Falsches Spiel mit Isaac Goldberg

Es handelt sich hier um eine ältere Version der Werk-Beschreibung. Mit dem Plus-Zeichen unter der Überschrift kommen Sie zur aktuellsten Version zurück.

Der Beginn. Der gute Mann wurde eines schönen Tages von seiner Wohnung weg verhaftet, ohne zu wissen warum. Ein beleibter, gemütlich wirkender Kommissar erklärte ihm, dass sein Auto bei seinem Nachbar gefunden wurde, das Auto des Nachbarn aber in seiner Garage. Das hätte ein netter Scherz sein können, über den auch der Nachbar hätte lachen können, der sein Auto gerade erst neu erstanden hatte. War es aber nicht, da in Nachbars Auto eine Leiche saß – ein Diamantenhändler aus Antwerpen: Isaac Goldberg.

In den folgenden siebzehn Stunden konnte er dem Kommissar und seinen Helfern erklären, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, was da geschehen ist, dass er die Autos nicht getauscht hatte und auch, dass er den Diamantenhändler nicht gekannt hätte. Er – Carl Andersen – sei vor drei Jahren nach Frankreich gekommen, aus Dänemark, seiner Heimat. Nun lebe er mit seiner Schwester an dieser Kreuzung und wolle eigentlich nur eines: Ruhe. Einen Mord zu verüben, passe da schlecht in das Konzept.

Die Polizisten gaben sich geschlagen, da er wohl sehr überzeugend gewirkt hatte, versprachen aber, ihn zu besuchen. Ja, das könnten sie wohl, weil er wolle ja auch, dass der Mord aufgeklärt wurde.

An der Kreuzung.

»Ich glaube, ich höre eine Auto…«
Sie drehten sich um. Tatsächlich. Zwei in Richtung des Dorfes zeigende Schweinwerfer bohrten sich durch die Nacht. Ein Wagen wendete gegenüber der Werkstatt und blieb dann mit laufendem Motor stehen. Jemand sprach.
»Sie fragen nach dem Weg.«
Schließlich kam der Wagen näher, und die Telegrafenmasten traten nacheinander in sein Licht. Dann erfasste der Scheinwerferstrahl Maigret und Lucas, die beide vor dem Gasthof standen.
Bremsen quietschten. Ein Chauffeur stieg aus, ging zu einer der Wagentüren und öffnete sie.
»Sind wir hier richtig?« hörte man eine Frau im Wageninneren fragen.
»Ja, Madame. Avrainville. Und es hängt ein Tannenzweig über der Tür.«
Ein Bein im Seidenstrumpf. Ein Fuß wurde auf den Boden gesetzt. Man ahnte schon den Pelzmantel. Maigret trat vor, um die Besuchererin zu empfangen.
In diesem Augenblick gab es eine Detonation. Ein Schrei. Die Frau fiel kopfüber zu Boden, prallte buchstäblich auf und blieb in sich verkrümmt liegen, während sich eines ihrer Beine krampfartig streckte.

Ein Mann kam in das Haus gestürzt, stellte sich als Kommissar Maigret vor. Der Däne kannte ihn offensichtlich, nur seine Schwester war etwas irritiert. Sie hatten offensichtlich gerade gestritten, der Kommissar durfte raten, worüber. Eines war aber offensichtlich, der Däne war nicht so außer Atem wie Maigret und machte eine gute Figur. Er hatte Madame Goldberg – die ihren Mann identifizieren sollte/wollte, nicht umgebracht.

Andersens Schwester war vom rätselhaften Typ. Während ihr Bruder ohne Akzent sprach, war er bei ihr nur zu offensichtlich. Sie hatte dem Kommissar schon einiges zu erzählen, aber nicht in der Gegenwart des Bruders. Es gab für den Kommissar eine Gelegenheit für ein ungestörtes Gespräch mit Else. Am nächsten Morgen erteilte er dem Dänen die Erlaubnis, nach Paris fahren zu dürfen, um da Geld für die von ihm entworfenen Stoffmuster kassieren zu können. Der Kommissar bekommt erzählt, dass Else und ihr Bruder früher an der Ostsee in einem Schloss gelebt haben, dass sie aber nach dem Tod des Vaters – der verrückt geworden war – verlassen mussten. Geld sei keines mehr da, sie lebten von den Stoffmustermustern Carls. Sie selber sei eher ängstlicher Natur und ließe sich, wenn Karl unterwegs ist, von ihm in ihr Zimmer einschließen.

Sie hätten sehr wenig Geld und um den Haushalt würde sich der Bruder kümmern. Das Haus sieht nicht so aus, als würde sich jemand darum kümmern, denkt sich der Kommissar, der von zu Hause anderes gewöhnt ist. Die Unterhaltung, die der Kommissar und Else haben, findet anfangs durch die Tür ab, da der Däne Elses Zimmer wie gewöhnlich abgeschlossen hatte. Nachdem der Kommissar, diese Distanz nicht so förderlich fand, öffnete er die Tür mit Hilfe eines Dietrichs.

Der Tankstellenbesitzer. Ein sehr kumpelhafter Typ, der den Kommissar bei jeder Gelegenheit »anhaut«. Mal erklärt er dem Kommissar, dass er den Versicherungsvertreter, der sein Auto durch eine Leiche an die Polizei verloren hatte, sehr merkwürdig finde. Der Typ – Michonnet – sei nur auf Geld aus, knausere aber wo es geht. Gern hätte er ihm ein Auto verkauft, aber er sei nicht nur geizig gewesen, sondern auch noch wählerisch – eine Kombination, die nicht so recht zusammenpasst.

Da ist ein Mann an der Kreuzung der drei Witwen umgebracht worden und keiner hat einen Grund. Der Versicherungsvertreter nicht, der ja nicht sein nagelneues Auto für solch eine Schandtat opfern würde; der Däne nicht, der nur seine Ruhe haben will und der Tankstellenbesitzer, der so fremde Leute wie den Mann aus Antwerpen gar nicht kennt.