Palais de Justice

Palais de Justice⁩


Immer, wenn wir in den letzten Jahren an der Sainte-Chapelle auf der Île de la Cité vorbeikamen, war vor dem Eingang eine abschreckend lange Schlange zu sehen. So ließen wir es Mal um Mal, die abgeschottete Kirche zu besuchen. Mitten unter der Woche, wenn die Touristen alle Mittagsschlaf halten oder in den Restaurants verschwunden sind, könnte es besser sein. Glaubten wir und irrten uns damit wahrscheinlich auch.

Man hat offenbar enorme Angst vor Anschlägen und so wird man vor jeder »ernstzunehmenden« touristischen Attraktion gefilzt. Vielleicht war früher das Ticketoffice direkt am Boulevard du Palais und dann war so gut wie in der Kirche. Aber ich weiß das nicht. Jetzt ist es so, dass man zuerst kontrolliert wird, sich dann in einer langen Schlange im Hof einreiht, um ein Ticket für die Kirche zu kaufen (außer man hat einen Museumspass).

Ein letztes Wort zu der sich im Justizpalast-Komplex versteckenden Kirche: Wow! Ganz ehrlich, es war überwältigend. Nachdem ich jedoch gesehen habe, was Touristen in solchen Schätzen so treiben, spürt ich das spontan das Bedürfnis, eine Petition zu initiieren, um den Eintrittspreis zu verdoppeln. Schon prinzipiell bin ich der Meinung, dass kein architektonisches oder natürliches Denkmal auf einem Foto schöner dadurch wird, in dem man sich [egal wer] davor stellt und irgendwelche Possen treibt. In diesem speziellen Fall halte ich es für völlig unangemessen. (Also nochmal: Unbedingt anschauen, aber bitte mir keine Fotos davon zusenden, wie ihr in der Kirche irgendwelche Hampeleien treibt!)

Der Übergang

Reichlich enthusiastisch hatten wir vor ein paar Jahren mal probiert, bei der ehemaligen Kriminalpolizei am Quai des Orfèvres ein wenig zu schauen. Es blieb bei einem Versuch, denn wir wurden freundlich, aber bestimmt weggeschickt.

Wir waren zwar noch recht beeindruckt von der Kirche, aber auf dem Weg zum Ausgang kommt man am Haupteingang des Justizpalastes vorbei. Man sieht die beeindruckenden Treppen und den Eingang und fragt sich, ob man da vielleicht hineingehen kann. Es ist ein Gericht, das ist ein offizielles Gebäude und es ist eigentlich unwahrscheinlich, dass man einem der Zugang dazu verwehrt wird. Logisch wäre das auf jeden Fall nicht.

So machten wir uns auf den Weg und ich verspreche, jeder Maigret-Liebhaber wird angetan sein, wenn er die Hallen betritt. Meistens musste Maigret in die oberen Stockwerke, um die Untersuchungsrichter in ihren oft dürftig eingerichteten Zimmerchen aufzusuchen. Coméliau hat in den Fernsehfilmen immer ein große beeindruckendes Büro, mit der damaligen Realität dürfte es aber nichts zu tun haben. Tendenziell ging es auch bei ihm in die Richtung, die Simenon in seinen Romanen für die anderen Untersuchungsrichter schilderte und das war dürftig.

Hin und wieder trat Maigret als Zeuge vor Gericht auf und dann musste er durch die großen Gänge, stand in den Sälen und dürfte zumindest anfangs genauso beeindruckt gewesen sein, wie wir es diesmal waren.

Wir waren ordentlich beeindruckt, hier soll dem einfachen Bürger klar gemacht werden, wer das letzte Wort hat. Heute muss man erst einmal ein Verfahren vor einem Gericht hinter sich gebracht haben, bevor man in den »Genuss« kommt, hier einen Auftritt zu haben. Es handelt sich nun um Berufungsinstanzen, die in diesem Gebäude ihre Heimat gefunden haben.

Nach meinem Empfinden war es ein Glück, dass es so ruhig war. Es waren kaum Menschen zu sehen. Keiner sprach uns an - mit Ausnahme der Dame, die sich von uns in ihrem Talar zusammen mit ihrer Mutter fotografieren lassen wollte. Oder war es vielleicht eine Klientin?

Also wenn man schon nicht in das Büro des Kommissars kann, vielleicht sollte man das die Gelegenheit nutzen, und über den Justizpalast eine Näherung versuchen. Uns hat es gefallen.

Ammerkung: Wir waren unter der Woche im Palais de Justice und er hatte geöffnet. An Wochenende und Feiertagen sieht es mit dem Zugang sicher anders aus.