Über die Story

Paris ist aus dem Urlaub zurückgekehrt. Mit dem Rest kehrte auch Familie Maigret aus ihrem Häuschen in Meung zurück nach Paris. Es war noch nichts passiert, der Ex-Urlauber Maigret hatte sich noch nicht wieder akklimatisiert.

Als des Nachts das Telefon klingelte, war Maigret – normalerweise der Unwillen in Person – froh, denn er hatte schlecht geschlafen und geträumt. Am anderen Ende meldete sich Kommissar Saint-Hubert, ein alter Bekannter Maigrets aus den Bezirken.

Madame Josselin und ihre Tochter waren im Theater gewesen. Nach ihrer Rückkehr fanden sie den Mann und Vater erschossen in der Wohnung auf. Das konnte nun keiner verstehen, der Monsieur Josselin hatte keine Feinde.

Vor einiger Zeit hatte er sich aus dem aktiven Geschäftsleben zurückgezogen und genoss nun seinen Ruhestand. Vorher war er Besitzer einer Kartonfabrik, die hauptsächlich für hochpreisige Produkte Verpackungen herstellte. Solange er die Fabrik leitete, war er mit Haut und Haaren dabei, Feinde hatte er sich bei dieser Tätigkeit nicht geschaffen – im Gegenteil.

Die Frau hatte sich um den Haushalt gekümmert, pflegte ein ruhiges Leben rund um ihre Tochter, später dann um die Kinder ihrer Tochter. Die Tochter – Véronique – war mit einem jungen Arzt, Dr. Fabre, verheiratet, der in seinem Beruf aufging. Diese Tatsache hatte sich der Täter zu nutze gemacht.

»Verstanden Sie sich gut?«
»Das war eins der einträchtigsten Ehepaare, denen ich je begegnet bin.«

Weder der ehemalige Fabrikant noch der Arzt hatten große Lust ins Theater zu gehen. Deshalb blieben sie zu Hause. Der Arzt kam später am Abend in das Haus seiner Schwiegereltern und schaute mit seinem Gastgeber entweder fern oder sie spielten zusammen eine Partie Schach. An diesem Abend lief es genauso ab, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Anruf kam, der Arzt möge sich doch bitte zu einem Patienten begeben, es sei ein Notfall. Damit war der Monsieur Josselin allein.

Das Merkwürdige, was die Polizisten irritierte, war, dass Josselin die Tür geöffnet hatte und den Besucher hereingelassen hatte. Womit man davon ausgehen konnte, dass er den Täter kannte und vertraute. An der angegebenen Adresse fand der Arzt keinen Patienten, der seiner Hilfe bedürftig war. Solchermaßen verschaukelt begab sich Dr. Fabre in sein Krankenhaus, um einen Kontrollgang bei seinen kleinen Patienten vorzunehmen.

»Wissen Sie, ob er Feinde hatte?«
»Keinen einzigen! Er war kein Mann, der sich Feinde schuf. Alle liebten ihn. Gehen Sie in die Büros, in den Betrieb, fragen Sie, wen immer sie wollen, was man von ihm hielt…«

Wer hätte Josselin umbringen wollen? Mit wem Maigret auch spricht, alle sind voll des Lobes über den Mann und seine Familie. Der Tenor ist im Titel des Buches versteckt: es sind brave Leute, die niemandem ans Leder gehen. Umgekehrt in der Regel auch nicht, nur war Josselin tot!

Bei einer solchen heilen Oberfläche muss man nur ein bisschen kratzen, dann erscheint das wahre Gesicht. Das denkt sich auch der Kommissar, der mit der vollen Mannschaft ermittelt (einschließlich Torrence), sehr schnell wird er aber nicht fündig…