Den Titel der Folge muss man dem englischen Humor zuschreiben. Es ist von einem Triumph Lognons die Rede, aber seien wir mal ehrlich: Erfolge sind dem Inspektor nicht sehr oft vergönnt, vielmehr scheint das Unglück wie Pech an ihm zu kleben. An seinem Gefühl, dass er oft um die Früchte seines Erfolgs gebracht wird, ist schon ein wenig was dran. Auch diese Verfilmung ändert trotz des optimistischen Titels daran nichts.
Schon am letzten Mai-Wochenende gab es die ersten Zweifel meinerseits, ob es weiter gehen würde mit Rowan Atkinson als Maigret. Schließlich tauchte bei Amazon ein Angebot auf, dass sich »Complete Collection« nennt. Das kann man als gewisse Großspurigkeit betrachten oder es war – wie von mir vermutet – ein vorgenommener Schlussstrich unter diese Episode. Einen langen Atem hat ITV nicht gehabt.
Wer einen vergnüglichen Nachmittag verbringen möchte, der sollte sich auf einem Trödelmarkt alte Zeitschriften besorgen. Damit kann man eine Menge Spaß haben! Ins Auge stechen zuerst die Anzeigen, die heute aus der Zeit gefallen wirken (ein VW-Käfer etwas über 4000 Mark!) – entweder, weil es die Produkte nicht mehr gibt, sie obsolet geworden sind oder es heute aus formalen Gründen ein Unding wäre, so zu werben.
In der ersten Szene der Folge wird eine Modell-Eisenbahnanlage eingeblendet, an der ein Mann spielt. Sagt man spielen? Vielleicht sagt man besser, dass der Mann sich an seiner Anlage erfreut. Dass er dabei spielt, ist dann zweitrangig. Dieser Mann, es handelt sich um Monsieur Marton, wird bei seinem Tun von zwei Frauen beobachtet. Seiner Frau und seiner Schwägerin. Eine der Beiden mag der nicht. Er wendet sich ab und geht zu einer Kiste.
Die Maigret-Filme mit Rowan Atkinson wurden in Budapest gedreht. Wenn man durch die Stadt wandelt, und das Vergnügen hatte ich im Spätsommer diesen Jahres, fühlt man sich an Paris und Wien erinnert. Die Entscheidung, dort zu drehen, kann ich gut nachvollziehen. Auf Twitter gab es vorgestern jemanden, der die Fischerbastei erkannte, mir war das nicht aufgefallen – raffiniert, da meine Erwartungshaltung ist, dass es Paris ist.
Es gibt da ganz am Anfang in »Nacht an der Kreuzung« diesen Schwenk auf den Quai des Orfèvres und die Kriminalpolizei, der wirklich sehr hübsch ist. Man sieht nämlich überhaupt nichts von dem großstädtischen Verkehr, wie er heute üblich ist. Keine Menschenseele ist in diesem kurzen Augenblick sichtbar. Mehr Paris gibt es in der Folge aber nicht zu sehen. Ich gebe mich da keinen Illusionen hin, dass das vielleicht nur eine Illusion ist. Computern sei Dank.
Das Positive mal vorneweg: Was die Quoten auf maigret.de angeht, so waren die letzten beiden Tagen großartig. Kaum flackerten die Maigrets über den Bildschirm, schon schossen die Zugriffszahlen auf der Webseite in die Höhe. Während der Ausstrahlung und danach waren es zehn- bis fünfzehn Mal mehr als sonst. Das freut mich sehr und hoffe, viele von den Neuankömmlingen bald wieder begrüßen zu dürfen.
Die Engländer haben eine unbestreitbare Tradition, was Maigret-Verfilmungen angeht (Rupert Davies und Michael Gabon). In die Tradition trat 2016 jemand, den man in der Rolle nie erwartet hätte: Rowan Atkinson.
Es ist ja fast schon Weihnachten. Da verrate ich mal was, aber ich kann es Euch nicht zeigen. Ich würde ja gern, aber ich darf nicht. Es muss mein Geheimnis bleiben, da führt kein Weg dran vorbei. Gut, ich weiß nicht, warum das so ist und habe dafür auch nur eingeschränktes Verständnis, aber nachdem im Bekanntenkreis schon diverse Kollegen hatte, die Post von Rechtsanwälten bekommen haben, halte ich es für weise, mich den Regeln zu unterwerfen. Um was es geht? Um eine Pressemappe der ARD.
Von der Idee des Mister Rowan Atkinson, den Maigret zu geben, war ich überhaupt nicht begeistert. Es hörte sich für mich nach einem Scherz an, allerdings nicht nach einem guten. Man möge mich nicht falsch verstehen: Nach Jahren habe ich mir im November die alten Mr. Bean-Folgen angeschaut und meine Begeisterung dafür ist nicht kleiner geworden.
Was die Schauspieler angeht, so hat doch ein Jeder seine Vorlieben. Da geht es den Maigret-Liebhabern nicht anders als den Fans von Sherlock Holmes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort genauso kontrovers diskutiert wird, wer denn nun der »Beste« ist. Eine Methode herauszufinden, wer objektiv der »Beste« wäre, hätte die von mir gewählte Methode sein können, die sich an den Bewertungszahlen bei einem Film-Portal orientiert.
Als im April die Nachricht kam, dass PIDAX nicht nur die Rupert-Davis-Maigrets veröffentlichen würde, hatte ich zuerst eine Freudsche Fehlschaltung: Ich dachte, sie brächten die Maigrets mit Jean Richard heraus. Aber schon nach kurzer Zeit realisierte ich, dass es Bruno Cremer war, der den Maigret spielte und damit den Maigret, der als der 90er-Jahre-Maigret bezeichnet werden darf.