Vor wenigen Tagen las ich »Maigret beim Minister« und mir fiel auf, dass dies ein Roman ist, in dem die Besatzungszeit deutlich thematisiert wird. In der »Schnee war schmutzig« gab es Anspielungen, aber das Drumherum wäre austauschbar gewesen. Mir ist nicht gegenwärtig, dass der Komplex anderweitig derart deutlich angesprochen wird.
Der Vergleich, fand ich, war bestechend. Da gab es einen Ort, der nicht existierte, zumindest nicht an der beschriebenen Stelle, und er tauchte als Name oft auf der Landkarte auf: So wie bei uns Neustadt. So erklärte ich Saint-Symphorien zum Neustadt der Franzosen. Nun weiß ich, dass der Heilige wie ein Nobody wirkt geht, wenn man es mit Saint-Hilaire vergleicht.
Auf der Insel konnte man es sich gut gehen lassen. Maigret moserte herum, dass er Gegenden, die ihm die Motivation zum Arbeiten nahmen, nicht mochte. Lang brauchte es nicht, da hatte er sich der Insel-Lebensart ergeben. Ließ sich das auch von Justine sagen, die auf der Insel lebte, und die eine Bordell-Kette in ihrem Besitz hatte?
Den Tatort auf Porquerolles hatte ein Kommissar namens Boisvert begutachtet. Maigret kannte ihn, hatte sich mit diesem über den Fall Marcel Pacaud ausgetauscht. Er traute dessen Einschätzungen. Im Gespräch mit seinen Chef bezeichnete Maigret den Kollegen aus dem Süden als »Hauptkommissar«.
Stramm marschiert, lässt sich der Spaziergang in zwei Stunden absolvieren. Der Volksmund sagt, dass der Mensch 5 km/h geht – im Durchschnitt. Ich halte das für unwahrscheinlich, da der Weg von Geschäften, Eisläden und andere Sehenswürdigkeiten gesäumt sein wird. Die Tour ist einem Lagerverwalter gewidmet, der ein blödes Ende in einer Sackgasse nahm.
Monsieur Vidocq hatte ein fotografisches Gedächtnis. Wen er einmal gesehen hatte, an den erinnerte er sich. Das sollte sich als Fluch für Verbrecher herausstellen, die ab den 1810er-Jahren ihr Handwerk in Paris betreiben wollten. Denn Vidocq war einen der Ihren gewesen und hatte die Seiten gewechselt. Jedoch hatten die wenigsten seiner Mitarbeiter die gleiche Fähigkeit.
Die Figur des Vautrin, der in Balzacs »Menschlicher Komödie« auftritt, war dem damals sehr bekannten Eugène François Vidocq nachempfunden. Zeitgenossen des Schriftstellers wie Victor Hugo und Alexandre Dumas taten es Balzac gleich und bedienten sich. Als Vidocq seine ersten Memoiren veröffentlichen wollte, waren sie es, die ihn zur Ausführlichkeit drängten.
Manchmal verliert man sich in Recherchen und springt von einem Thema zum nächsten, stellt fest, dass das alles fürchterlich interessant ist und aber so gar nichts mit Simenon zu tun hat. Oder der Ausgangs- oder Endpunkt sind nur durch einen ganz dünnen Faden mit dem Schriftsteller verbunden. Soll man die Überraschungen nun für sich behalten? Nöö.
Die Überschrift tönt ein wenig so, als würden die Maigrets – Amsterdam-like – direkt an einem Kanal wohnen und der Kommissar könnte zu seinem Arbeitsplatz mit dem Boot fahren. Wäre eine nette Idee, nur nicht umsetzbar. Die Aussage an sich ist nicht falsch. Die Maigrets hatten am Boulevard Richard-Lenoir einen Kanal vor der Tür. Gar nicht mal so klein.
Maigret lag immer noch im Bett und sinnierte über den Fall des Verrückten nach. Er hatte mittlerweile einiges herausgefunden, über die Umstände der Tat und, um hier nicht zu spoilern, hört die Geschichte über den Verrücken von Bergerac an der Stelle auch schon auf. Es ist eine Telefonnummer, die man als Auslöser für den folgenden Eintrag betrachten kann. Paris Archive 11467. Maigret interessierte, wer dahinter steckte.
Konkrete Politik spielt im Werk von Simenon so gut wie keine Rolle. Politiker als Typus tauchen immer mal wieder auf, man weiß jedoch nicht, wofür sie stehen oder was sie politisch wollen – das spielt keine Rolle. Was zeichnet sie dann aus? Im Falle Maigrets geht es meist um einen Gefallen, der erledigt werden soll, oder um die Beruhigung der Öffentlichkeit, damit die Popularität der Regierung oder des Politikers nicht leidet.