Die Irre von Itteville


Wenn ein neuer, alter Kommissar die Bühne betritt, der auch ein geistiges Kind des Schriftstellers ist, der einen der bekanntesten Polizei-Detektive geschafft hat, dann darf man ein wenig aufgeregt sein. Ungewöhnlich ist auf alle Fälle schon mal der Name des Kommissars: G7. Ich halte das Buch noch nicht in meinen Händen, aber ich habe das Hörbuch – ungekürzt – schon vorliegen und angefangen zu hören.

Nun muss ich eines vorab sagen: Ich bin ein Neuling, was Hörbücher angeht. Wenn man mir ein Buch und ein Hörbuch hinlegen könnte, hätte ich bisher immer gesagt, dass ich das Buch vorziehen würde. Es gab nur wenige Simenon-Produktionen, die ich bisher gehört habe. Es gab vorgelesene Bücher, noch auf Kassette, die ich vor Jahren hörte. (Nun gibt es nicht mal die Möglichkeit, diese bei uns abzuspielen.) Dann habe ich ein Hörbuch von »Brief an meine Mutter« gehört, welches mir gut gefallen hat. Wenn ich aber ganz ehrlich bin, mit Büchern kann ich für die Seite besser arbeiten. Es lässt sich leichter zurückblättern und eine Szene noch mal nachlesen. Wobei ich keiner bin, der in Büchern herummalt und sich Notizen an den Rand schreibt. Das wäre ein Sakrileg.

Übung macht den Meister

Wahrscheinlich muss ich auch erst mal ein wenig üben. Ich bin es nicht gewöhnt, einer Stimme über eine Stunde oder länger konzentriert zuzuhören. Also auf der Couch zu fläzen und nichts zu tun, außer der Stimme zu lauschen. Beim Fernsehen geht das irgendwie. Ich kann zum Notebook greifen und kurz etwas nachschlagen. Einen Tweet verfassen. Sowas. Beim Vorlesen habe ich es gleich gelassen. Es ging nicht. Ich habe es versucht und dabei wahrscheinlich verpasst, wer der Erzähler ist, der die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Nur so viel bekam ich mit: G7, der nach einem Taxi-Typ benannt worden ist (ich werde mich schon noch korrigieren, wenn sich meine Hör-Leistung verbessert hat), bat den Erzähler ihn zu begleiten.

Die Story ist eine typische Detektiv-Geschichte, wie sie Simenon zu der Zeit gern schrieb. Es gibt ganz Schreckliche unter denen, die wirklich langweilig sind oder deren Konzept ich bis heute nicht verstanden habe. Aber diese Geschichte ist unterhaltsam und spannend gewesen. Hilfreich war vielleicht auch, dass gestern hier ansatzweise ein Wetter herrschte, wie es in der Erzählung beschrieben wird – neblig, kalt, ungemütlich. Auf dem Dorf bin ich hier auch, was fehlte – was ich aber nicht wirklich vermisste – war die Leiche.

Kernpunkt der Erzählung war, dass der Briefträger auf eine Frau mit einer Leiche stösst, zur Polizei radelt und die Polizisten zurückführt, um dort festzustellen, dass die wartende Frau – die titelgebende Verrückte – zwar noch die gleiche war, der Leichnam mittlerweile aber ein anderer war. Da fragt sich schon, wer verrückt ist – nicht wahr?

Ein Fazit nach dem Missgeschick

Mein Missgeschick war, dass ich glaubte eine CD wäre eine Geschichte und mir das Ende deshalb ein wenig willkürlich vorkam. Ich hatte zwar erfahren, dass was passiert war, aber die Einordnung des Verbrechens, wie sie typischerweise am Ende einer Geschichte vorgenommen wird, fehlte. Aha, dachte ich mir, kann man machen; muss man aber nicht.

Dann entdeckte ich im Booklet, dass es auf der zweiten CD weitergeht. Ein Anfängerfehler. Ich werde mich bessern.

So kopiere ich abschließend mich selbst: Das Ende von »Die Irre von Itteville« mit dem Taxi-Kommissar G7 stellt mich ganz und gar zufrieden, ist so viel besser als die Enden vieler seiner anderen Erzählungen dieser Schaffensperiode und macht mich zuversichtlich im Hinblick auf die kommenden drei Erzählungen.