Der Umgang mit Fremdsprachen ist wohl mit das Komplizierteste, was man darstellen kann. Ein plastisches Beispiel: Auf dem Raumschiff »Enterprise« sprechen in der Synchronisierung alle Deutsch. Mit Ausnahme der Klingonen. Aber alle anderen Spezies sprechen ohne irgendwelche Akzente unsere Sprache. Angenehm für uns, aber irgendwie unwahrscheinlich. Vor dem gleichen Problem stand auch Simenon.
Es ist vielleicht keine wirklich gute Nachricht, wenn ich hier verkünde, dass die »Intimen Memoiren« im Augenblick auf Platz 712 der Amazon-Bestseller-Liste stehen, weil ich noch einschränkend hinzufügen muss, dass dies nur in der Rubrik »Geschichte & Kritik - Europäische Literatur« gilt. Es gibt noch zwei weitere Kategorien, wo der Platz im vier- bzw. fünfstelligen Bereich liegt. Ich verstehe das ganz gut.
Das war Kapitel 23 und Simenon ist immer noch hauptsächlich mit Denyse beschäftigt. Er hatte sie als Sekretärin eingestellt und da er die meiste Zeit zu Hause arbeitet, wird von ihr natürlich auch erwartet, dass sie in seiner Nähe arbeitet. Vorerst hatte sich Simenon noch nicht getraut, Tigy die Tragweite seiner Entscheidung mitzuteilen. Vorerst war Denyse für sie einfach nur eine Sekretärin und nicht mehr.
Sheldon Cooper, wie Maigret ein fiktionaler Charakter, erkennt die hektischen Zeichen seiner Freunde nicht und plaudert über das, was ihm sein Freund über sein Sex-Leben erzählt hat, vor dessen Freundin. Dabei bekommt er nicht mit, dass das sowohl seinem Freund wie auch dessen Freundin sehr peinlich ist. Jeder kann sich in sie hineinversetzen. Nur Sheldon braucht ein wenig länger. Aber er kommt irgendwann drauf und lernt daraus.
Man könnte den Eindruck bekommen, ich bin auf Seite 191 hängen geblieben. Aber dem ist nicht so. Die Seiten, die da kommen, sind sehr spannend – ich hatte nur nicht darüber geschrieben. Dann ging es nach Afrika (nicht auf Simenons Spuren), dann kamen die neuen Bücher und schließlich stecke ich nun in Fachbüchern und Prüfungsvorbereitungen. Keine Zeit, in der mir die hormonellen Nöte Simenons nahe gingen.
In weniger als einem Monat sieht man Simenon wieder frisch in den Regalen stehen. Nicht nur die Maigrets, sondern auch die Intimen Memoiren. So ist klar, dass ich bis dahin nicht fertig sein werde. Schließlich ist nicht das Lesen das, was die Zeit frisst, es der Rückblick und das Schreiben. In diesem Abschnitt, dem 20. Kapitel, geht es um die erste Zeit in Amerika, in der Simenon sich um Verträge und Frauen kümmert.
Wiederum beginne ich mit einem kleinen Nachtrag. Simenon konnte sich nicht mehr an den Namen seiner neuen Sekretärin erinnern und nennt sie in dem Buch deshalb Odette. Ist eigentlich bekannt, ob sich Odette im Nachgang dieser Memoiren bei Simenon gemeldet hat, um noch einmal ihren Namen Preis zu geben? Wäre ein netter Zug, der Neuauflagen der »Intimen Memoiren« sicher gut gestanden hätte.
Simenon hat sich 1946 auf dem Weg von Kanada nach Florida gemacht. Davon ausgehend, dass die hier beschriebene Reportage nicht der Sinn der Reise war, kann man feststellen, dass »Durch Amerika mit dem Auto« auch heute noch eine aufschlussreiche Reportage ist.
P.M. lebt sein Leben in einem kleinen Tal an der mexikanischen Grenze. Als Rechtsanwalt und Mann einer begüterten Frau hat er ein gutes Auskommen. Eines Tag kreuzt sein Bruder bei ihm auf, der auf der Flucht ist. Der hatte eine Strafe zu verbüßen, weil er einen Polizisten angeschossen (vielleicht auch umgebracht) hatte. Nun wollte er über die Grenze und erwartete von P.M., dass er ihn rüberbrachte. Dieses Ansinnen wird durch ungünstige Wetterverhältnisse verhindert.
Heute noch glücklich, morgen wird es ganz anders aussehen. Vielleicht ein Plädoyer dafür, dass man jeden so Tag lebt, als ob es der letzte Glückliche sein könnte; ein Plädoyer sicher auch dafür, dass man versucht hinter die Kulissen nahestehender Menschen zu schauen. Damit man nicht, wie es dem Uhrmacher Dave Galloway passiert, von einem Tag auf den anderen feststellen muss, dass das einzig Wichtige im Leben, plötzlich verschwindet und nicht mehr greifbar wird.
Was Neid bewirken kann. Donald soll sich eigentlich auf den Weg machen, um seinen Freund zu suchen. Statt dessen begibt er sich in einen Schuppen, um Schutz vor dem Sturm zu suchen. Tage vorher hätte er vielleicht noch sein Leben für seinen Freund gegeben. Aber an diesem Abend hatte er beobachtet, wie einfach sich sein Freund Ray hingeben konnte. Aus der Zuneigung war Hass geworden. Die Studie eines Wandels.