Schon vor dem Tippen der ersten Zeichen habe ich das Gefühl, dass dies ein launiger Text werden könnte. Solche Texte entstehen immer dann, wenn ich mich freue, etwas entdeckt zu haben, oder wenn ich ein Buch erstanden habe, was mir fehlte. Die Freude ist diesmal dreifach: Zweimal geht es um Auslöser Nummer 1, einmal um Auslöser Nummer 2.
Das mit dem Internet ist unbestritten eine feine Sache. Als ich gestern Morgen aufstand, war ich noch ahnungslos. In meinem Posteingang lag eine Mail, die mich in Kenntnis setzte, dass es »Wanderlust« gibt. Keine 36 Stunden später weiß ich, dass ich für zweiundeinviertel Seiten 4,36 Euro ausgegeben habe. Eine ganze Reihe von Anschaffungen waren lukrativer.
In die Kategorie »Raffinierte Fälle« passt dieses Hörspiel so gar nicht, denn es wird kein Verbrechen aufgeklärt. Hier geht es darum, dass der Monsieur Maigret einige Dinge gerade rücken möchte, die Simenon über die Jahre in einem falschen Licht darstellte. Er war im Ruhestand und hatte die Zeit, endlich ein paar Lücken in der Bio zu schließen.
Simenon fieberte, in Carmel wohnend, der Scheidung entgegen. Seinen Ausführungen konnte man entnehmen, dass es mit der Trennung so lang brauchte, da Tigy und Georges in jungen Jahren nicht an einen Ehevertrag gedacht hatten und deshalb mühsam alles ausgehandelt werden musste. Das Geschäft hatten sie in die Hände von Rechtsanwälten gelegt.
Jeder schimpft über die Steuern, über das Finanzamt sowieso. Ich habe damit vor langer Zeit aufgehört und gerate nur noch dann in Wallung, wenn es um Verschwendung geht. Auch wenn ich der Meinung bin, dass hierzulande beispielsweise bei der Masken- und Impfstoffbeschaffung Steuergelder verschleudert wurden, das Grundprinzip stelle ich nicht infrage.
Ausgerechnet in dem Kapitel, in dem es mehr oder weniger um die Geburt seines Sohnes John gehen sollte, kommt Simenon ins Plaudern und beginnt ausführlicher über ein Werk, an dem er schrieb, zu berichten. Er befand sich noch in Arizona und so geht es in seinen Ausführungen um »Maigret in Arizona«, wie der Titel hierzulande heißt.
Es erscheint mir ein Vorteil zu sein, sich mit dem Leben von Simenon nicht großartig auszukennen, wenn man sich der »Intimen Memoiren« annimmt. Vielleicht bekommt man nicht ganz so oft Kopfschmerzen vom Schütteln des eigenen Hauptes, wenn man den Ausführungen des Meisters folgt. Das folgende Kapitel lässt interessante Abschweifungen zu.
Auf Seite 315 angekommen, hätte ich ein wenig weiterblättern und stöbern können. So wäre mir der Unfall von Denyse, bei der sie von einem Pferd fiel, nicht so unwichtig vorgekommen, und ich hätte ihn erwähnt. Nachher ist man immer klüger, heißt es – und auch in diesem Fall stimmt es. In Kapitel 31 gibt es starken Tobak.
Später, da fällt mir immer noch etwas ein, wie beispielsweise die Erwähnung von Simenon, dass »Broadway« so viel heißt wie »breiter Weg«, und ich musste kichern, da die Potsdamer ihre Haupteinkaufsstraße auch »Broadway« nennen, der aber gar nicht so breit ist und zusätzlich eine »Breite Straße« haben, die in der Tat sehr breit ist.
Diese Sache mit dem Briefe schreiben ist eine hochinteressante Sache. Ich kann mich an einige Bücher erinnern, die ich gelesen habe, in denen letztlich nur Briefe ausgetauscht werden. Bei den Briefen von Gide und Simenon hat man das Gefühl, dass beide an den Sätzen gefeilt hat und nicht einfach drauflosgeschrieben hat. Ich frage mich ernsthaft, ob später mal Briefwechsel aus diesen heutigen Zeiten veröffentlicht werden?
Bevor ich etwas schreibe, das muss ich mir angewöhnen, sollte ich erst einmal auf der Webseite nach den Namen oder Begriffen suchen, über die ich schreiben will. Oft habe ich schon kleine Notizen hinterlassen, auch wenn diese mich heute ratlos zurücklassen. Zum Beispiel in diesem Beitrag über die Zeitschrift »Der Monat«, in der ich 2003 schon ein Interview von Simenon mit Carvel Collins gefunden hatte.
Manchmal stolpere ich über Stellen auf der Webseite und denke: Schau an, darüber hast Du schon mal geschrieben. Oder: Hoppla, darüber hast Du noch gar nicht geschrieben. So ist es mir mit dem Briefwechsel zwischen André Gide und Simenon gegangen, von dem ich entdeckte, dass es noch keine Beschreibung gab. Die Seite ist angelegt, aber völlig verwaist. Da muss also dringend etwas getan werden.