Auf der Couch

Auf der Couch (und im Sessel)


Bevor ich etwas schreibe, das muss ich mir angewöhnen, sollte ich erst einmal auf der Webseite nach den Namen oder Begriffen suchen, über die ich schreiben will. Oft habe ich schon kleine Notizen hinterlassen, auch wenn diese mich heute ratlos zurücklassen. Zum Beispiel in diesem Beitrag über die Zeitschrift »Der Monat«, in der ich 2003 schon ein Interview von Simenon mit Carvel Collins gefunden hatte.

​Ich orakelte darin rum, dass ich einen Verdacht hätte, wer den Artikel geschrieben haben könnte. Mir war jetzt rätselhaft, warum ich den Verdacht nicht geäußert habe. Das will ich jetzt nachholen: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich um François Bondy handelt, der im gleichen Heft einen längeren Artikel veröffentlichte, der den Titel »Algerien im Blickfeld« trug und in einer Rubrik »Brief aus Paris« trug. Bondy ist, was Simenon-Sekundär-Literatur angeht, kein Unbekannter.

Über das Schreiben

Wie kam ich dazu, diesen alten Artikel herauszutragen? Im November steht die Veröffentlichung von »Auf der Couch« an, welches in der Reihe »Kampa Salon« erscheint. Ursprünglich ist der Titel für Mai geplant gewesen, aber durch die Verschiebung fällt er nicht in einer Sommerloch und löst vielleicht das Problem, was sich so mancher zu Weihnachten wünschen soll. Der Titel ist ideal, um im Sessel mit einem Glas Rotwein zu sitzen, und dem Gesprächen zu folgen.

Im ersten Teil wird Simenon von fünf Ärzten »verhört« und wer Simenon-interessiert ist, dürfte durch das Gespräch einiges Wissenswertes über den Autoren erfahren. Das Interview ist früher schon vor Jahren in deutscher Sprache erschienen, aber Kampa wird uns – wie so oft – einen Mehrwert mit auf den Weg geben: Zum einen ein Interview aus dem Jahr 1955, welches besagter Carvel Collins mit Simenon über das Schreiben führte.

Er trägt hier den Titel »Schreiben ist immer eine Suche nach sich selbst« (in einer Übersetzung von Claus Sprick) – das Interview hatte damals keine eigene Überschrift, sondern lief unter dem Titel »Das Wunder Simenon« und wie soll man eine solche Überschrift auch noch toppen?

Der Kommissar im Mittelpunkt

Bisher hier noch nicht erwähnt und für mich eine sehr angenehme Überraschung ist das zehn Jahre später entstandene Interview mit Roger Stéphane, in den der Interviewer explizit Kommissar Maigret in den Mittelpunkt rückt.

In diesem Band ist das Interview mit »Heutzutage wäre Maigret nicht Polizist« (Übersetzung Julia Becker) und ganz Krimi-like wird man erst zum Schluss des Interviews aufklärt, warum das so ist. Stéphane spricht viele Dinge an, einen als Maigret-Leser interessieren: Wie ist Madame Maigret? Wie steht Maigret zum Bürgertum und wie zu Verbrechern? Warum lässt ihn Maigret so lange arbeiten? Wie wird Maigret sterben? Und für all die Fragen gibt es auch noch interessante Antworten.

Ein wahrer Schatz.