»Maigret und Inspektor Lognons Triumph«

Lognons Triumph


Den Titel der Folge muss man dem englischen Humor zuschreiben. Es ist von einem Triumph Lognons die Rede, aber seien wir mal ehrlich: Erfolge sind dem Inspektor nicht sehr oft vergönnt, vielmehr scheint das Unglück wie Pech an ihm zu kleben. An seinem Gefühl, dass er oft um die Früchte seines Erfolgs gebracht wird, ist schon ein wenig was dran. Auch diese Verfilmung ändert trotz des optimistischen Titels daran nichts.

Der Zuschauer befindet sich in einer actiongeladenen Szene gleich zu Anfang wieder. Passanten beobachten eine Schießerei zwischen der Polizei und einem Gangster. Auf der Straße liegt ein Polizist, Maigret hat sich mit seinen Kollegen in einer Bar verschanzt. Einige Kollegen entschließen sich, den auf der Straße liegenden Verletzten zu bergen und Maigret gibt den Kollegen – ein wenig halbherzig nach heutigem Geschmack – Feuerschutz. Noch weniger Enthusiasmus bringt eigentlich nur sein Mitarbeiter Mariani auf, der zum Fenster und Feuerschutz regelrecht genötigt werden muss.

Auf der anderen Seite sieht man einen Mann, der zwei Waffen hat und von einem Fenster aus recht sinnlos herumschiesst. Warum erfährt man als Zuschauer nicht oder ich habe es nicht mitbekommen. Auf jeden Fall greift er irgendwann zum Hörer eines Telefons und ruft in der Bar gegenüber an. Mariani geht ans Telefon und gibt den Hörer weiter. Der Mann – Polen-Paul genannt, was für sich schon mal ein lustiger Name ist, – teilt mit, dass er es schwach findet, dass die Polizei mit so vielen Leuten angerückt ist, um einen einzelnen Mann zu stellen. Er beschimpft Maigret noch einen kleinen Moment, dann bringt er sich um.

Der gleiche Spruch

Ein paar Monate später betrachtet Maigret die Karte von Paris, auf der immer wieder Lämpchen leuchten, wenn irgendwo ein Vergehen oder Verbrechen gemeldet wird. Die Nachbildung ist übrigens ein wenig lächerlich, wenn man die Bilder von der Originalkarte kennt, wie sie bei der Pariser Polizei schon in den dreißiger Jahren installiert worden war. Das aber nur am Rande. So kann Rupert Davies, als er sie betrachtet, lässig davor liegen und mit seinem Neffen Daniel, der auch bei der Polizei ist, plaudern. Die meisten Meldungen, die hereinkommen sind langweiliger Kleinkram. Dann kommt aber, rein zufällig, ein Anruf aus der Rue Caulaincourt. Der Anrufer beschimpft erst einmal die Polizei und zwar mit dem gleichen Wortlaut, den Maigret schon mal vom Polen-Paul vernommen hat, dann fällt ein Schuss.

Daniel ist der Meinung, dass es sich um Selbstmord handeln würde. Maigret hat aber die Beschimpfungen von damals noch im Hinterkopf und den Verdacht, dass da mehr hinter steckt. Er begibt sich zum Tatort und dort begegnet er Lognon, der – wie immer – einen unglücklichen Eindruck macht, als Maigret an seinem Tatort auftaucht. Zwar verspricht ihm der Kommissar, dass Lognon die Leitung der Untersuchung inne hätte und er sich auch nicht einmischen würde. Aber die Wahrheit sieht natürlich anders aus.

 

Fortan darf man als Zuschauer zusehen, wie sich Maigret dem Fall nähert und dem Täter auf die Spur kommt – und Lognon gleich dem Hasen aus der »Hase und Igel«-Geschichte immer hinterherhinkt. Maigret scheint immer schon da zu sein. Während er, Lognon, auch noch immer den ganzen Papierkram zu bewältigen hat. Das Ganze wird zum Ende hin auf die Spitze getrieben: Nachdem klar ist, wer der Täter ist, überlässt es Maigret Inspektor Lognon, einen Plan zu entwickeln, wie der Täter festzunehmen ist. Der Plan hört sich gut an: Er versteckt sich auf dem Dach, die Polizei wird wird vor dem Haus postiert und dann scheucht man den Täter auf. Das Aufscheuchen ist die Aufgabe von Maigret, der aber in Details vom Plan abweicht, den Täter selbst festnimmt und zu guter Letzt auch noch vergisst, den armen Inspektor zu informieren – der also ein wenig länger auf dem Dach verharrt, als wirklich notwendig ist.

Kleines Fazit

​Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich mag die Rupert Davies-Verfilmungen mittlerweile lieber als die mit Bruno Cremer. Letztere sind zwar in Farbe und historisch genauer ausgestattet, ja, wenn man es genau nimmt, sogar eine Augenweide. Aber manchmal ist die Behäbigkeit wirklich unerträglich. Dagegen war dieser Maigret aus den Sechzigern wieder flott und humorvoll arrangiert. Natürlich würde man da heute im Hauptprogramm niemanden hinterm Ofen hervorlocken, aber das sollte nicht der Maßstab sein.

Schön immer wieder anzusehen: Der dramatische Einsatz von kurzen Melodien, so dass man als Zuschauer am Ende nicht allzu sehr überrascht ist, wer der Täter ist.