Simenon macht süchtig

Simenon macht süchtig


Das Phänomen ist klar: Man muss unbedingt das nächste Buch lesen. Ist der Patient erst einmal dem Schriftsteller verfallen, sind unterschiedliche Grade der Sucht zu beobachten. Die leichteren Fälle nehmen sich hin und wieder ein Buch aus der Bahnhofsbuchhandlung oder Bibliothek mit, andere haben den Drang, nicht nur alles lesen, sondern auch besitzen zu müssen. Ganz schwere Fälle betreiben Websites.

Selbsthilfegruppen sind groß in Mode und so hat der Kampa-Verlag, nicht ganz uneigennützig, eine solche nun bei Facebook mit dem Namen »Simenon macht süchtig« gegründet.

Während es bei vielen Sucht-Selbsthilfegruppen darum geht, der Sucht zu entkommen oder diese zu lindern, geht man bei Kampa davon aus, dass Heilung nur durch mehr Lesestoff zu erzielen ist. Hilfreich ist es, darüber regelmäßig zu reden respektive zu schreiben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine vollständige Heilung nicht zu erwarten ist - aber es ist schon ein großer Trost, wenn man merkt, dass man nicht allein ist und sich mit gleichgesinnten austauschen lassen.

Hier ist sicher auch Hilfe, wenn man später einmal vor diesem großen Loch steht, dass sich auftut, wenn man wirklich alles gelesen hat, was auf dem Markt verfügbar ist - oder, schlimmer noch, alles was in der Sprache der Wahl von Simenon erschienen ist.

Geplant ist, dass die Simenon-Süchtigen nicht nur über Simenon aus erster Hand informiert werden. Auch Aktionen wie regelmäßige Leserunden sind geplant, bei denen gemeinsam ein ausgewählte Buch gelesen wird. Der Clou: Unter den Süchtigen werden Exemplare der entsprechenden Titel verlost.

Ich werde mich dort auch mit einbringen und bin gespannt, wie sich der Zirkel in den nächsten Monaten entwickeln wird. Schaut einfach mal unter Simenon macht süchtig rein.