Franzosen könnten aus einem Telefonbuch vorlesen, meinte meine bessere Hälfte bei verschiedenen Gelegenheiten, es würde trotzdem sexy klingen. Lässt man das wenig poetische »Merde« außen vor, so hört sich jedes französische Wort toll an. Ein »Non« klingt nicht so hart wie ein deutsches »Nein« und ein »Oui« besser als das Pendant bei uns, bei dem man auch ein »jawohl« davor setzen könnte.
Was fehlt, ist eine packende Serie mit Maigret, die auch jüngere Zuschauer fesselt und Begeisterung erzeugt. Eine Mischung aus Spannung und Humor. Ein wenig wie zu Rupert Davies-Zeiten. Dann würde das mit dem Kommissar-Merchandising auch viel besser funktionieren! Und es gäbe Enthusiasten, die sich mit den kulinarischen Aspekten der Geschichten befassen würden.
Nicht, dass nicht genügend Stoff auf Halde liegt, über den ich noch zu schreiben habe. Hin und wieder stolpere ich über Angebote, die ich einfach interessant finde und wenn es das Budget nicht strapaziert, dann wird der Kaufen-Knopf gedrückt. So auch bei dem Angebot einer Reihe von Heften aus der Edition »le saint – DÉTECTIVE MAGAZINE«. Das hörte sich nach einer Gelegenheit an!
Das Bemerkenswerte am diesjährigen Herbstprogramm besteht aus dem, was nicht angekündigt wird. Zumindest, wer die Programmvorschau aus Zürich betrachtet. Zum Thema Simenon ist da eine Neuaufbereitung von Weihnachtsgeschichten zu finden und die Möglichkeit, mit – wahlweise – Simenon, Maigret oder Madame Maigret zu kochen. Aus Hamburg gibt es dagegen Kontinuität zu vermelden.
Im Sommer lief in Frankreich die Verfilmung von »Die grünen Fensterläden« an – mit Gerard Depardieu, wie es sich für eine Simenon-Verfilmung im Augenblick gehört. Ein Starttermin steht bisher nicht fest, aber das hindert Kampa nicht daran, den Roman in einer Neuübersetzung im Mai 2023 an den Start zu schicken. Damit ist das Fähnchen gehisst – egal, ob und wann der Depardieu-Film in deutsche Kinos kommen wird.
Was da los ist, weiß ich auch nicht. Eine Begründung für die erneute Maigret-Verschiebung mag es wohl geben, aber ich kenne sie nicht. Corona kann es nicht mehr sein, Beschränkungen für die Konsumenten gibt es nicht mehr. Vielleicht ist es jetzt der Krieg in der Ukraine und das Papier ist knapp oder zu teuer geworden. Viele Fragezeichen ...
Schon vor dem Tippen der ersten Zeichen habe ich das Gefühl, dass dies ein launiger Text werden könnte. Solche Texte entstehen immer dann, wenn ich mich freue, etwas entdeckt zu haben, oder wenn ich ein Buch erstanden habe, was mir fehlte. Die Freude ist diesmal dreifach: Zweimal geht es um Auslöser Nummer 1, einmal um Auslöser Nummer 2.
Sicher gibt es Autoren, deren literarischer Nachlass mehr Fallen beinhaltet. Aber so einige Minen hat Simenon den Verlegern von heute, die in einem ganz anderen gesellschaftlichen Klima publizieren als noch vor fünfzig Jahren, auch hinterlassen. Es dürfte interessant sein, wie einige Titel von Erzählungen und Romanen in den nächsten Jahren benannt werden.
In dem dieser Tage erschienenen Frühjahrsprogramm vom Kampa-Verlag ist es nicht ausdrücklich erwähnt, es ist jedoch auf alle Fälle eine gute Nachricht: Im nächsten Juli wird die Maigret-Roman-Reihe (fast) vollständig erschienen sein. Betrachtet man nur die Ebooks oder die bei DAV erschienenen Maigret-Fälle, dann wäre man schon länger komplett.
Die Frühjahrsprogramme stehen an bzw. sind schon erschienen. Da lohnt es sich mal, nachzuschauen wie weit die Verlagskoalition in Sachen Simenon-Gesamt-Ausgabe gekommen ist. Schließlich handelt es sich um eine aufregende Reise, die gerade im letzten Jahr durch recht stürmische verlegerische See gegangen ist. Corona war auch keine Hilfe.
Die Veröffentlichung von Büchern wird manchmal mit einer Geburt verglichen. Wenn das so wäre, wäre es für die Mutter sprich den Kampa-Verlag ganz schön anstrengend. Da sind diese vier, mittlerweile fünf Titel im Kampa-Portfolio, die nicht so recht das Licht der Welt erblicken wollen. Als wäre es im Verlag zu schön, um in den Buchhandel zu wollen.
Während der Audio Verlag schon den Sack mit der letzten Vorschau zugemacht hat und die Maigret-Reihe ins Finale schickt, sieht das beim Kampa-Verlag ein wenig anders aus. Für den Herbst sind acht Maigret-Titel angekündigt. Hinzu kommt ein großer Roman sowie zwei Titel, die mit schon erschienen sind und in neuer Aufmachung herausgebracht werden.