 59 Euro die Rede war, hat sich der Preis jetzt neu eingepegelt und wird mit 49 Euro angegeben. Der Band, der von Daniel Kampa, Margaux de Weck und Anna von Planta herausgegeben wird, hat einen Umfang von 300 Seiten und erscheint im Vierfarbdruck (nicht gerade eine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die bisher erschienenen Simenon-Bildbände anschaut).

Da man im November ja ein wenig Geld gespart hat, kann man ja noch ein wenig weiter investieren. Denn im gleichen Monat erscheint in revidierter Übersetzung »Simenon und Maigret bitten zu Tisch« von Robert J. Courtine. Das Werk des Gastro-Kritikers wird für 9 Euro zu haben sein, ebenso wie der im gleichen Monat erscheinende »Maigret-Marathon« von Tilman Spreckelsen, in dem alle FAZ-Kolumnen veröffentlicht werden.

Leicht zu sehen, dass es für einen Simenon-/Maigret-Freund zahlreiche Gründe gibt, sich auf den Herbst zu freuen. Auch bei schönem Wetter…