Maigret im Nachtzug (II)

Neugierig auf den Nachtzug (II)


Maigret ist Teil der mobilen Brigade, und als Assistent wurde ihm der allseits bekannte Torrence zugeteilt. In dieser Geschichte befinden wir uns in Marseille. Es ist Winter und kalt, sogar Schnee fällt – etwas, das man als Nordlicht kaum mit dieser Stadt verbindet – nicht mit mediterranem Flair. Im zweiten Teil des Buches wird es spannend, und der folgende Text enthält latente Spoiler-Gefahr.

Die Lage ist verzwickt. Jean Monnet hat damit zu kämpfen, dass ständig irgendwelche Herren bei Rita in der Wohnung auftauchen. Sie waren unterschiedlich gefährlich, doch da sich die weniger körperlich Gefestigten im Zweifel bewaffneten, war die Situation für den jungen Mann immer unangenehm bis brenzlig.

Einer von ihnen, ebenfalls ein Verflossener, wurde »Graf« genannt und erzählte seine Lebensgeschichte. Er war auf dem Weg, ein Mitglied der besseren Gesellschaft zu werden, verfiel jedoch Rita und kam durch sie mit kriminellen Machenschaften in Berührung. Er überzeugte Jean, dass es das Beste wäre, wenn er das Weite suchte, da ihm die Polizei auf den Fersen sei. Der Yporter, hin- und hergerissen zwischen den Abgründen der Kriminalität und der Liebe zu Rita, entschließt sich, die Liebe seines Lebens zu verlassen.

An dieser Stelle ist festzuhalten, dass sich die Leser:innen im zweiten Teil des Romans in einem wilden Mix aus Abenteuer- und Liebesgeschichte befinden. Mit einem klassischen Kriminalroman hat das wenig zu tun. Eigentlich wissen jene, die der Geschichte folgen, recht bald, wer der Mörder des Mannes war, der an den Gleisen gefunden wurde. Vermessen wäre es zu behaupten, Simenon mache daraus ein großes Geheimnis.

Im mittleren Teil des Romans geht es dem Schriftsteller vielmehr darum, die Beziehung zwischen den beiden jungen Menschen unter dem Druck äußerer, problematischer Umstände auszuloten.

Jean also weg, Rita hinterher. Sie bemerkt, dass ihr junger Freund unter polizeilicher Beobachtung steht. Als Leser:innen wissen wir längst, dass bei der Polizei niemand annimmt, Jean sei der kaltblütige Mörder gewesen. Eher ist er das, was man eine Person of Interest nennt. Um allerdings ihr Ziel – die Wiedervereinigung mit ihrem Geliebten – zu erreichen, greift Rita zu einer List, die das Leben der beiden nicht nur komplizierter, sondern auch gefährlicher macht.

Sie bringt damit den Hauptbösewicht gegen sich auf, der – zu allem Überfluss – auch noch ihr Halbbruder ist.

Verwicklungen an allen Ecken und Enden. Und wer jetzt das Gefühl hat, ich hätte schon alles verraten – hah! – ,der sollte erst einmal die Geschichte selbst lesen.

Mehr über »maigret im nachtzug«

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Maigret?

Das ist so eine Sache. Bisher habe ich den Eindruck, dass der Kommissar und sein Assistent keinen großen Einfluss auf die Geschichte nehmen – schwierig wäre das schon deshalb, weil sie kaum eine Rolle spielen.

Noch bin ich nicht am Ende der Story angelangt; es könnte sich also noch etwas ändern. Allerdings vermute ich, dass sich an der Gewichtung dieser Figuren innerhalb der Handlung nicht mehr viel verändern wird. Aber in einem Krimi-Abenteuer-Liebesroman-Mix muss man auf alles gefasst sein.

In diesem Sinne: Fortsetzung folgt.