Wo das hinführt


Den Tatort auf Porquerolles hatte ein Kommissar namens Boisvert begutachtet. Maigret kannte ihn, hatte sich mit diesem über den Fall Marcel Pacaud ausgetauscht. Er traute dessen Einschätzungen. Im Gespräch mit seinen Chef bezeichnete Maigret den Kollegen aus dem Süden als »Hauptkommissar«.

In dem Gespräch ging es darum, ob man den Kollegen fachlich unter die Arme greifen konnte, obwohl es weit außerhalb des Zuständigkeitsbereiches lag. Zumal Maigret mit Mr. Pyke einen Hospitanten im Schlepptau hatte, der die Methoden des bekannten Polizisten kennenlernen wollte und es nicht gesagt war, dass der Kommissar in einer fremden Umgebung genauso agieren würde, wie er es in heimischen Gefilden tat.

Viele Fragen wären an der Stelle möglich gewesen, aber ich fragte mich nur: »Hauptkommissar?« Über die verschiedenen Ränge der Kommissare hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht und es schien mir, als ob das eine Lücke wäre, die geschlossen gehört.

Im Text

Eine Schwierigkeit der Übersetzenden dürfte sein, dass sie bei der Übertragung von Literatur den Text so gestalten müssen, dass er dem Erfahrungshorizont der Lesenden entspricht. Im Falle einer Kriminalgeschichte wird davon ausgegangen, dass die Leser:innen keine tiefere Kenntnis darüber haben, wie beispielsweise die polizeilichen Hierarchien in Ländern wie den USA, Italien oder – wie in unserem Fall – in Frankreich aussehen.

In der aktuellen Übertragung (ebenso in früheren) steht:

»Boisvert, der Hauptkommissar, ist ein feiner Kerl.«

Das ist die Übersetzung aus dem Französischen von:

»Boisvert, commissaire central, est un type bien, que j'ai connu jadis.«

Die üblichen Übersetzungen von »Hauptkommissar« lauten:

  • Commissaire principal
  • Inspecteur principal
  • Commissaire divisionnaire
  • Commissaire en chef

Ein »commissaire central« ist aus gutem Grund nicht darunter.

Bevor darauf zurückgekommen wird, gibt es aber einen Exkurs. Dieser führt uns weit zurück zu skandalösen und aufregenden Geschichten.

Mit der Polizei war es bis in das 17. Jahrhundert so eine Sache: Falsch wäre es, zu behaupten, dass es keine Polizei gegeben hat. Eher das Gegenteil war der Fall. Polizeiliche Kompetenzen hatten der Propst von Paris, der für die Verwaltung von Paris zuständig war, ein »lieutenant civil« und ein »lieutenant criminel«. Diese Institutionen trugen eine ständige Rangelei um Entscheidungsbefugnisse und Einflussgebiete aus. Um das noch zu krönen, gab es beispielsweise einen Vorsteher der Kaufleute, der sich auch in polizeiliche Angelegenheiten einmischt. Das Resultat war gewesen, dass es fast unmöglich geworden war, die Stadt effektiv zu verwalten und zu schützen.

Die Kommissar hatten sich oft ihr Amt erkauft – wenn man es überlegt, ist das eine sehr interessante Methode, in eine Position zu gelangen, die einem offenbar nur einen Titel gab und wenig einbrachte. Denn diese Personen waren, da die Tätigkeit keine nennenswerten Einkünfte brachte, damit beschäftigt, das zu tun, womit sie Geld verdienen konnten: beispielsweise Pfändungen, sie kümmerten sich um strittige Zahlungsangelegenheiten und die Erstellung von Schriftstücken für Bürger, die Beschwerden vorbringen wollten. Paris war im 17. Jahrhundert die wichtigste Stadt Europas, wenn als Maßstab die Einwohnerzahl herangezogen wird – und, unter uns, Louis XIV. wird das genauso gesehen haben – aber sie war auch die Hauptstadt der Gesetzlosigkeiten. In den Viertel gab es Banden, die dort schalteten und walteten, wie es ihnen gefiel, ohne dass die Staatsmacht versuchte einzugreifen. Die Anzahl der Morde war erschreckend und es hatte den Anschein, als würde es niemanden kümmern.

Es war notwendig, dass sich etwas tat!

Der Saubermacher

Ich hege die Vermutung, dass der Typ im Kreml einen Mechanismus hat, der sehr an das Frankreich des Ancien Regime erinnert – hatte sich ein Bürger etwas zu Schulden kommen lassen, kümmerte sich die Justiz um einen oder es erregte das Missfallen des Königs und der verfasste einen Lettre de cachet. Auf Grundlage dieser Schreiben wurden Menschen verhaftet und ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis gesteckt oder ausgewiesen. Die Lettre de cachet waren von einem Minister unterschrieben und trugen das königliche Siegel. Die Methode zielte darauf ab, die Justiz in gewisse Affären nicht einzubinden und eine öffentliche Untersuchung zu verhindern. In den meisten Fällen dürfte das sehr unangenehm gewesen sein, in anderen war es auch ein Gnadenerweis des Königs – denn so wurden pikante Affären unter der Decke gehalten und die Verantwortlichen der Justiz entzogen.

Gute Diener wissen, was der Herr will. Und gute Herren schenken ihren Untergebenen einen Vertrauensvorschuss. Der Lieutenant général konnte in seine Schublade greifen und hatte dort vorbereitete Schreiben dieser Art, in die er nur noch den Namen der betreffenden Person einsetzen musste. Nun war dieser Leutnant nicht ein gewöhnlicher Straßenpolizist, es handelte sich um eine Position, die durch König Louis XIV. – übrigens ein ausgesprochener Liebhaber der Lettre de cachet – geschaffen wurde, um der Polizei in Paris eine Struktur zu geben.

Damit wären wir bei Gabriel Nicolas de la Reynie, der jüngste Sohn einer armen Familie. Es gelang ihm, reich zu heiraten und so kam er in den Besitz eines Grundstückes, welches ihm 200 Pfund pro Jahr einbrachte. Neben der Verwaltung seines Besitzes kümmerte er sich auch um die Angelegenheiten eines Herzogs und sechzehn Jahre später war er in der Lage, sich den Posten eines Requetenmeister zu kaufen, der ihn zu einer Art Referenten des Staatsrates machte. Damit war er in der französischen Hierarchie weit oben gelandet, was seinen Preis hatte. Für den Posten bezahlte er das 1.600-fache des Einkommens, was ihm ursprünglich sein Grundbesitz brachte – es musste ihm erfolgreich gelungen sein, sein Vermögen zu mehren.

Gabriel-Nicolas de la Reynie

Aus dieser Position heraus geriet er auch ins Blickfeld von Jean-Baptiste Colbert, der ihn für den neu geschaffenen Position des Lieutenant général empfahl. Damit teilweise Aufgaben in seiner Verantwortung, die wir heute nur indirekt mit Polizeiarbeit verbinden. Er hatte sich um Katastrophen wie Brände und die Folgen von Überschwemmungen zu kümmern. Der König gab die Organisation der dazugehörigen Verwaltung ebenfalls in die Hände von La Reynie. Zu der Zeit gab es vier Institutionen, die polizeiliche Aufgaben hatten – diese fasste er zusammen. Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die Polizeikommissare – der Begriff stammte von ihm –, deren Zahl er auf 48 erhöhte und auf die siebzehn Viertel verteilte, die Paris damals hatte. Sie hatten ihm täglich zu berichten.

Ein zweites Standbein seiner Ermittlungsarbeit waren Spitzel – die, die auf freiem Fuß waren, wurden »Fliegen« genannt, die im Gefängnis »Schafe«. So war er immer im Bilde.

Salopp formuliert war La Reynie auch für die Stadtreinigung verantwortlich. Schon seit geraumer Zeit (seit 1509) gab es eine Schlamm- und Laternen-Steuer. Aber La Reynie setzte durch, dass das Geld dafür genutzt wurde, wofür es gedacht war. Paris wurde dank ihm zur saubersten Stadt Europas. Sein Engagement für eine Straßenbeleuchtung – gerade in dunklen Gassen – hatte einen positiven Einfluss auf die öffentliche Sicherheit. In seinen dreißig Jahren als Lieutenant général wurden Regeln für die Benutzung von Parks und für den Straßenverkehr eingeführt. In Sachen Infrastruktur war zu verzeichnen, dass viele Wege mit einer Pflasterung versehen wurden und es Verbesserungen in der Wasserversorgung gab. 

Mit der Gewaltenteilung war es damals nicht weit her. Organisatorisch hatte man einen Schritt nach vorn gemacht, aber La Reynie war auch Staatsanwalt und Richter in bedeutenden Fällen.

Der Beginn einer Affäre

Marie-Madeleine Marguerite d’Aubray trug nicht nur einen langen Namen, sie war auch Marquise de Brinvilliers. Titel sind nicht immer Garant für Reichtum. Marie-Madeleine konnte sich nicht beklagen: Sie entstammte nicht nur einer reichen, sondern auch einer sehr angesehenen Familie. Zudem war sie mit Schönheit gesegnet worden und galt als charmant und geistreich.

Unter normalen Umständen wäre der Marquis Antoine Gobelin de Brinvilliers eine gute Partie zu sein. Gratulationen an die junge Marie-Madeleine und natürlich auch den Gatten aus bestem Hause wären angebracht gewesen – jedoch stellte sich heraus, dass ihr Mann ein Verschwender war und sein reichliches Vermögen ohne Bedacht ausbeutete und zahlreiche Liebschaften pflegte. Er hatte die Zeit mit seiner Frau fünf Kinder zu zeugen, aber ob diese alle von ihm waren, dürfte eine berechtigte Frage sein, wo er ihr die gleichen beziehungstechnischen Freiheiten einräumte wie sich selbst. Die Marquise lernte über ihren Gatten einen Mann namens Godin de Sainte-Croix kennen – ihr Liebhaber bis zum Ende seines Lebens. Marie-Madeleine war es erlaubt, ganz gewiss unüblich wie fortschrittlich wirkend, ihr Vermögen selbst zu verwalten.

Der Vater der Marquise empörte sich über die Affäre seiner Tochter und sorgte für eine Verhaftung von Sainte-Croix. Der Liebhaber der Marquise wurde in der Bastille inhaftiert. Lange ließ er sich nicht einsperren. Er fand einen Weg, aus dem Gefängnis zu fliehe und kehrte zu seiner Geliebten zurück.

Sie hatte drei Geschwister, was viele Menschen als Bereicherung empfinden. Sie jedoch sah in ihren zwei Brüdern und ihrer Schwester nur Faktoren, die für eine Minderung ihres Anteils am Erbe des Besitzes ihres Vaters führten. Ich schweife vielleicht ein wenig ab, aber in Computerspielen, bei denen man einen virtuellen Charakter anlegt, ist es oft so, dass man der Spielfigur eine ganze Reihe von Aspekten vergeben kann – aber damit nicht alle Spieler:innen als Superfrauen und -männer durch das Spiel rennen, muss der Figur auch die eine oder andere negative Eigenschaft zugewiesen werden. Wir sind schließlich alle nicht perfekt und der Marquise wurden offenbar die Aspekte »Habgier« und »Niedertracht« zugelost.

Jemand, der etwas Böses getan hat, wird zur Strafe ins Gefängnis gesteckt – insgeheim hat man auch die Hoffnung, das er geläutert wird. Heute betreiben wir aktiv Rehabilitation. Klappt nicht immer und oft genug, kommen haben entlassene Straftäter in der Haftanstalt etwas gelernt. Aber halt das Falsche.

Sainte-Croix hatte im Gefängnis einen Mann namens Exili kennengelernt, dessen Namen einen schon fragen lässt, ob er nicht direkt aus einer Fantasy-Geschichte entsprungen ist. Zu allem Überfluss beschäftigte sich dieser mit Giften und gab sein Wissen bereitwillig an den sich für Alchemie interessierenden Chevalier weiter. So gelangte dieser direkt oder indirekt an ein Toxin, welches sich mit den damaligen Methoden, nicht nachweisen ließ.

Diese Melange war keine gute: Habgier plus Niedertracht plus giftige Substanzen. Der Erste, der daran glauben musste, war der Vater. Die Tochter war zu ihm gezogen und übernahm dessen Betreuung. Über die zubereiteten Speisen verabreichte sie ihm das Gift und drei Jahre, nachdem er hatte den Geliebten seiner Frau hatte in der berüchtigten Bastille hatte festsetzen lassen, war er tot.

Der Vater Antoine Dreux d'Aubray war jemand, der diese Macht hatte – er war der »lieutenant civil« von Paris. Sein Tod ermöglichte es, die Polizeibehörden zu reorganisieren und den neuen Posten eines Generalleutnants der Polizei zu schaffen. Darin liegt eine gewisse Ironie, denn durch den Mord an ihrem Vater sorgte sie dafür, dass die Ermittlungsarbeiten effektiver wurden. Ob das in ihrem Sinne war?

An ihre beiden Brüder kam sie nicht direkt heran. Sie engagierte deshalb einen Kammerdiener für die beiden, der auch in ihren Diensten stand. Allerdings als Giftmörder. Jean Stamelin machte seine Arbeit gut – er hatte einen exzellenten Ruf als Diener und er hatte die beiden Brüder seiner zweiten Arbeitgeberin innerhalb weniger Monaten unter die Erde gebracht. Das plötzliche Ableben hatte jedoch Skepsis verursacht: Es gab Anzeichen von einer chronischen Arsenvergiftung und bei einer Autopsie ergaben sich viele Indizien für einen Giftmord. Die Marquise hatte ein Alibi und Jean Stamelin konnte es nicht gewesen sein, denn er hatte einen guten Ruf.

Nun blieb nur noch die Schwester. Thérèse d’Aubray hegte den Verdacht, dass auch sie in Gefahr war. Jede Speise, die sie zu sich nahm, prüfte sie. Ihre Schwester sollte sie trotzdem nicht überleben, aber ob sie nun an einem Gift starb, sei einmal dahingestellt.

Der Chevalier hatte ein Laboratorium, in dem er viel herumexperimentierte, und bei einem dieser Experimente kam es 1672 zu einem Unfall. Seine Vermögensstrategie war riskant zu nennen, weshalb nach seinem Tod sein Nachlass versiegelt wurde. Bei der Aufarbeitung seiner Hinterlassenschaften fanden sich Schreiben, Schuldscheine und Gifte, die alle auf die Marquise de Brinvilliers hinwiesen. Die gefundenen Chemikalien wurden an Tieren ausprobiert, woraufhin diese verschieden. Diese Tatsache und verschiedene Aussagen rückten sehr schnell die Marquise und den Kammerdiener Jean Stamelin in den Fokus der Ermittlungen. Während die Frau sich erst nach England und später nach Belgien abgesetzte, wurde der Diener nach kurzer Flucht gefasst. Sie hatte sich in der Nähe von Lüttich in einem Kloster niedergelassen und wähnte sich vor der weltlichen Justiz sicher. Mit einer List gelang es, sie aus ihrem Domizil zu locken und dabei wurde sie verhaftet. Ihr Handlanger war zu dem Zeitpunkt schon vier Jahre tot, denn er wurde nach seinem Prozess hingerichtet. Sie bekam ebenfalls in Paris ihren Prozess und verlor letztlich ihr Haupt.

Die Geschichte war derart skandalös, dass die Pariser Gerüchteküche anfing zu brodeln. Überall wurden Zeichen dafür gesehen, dass Todesfälle ominös waren. Die Rede war von Hexerei, schwarzen Messen und dererlei. Louis XIV. konnte diese Angelegenheit nicht ignorieren und beauftrage La Reynie damit, sich im Rahmen einer Sonderkommission der »Chambre ardente« (»Glühende Kammer«) um die Gerüchte zu kümmern.

Das Urteil gegen die Gift-Madame und ihren Helfer umfasste auch eine Extra-Portion Folter. Bevor sie gerichtet wurden, sollte unbedingt versucht werden, herauszubekommen, ob es weitere Täter gab. Die Zuverlässigkeit einer Verhörmethode auf Basis von Schmerz hat einen begrenzten Wert, war zu der damaligen Zeit üblich gewesen und galt als effektiv. Für die Untersuchenden war es immer wieder faszinierend, welche neuen Erkenntnisse gewonnen werden konnten. Wie viele Unschuldige durch Aussagen, die unter quälenden Schmerzen entstanden waren, in das Visier der Strafverfolgung gerieten, wird sich nie herausfinden lassen. Klein dürfte die Zahl nicht gewesen sein.

Der Folter-Prozedur entkam eine andere Marquise – Françoise de Rochechouart, bekannt unter dem Namen »Madame de Montespan«. Sie war ebenfalls eine sehr ehrgeizige Person und die Motivation für ihr Handeln dürfte eine Art Habgier gewesen sein. Ob es auch in Geld ging, sei einmal dahingestellt – in erster Linie strebte sie nach Macht und was die anging, hatte sie große Ziele.

Was sie nicht werden konnte, war Königin. Louis XIV. hatte schon eine. Er pflegte eine Reihe von Liebschaften, was er als König durfte und – das ist schon ein besonderer Clou – es gab eine offizielle Mätresse, die einen halboffiziellen Titel hatte: Maîtresse-en-titre. Und die Kirche, was sagte die Kirche dazu? Gegen den König mochte sie sich nicht stellen, aber die Priester schafften es schon, den Mätressen Ärger zu machen. In den meisten Fällen wurde das unter den Teppich gehört und die Frauen hatten es hinzunehmen.

Der Posten war zu der Zeit, in der Madame de Montespan Teil des königlichen Hofes wurde, vergeben, aber sie kämpfte verbissen darum. Der König mochte sie anfangs nicht und war skeptisch, ob ihrer Ambitionen – aber irgendwann lagen die beiden in der Kiste und dann war es eine Frage der Zeit, bis die Madame de Montespan die Amtsinhaberin weggebissen hatte.

Diese war gewiss wenig glücklich über die Situation, aber hatte einen zurückhaltenden Charakter und war nicht so machtversessen wie ihre Konkurrentin. Ebenso wenig glücklich war der Ehemann der neuen offiziellen Mätresse des Königs. Der opponierte heftig gegen diese Beziehung, trug Trauerkleidung und an seiner Kutsche ließ er Hörner anbringen, womit er der Welt die Nachricht überbrachte, dass er durch seine Frau betrogen wurde. Der König hatte eine probates Mittel, um dieses lästige Problem zu beseitigen: den »Lettre de cachet«, dessen Durchsetzung im Verantwortungsbereich von La Reynie lag. Ein Gericht sorgte später für die Scheidung der Eheleute, da war der Ehemann schon nach Spanien verbannt worden war und sicher hatte er bei der Angelegenheit gar nichts mehr zu vermelden.

Die Frau hatte ihre Ziele erreicht, schenkte ihrem geliebten König in der Folge eine ganze Reihe von Kindern. Die königlichen Bastarde wurden von ihm anerkannt und bekamen schöne Titel. Ihnen stand ein gutes Leben bevor, sie waren jedoch nicht Teil er Thronfolge. Nun sind Schwangerschaften nicht dafür bekannt, dass sie ein Zuckerschlecken sind. Die Kombination aus körperlicher Strapazen und zunehmenden Alter, setzen auch dem Körper der schönsten Frau zu. Das war der Marquise bewusst. Die Madame wurde fülliger, und so ergab es sich zwangsläufig, dass Louis XIV. sein Augenmerk und seine Gunst anderen jungen Damen schenkte. Das war um 1880 herum, die Marquise war etwa vierzig Jahre alt.

Kampflos wollte die Dame ihre Position nicht aufgeben, deshalb suchte sie ihr Heil in der Gabe von Liebestränken. Eine Quelle für Treue-Mixe war Catherine Monvoisin, genannt »La Voisin«. Als erwiesen gilt, dass die Frau unerwünschte Schwangerschaften durchführte, Gifte und Elixiere verkaufte und Horoskope erstellte. Weniger darf man darauf geben, dass sie schwarze Messen zelebrierte.

Die Tochter der Monvoisin, auch in der Geschäft verwickelt, meinte sich zu erinnern, dass die königliche Mätresse an solch schwarzen Messen teilgenommen habe und sie ihr Pulver gebracht habe. Der involvierte Priester erzählte auch von solchen düsteren Veranstaltungen und gestand, dass Neugeborene geopfert worden wären. Bei Befragungen kam der Verdacht auf, dass Madame de Montespan die Liebesexlixiere besorgt hatte, damit der Monarch sie als attraktiver empfand oder sie wollte seine Libido stärken – die Hexe und ihr Gefolge aber anderes im Sinn hatten: Sie wollten den geliebten Herrscher vergiften.

Wie zuvor schon erwähnt, dürfte es mit dem Wahrheitsgehalt solcher Aussagen nicht sehr weit her gewesen sein, schließlich nutzte der Generalleutnant bei den Verhören fantasiefördernde Mittel.

Der König sorgte dafür, dass die Protokolle über Madame de Montespan in diesem Komplex verbrannt wurden. Ohne Zweifel war der Mann wenig amüsiert über das Treiben seiner Geliebten. Louis XIV. hatte auch etwas mit einer Mademoiselle de Fontanges laufen, die von ihm schwanger war  es jedoch zu einer Totgeburt kam. Einige Monate nach diesem tragischen Ereignis starb die Geliebte und der Verdacht kam auf, dass sie vergiftet worden war. Als Schuldige hatte man schnell Madame de Montespan ausgemacht und damit war ihr Schicksal besiegelt. Sie fiel in Ungnade.

Sie blieb am Hofe des Königs, aber sie hatte ihre Gemächer – etwa zwanzig Räume in der Deluxe-Variante – zu verlassen. Der Monarch, der ihrer überdrüssig geworden war, hatte sie mit einer stattlichen Pension ausgestattet. Da war es ihr noch gut ergangen, ihm hätten andere Sanktionen einfallen können. Andererseits hatte er eine Reihe von Kindern mit ihr, und ihr die Mutter zu nehmen, war nicht in seinem Interesse. Zehn Jahre nach der Giftaffäre, sie war knapp über fünfzig, zog sie sich in ein von ihr gestiftetes Kloster zurück, wo sie später auch verstarb. 

Dieses friedliche Ende war ihrer Dienstleisterin – Catherine Monvoisin – nicht vergönnt: Sie wurde 1680 auf dem Place de Grève verbrannt.

Cour des Miracles

Tagsüber gingen sie auf den Straßen von Paris ihren Geschäften nach. Sie plagten Gebrechen und Krankheiten, Verletzungen aus kriegerischen Auseinandersetzungen und allerlei andere Unbill. Diese verschwanden jeden Abend, wenn sie in ihr Zuhause zurückkehrt waren und kehrten regelmäßig am nächsten Morgen zurück. So ist der Name der Heimstätten der Bettler zu verstehen: »Höfe der Wunder« (»Cour des Miracles«). 

Für Schriftsteller war dieses Milieu eine dankbare Vorlage. Victor Hugo hinterließ uns beispielsweise in »Notre Dame de Paris« eine Anspielung auf den »La Grande cour des Miracles« von Paris. Die Höfe waren schon lange Geschichte, als Hugo seine Feder spitzte. Also brauchte auch er eine Quelle und die fand man in den Schilderungen von Henri Sauval, der diese wiederum von Ollivier Chereau übernommen hatte. So inspirierte einer den anderen und da über letzteren Schriftsteller kaum Information vorliegen, lässt sich schwer sagen, was an den Beschreibungen der Realität entsprach.

An der Spitze soll sich ein König befunden haben. Wie im »richtigen Leben« hatte auch dieser Monarch einen Hof, der sich um ihm gesellte. Der Hofstaat wirkte wie eine billige Kopie eines echten Hofes.

Das Volk bestand aus den verschiedensten Typen von Bettlern. Laut dem schon erwähnten Sauval gab es mindestens zwanzig Kategorien: von falschen Kranken über Krüppel, die keine waren, hin zu Kaufleuten, die durch Schicksalsschläge vermeintlich verarmt waren, und vermeintlichen Waisenkindern. Die Liste zieht sich und im Fokus stand nicht nur das Erbetteln von Geld. Die Leute arbeiteten ebenso proaktiv mit dem Besitz rechtschaffener Bürger, indem sie diese durch Diebstahl erleichterten.

Das Betteln mochte unangenehm sein, die anderen Delikte jedoch – beispielsweise Stehlen, Zuhälterei und Prostitution – sorgten dafür, dass sich der Generalleutnant der Polizei darum zu kümmern hatte. Eine heldenhafte Version erzählt, dass sich La Reynie selbst zu einem der Höfe begeben hat, zum Verlassen aufforderte und drohte, dass »die letzten zwölf Bewohner gehängt oder in die Galeeren geschickt würden.« Das soll funktioniert haben. An dem Wahrheitsgehalt wird heute aber massiv gezweifelt.

Wahr ist, das La Reynie dafür sorgte, dass die Höfe aus dem Pariser Stadtbild verschwanden. Der Mann hatte unzweifelhaft etwas in Paris bewegt. Die Polizeiorganisation effektiv zu gestalten, daran machte sich sein Nachfolger, nachdem La Reynie den Posten 1697 verlassen musste. Dreißig Jahre hatte er den Posten, dann wurde Marc René de Voyer de Paulmy sein Nachfolger. Dieser war ebenfalls mit diesem Job verheiratet. Über zwanzig Jahre prägte er das Amt und mit ihm ist das Verdienst verbunden, dass er eine funktionierende Verwaltung um die polizeilichen Aufgaben aufbaute.

La Reynies Nachfolger

Einige der Nachfolger von La Reynie hatten bemerkenswerte Ideen, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Da war zum Beispiel René Hérault, der von 1725 bis 1739 diese Funktion innehatte und dafür sorgte, dass die Straßennamen auf Schildern eingetragen werden sollten. Erfolgreich war er auch mit der Anordnung, dass am Beginn und Ende einer jeden Straße gravierte Steinplatten zu installieren waren, die die Namen enthielten. Seine Idee, alle Gebäude mit Hausnummern zu versehen und diese sichtbar zu machen, scheiterte an den Adligen, die Probleme damit hatten, dass ein Anwesen genauso behandelt worden wäre wie eine Bruchbude. Also die Hütte eines Schneiders genauso eine solche Nummer tragen durfte wie das Stadtschloss eines Marquise, der nichts Anständiges gelernt hatte. Das Ganze war praktisch und wir könnten uns Städte nicht ohne diese Kennzeichnung vorstellen. Geliebt wurde der Mann trotzdem nicht: Er ging rabiat gegen Jansenisten vor und verfolgte die Freimaurer. Wie jeder seiner Vorgänger und Nachfolger pflegte er ein Spitzelnetz und damit war er eigentlich schon per se bei der Bevölkerung unbeliebt.

Einige Generationen können locker übersprungen werden, weil zumindest ich nichts bemerkenswerte an ihren Amtsperioden fand, und so kommen wir zu Nicolas-René Berryer, der die Stellung zwischen 1747 und 1757 innehatte. Ich würde nicht behaupten wollen, dass er die Polizei herangebracht hatte. Er war ein Günstling von Madame de Pompardour und bekam diesen Posten, nachdem sie die offizielle Mätresse des Königs geworden war. Da sie in dieser Position nicht unangefochten war, unterstützte er sie, indem er ein Büro gründete, was sich mit der Überwachung der Postsendungen beschäftigte. Berryer hatte keinen besonders guten Ruf und galt als hochmütig und unhöflich – für einen Mann auf solch einen Posten ist das vielleicht nicht von Nachteil, ihm wurde nachgesagt, dass er mehr vermuten würde, als er wusste. Die Idee, die Kommunikation zu überwachen in einer Zeit, in der es keine lästigen Bürgerrechte wie das Post-Geheimnis gab, dürften manche Menschen bemerkenswert fortschrittlich finden.

Manche der Generalleutnants hatten die Position zweimal inne. Zu diesen gehörte Jean Charles Pierre Lenoir. Er war nicht in einen bekannten Kriminalfall verwickelt, wie eigentlich keiner der Nachfolger von La Reynie – dafür kämpfte er an Stellen, die mit der Polizeiarbeit weniger in Verbindung gebracht werden. Im Jahr 1775 kam es in Frankreich zum »Mehlkrieg« – die Bezeichnung ist irreführend, denn nicht eine ausländische Macht befand sich in einem Konflikt mit der Grande Nation. Es waren die Bürger, die ein Problem mit ihren Regierenden hatten, und zwar mit der Idee »Der Markt wird es schon regeln«. Ich will das Ergebnis schon einmal vorwegnehmen: Das tat der Markt nicht, sondern da der Markt von Menschen gesteuert und manipuliert wird, die Geld verdienen wollen, waren die Protagonisten Menschen. Die übelsten Gesellen des Marktes gingen und gehen dafür über Leichen. 

Man hatte den Getreidemarkt in Frankreich liberalisiert und es war nun möglich, in beliebige Regionen zu verkaufen, wo man bessere Preise für Getreide erzielen konnte oder gar in andere Länder. Die Besitzer es Getreides, noch nicht einmal unbedingt Bauern, lagerten das Getreide ein und warteten, dass sie bessere Preise erzielen konnten. Dieses Verhalten der Marktteilnehmer in Kombination mit zwei Missernten ließ die Preise von Getreide massiv ansteigen und damit auch von Brot. Die Ärmsten konnten sich plötzlich nicht mehr das leisten, was ihr Grundnahrungsmittel war. Es kam zu Aufständen, die unter dem zuvor genannten Namen in die Geschichte eingingen. Die Regierung kehrte der Liberalisierung des Getreidehandels den Rücken zu – zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre. Lange Zeit wurden diese Aufstände singulär mit dem Nahrungsmangel in Verbindung gebracht. Heute wird der »Mehlkrieg« als vorrevolutionäres Ereignis gewertet, als ein Fingerzeig für die Herrschenden, dass sich etwas zusammenbraut. Diese hatten das nicht verstanden.

Lenoir kümmerte sich darum, dass die Versorgung mit Getreide in Paris sichergestellt war. Er schuf Lager, in denen das Getreide bevorratet werden konnte, und sorgte für die Gründung einer Bäckereischule. Sein Interesse galt ebenso der Lebensmittelsicherheit: Blei und Kupfer wurden in Lebensmittelverpackungen verboten. Das Wirken Lenoirs wird allgemein als Fortschritt angesehen, auch wenn er sich in den Jahren eine ganze Reihe von Feinden schuf.

Nachfolger Lenoirs wurde Louis Thiroux de Crosne, der dieses Amt bis zur Revolution innehatte und somit der letzte Lieutenant général de police sein sollte. 

Heute hört es sich wie Wahnsinn an: Über viele Jahrhunderte gab es Steinbrüche unter Paris – die Stadt wurde ausgehöhlt. Das war ein sehr lukratives Geschäft und die, die es betrieben, kümmerten sich nicht um die bestehenden Regeln – weder die gesetzlichen noch die handwerklichen. Ab dem 17. Jahrhundert hatte man in Paris vermehrt Probleme, dass die Erde unter den ausgehöhlten Böden nachgab. In diesen sogenannte Fontis konnte schon mal ein Fuhrwerk verschwinden. Ein zweites Problem waren die Friedhöfe in der Stadt. Die Leichen wurden munter bestattet, ohne sich um die Beschaffenheit des Bodens zu kümmern und die Massengräber, in denen die Verstorbenen begraben wurden, wurden über ihre Kapazität hinaus befüllt. Daraus erwuchsen hygienische Probleme und obwohl das bekannt war, änderte sich an dem Prozedere nichts. De Crosne nahm sich dieser Problematik an: Die kleinen Friedhöfe in Paris wurden geschlossen und die Gebeine wurden in alte Steinbrüche zu verlegen. Wir kennen diese heute als die Katakomben von Paris. Der letzte Generalleutnant war es auch, der dafür sorgte, dass die Häuser von den Brücken verschwanden.

Zurück zu den Kommissaren

Da wurde sich ausführlich den Chefs gewidmet, aber was war mit den Kommissaren? Diese standen an der Spitze eines jeden Viertels – heute würde man von einem zentralen Bezirkskommissar sprechen (womit wir uns dem Ausgangsthema ein wenig genährt hätten). Die Führung in den einzelnen Bezirken hatte der dienstälteste Kommissar, die anderen unterstanden seinem Kommando und hatte ihm zu berichten.

In der Zeit waren die Kommissare Besitzer ihres Amtes. Mochten sie es nicht mehr, konnten sie die Position verkaufen, an jemanden übertragen oder vererben. Die Amtsinhaber hatten bestimmte Aufgaben zu erledigen, aber als außenstehender Betrachter hat man nicht den Eindruck, als ob für die Ausführung der Tätigkeit eine besondere Qualifikation erwartet wurde.

Nach der Revolution wurde angefangen, die Kommissare zu wählen. Das mochte einen demokratischeren Anstrich gehabt haben, aber sagte nichts über die Qualifikation der Aspiranten aus. Einen »Anstrich« nenne ich es, weil zuerst nur die wahlberechtigt waren, die ein bestimmtes Einkommen hatten und dementsprechend viel Steuern bezahlten (das ganze wurde als Zensuswahl bezeichnet). Nachdem man sich auch der Monarchie erledigt hatte, wurden die Wahlen öffentlich abgehalten – was ebenfalls problematisch war. Erst später wurden sie von Ausschüssen benannt.

Am 17. Februar 1800 wurde eine Bestimmung erlassen, dass Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern zwingend verpflichtet waren, einen Polizeikommissar zu haben. Für die größeren Städte Marseille, Lyon und Bordeaux wurde gar die Position eines Generalkommissars eingeführt. Andere sollten folgen, aber über die Planung kam man da nicht hinaus.

Administrativ war die Position der Polizeikommissar ziemlich verworren und rätselhaft. Ernannt wurden diese von den Behörden, die Gemeinden mussten sie aus ihrem eigenen Budget bezahlen und bei Gerichtsverfahren waren sie von der Staatsanwaltschaft abhängig.

1941 erfolgte eine Restrukturierung der Polizei. Die Vichy-Regierung bestimmte, dass alle Polizeieinheiten in Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern verstaatlicht wurden. Die Polizisten, sowohl in Uniform wie auch in Zivil, unterstanden nun einem regionalen Intendanten (Intendant régional de police), der wiederum Regionalpräfekten (Préfet régional) unterstellt war. Der regionale Intendant wurde aus dem Kommissarskorps ausgewählt.

Diese Anordnung erfolgte am 21. April, zwei Tage später wurde École nationale supérieure de la Police gegründet, die sich unter anderem der Ausbildung der Kommissare widmete. Die provisorische Regierung nach der Befreiung behielt die Schule erst einmal bei, dann gab es eine Pause zwischen 1944 und 1955. Um an dieser Schule angenommen zu werden, stehen drei Wege zur Verfügung: 

  • das externe Auswahlverfahren,
  • das interne Auswahlverfahren,
  • der berufliche Werdegang.

Die Bewerber müssen sich schriftlichen Eignungsprüfungen für Allgemeinbildung, öffentliches Recht und Strafrecht unterziehen und darüber hinaus einen praktischen Fall (schriftlich) lösen. Es gibt eine Reihe von sportlichen Prüfungen, bevor man bei der mündlichen Aufnahmeprüfung sich einem Interview mit einer Kommission zu stellen hat, Situationsprüfungen zu absolvieren muss und letztlich werden die Fremdsprachenkenntnisse und die Stressfähigkeit getestet.

Wer schon bei der Polizei angestellt ist und dort mindestens den Rang eines Capitaine  erreicht hat, der kann auch den dritten Weg bestreiten. Wollen wir den Bewerbern wünschen, dass diese Option leichter ist. 

Generell ist zu sagen, dass das Bewerbungsverfahren für die Kommissarslaufbahn eine der härtesten im öffentlichen Dienst ist. Da wird ordentlich gesiebt.

Betrachtet man die Zahlen aus der Vergangenheit, so kann man davon ausgehen, dass aktuell im Jahr etwa 50 neue Kommissare ausgebildet werden.

Als frischgebackener Kommissar erhält man den Rang eines »commissaire de police«. Wer neun Jahre im Dienst tätig ist und seine Mobilitätspflicht erfüllt hat (worunter ich verstehe, dass man sich hat jederzeit versetzen lassen) sowie auf der Kommissarsschule war, der kann in den Rang eines Divisionskommissars (»commissaire divisionnaire de police«) befördert werden. Die höchste höchste Dienststufe ist die eines Generalkommissars.

Neu-Kommissare werden gern als Leiter eines Polizeireviers einer mittelgroßen Stadt eingesetzt oder sie werden als Stellvertreter eines Zentralkommissariats in einer Großstadt installiert. In Paris können die Neulinge auch Vertreter eines Kommissariats in den Arrondissements werden.

Der Zentralkommissar

Der Begriff des Zentralkommissars taucht hin und wieder in Texten und Beschreibungen zur französischen Polizei auf. Die Bezeichnung steht nicht (unmittelbar) für einen Rang, sondern beschreibt vielmehr eine Zuständigkeit für ein bestimmtes Gebiet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man für ein größeres Gebiet den höheren Rang eines Divisionskommissars haben muss – ob das ein »Muss« ist, konnte ich nicht herauslesen.

Über die Hälfte der aktiven Kommissare sind »einfache Kommissare«, etwa vierzig Prozent stehen im Rang eines Divisionskommissars.

Über den Werdegang von Kommissar Boisvert lässt sich überhaupt nichts sagen – das bleibt ein komplettes Geheimnis. Bei Maigret sieht es ein wenig anders aus: Wir wissen, dass er die École nationale supérieure de la Police nicht besucht haben kann – zu dieser Zeit war er schon lange Zeit in Polizeidiensten und auch Kommissar. Mir ist nicht bekannt, dass berichtet worden wäre, dass Maigret Kurse besucht hat oder eine Schulung. Es sieht so aus, als hätte er diesen Beruf von der Pike auf gelernt und ist durch Befähigung und Dienstalter in diese Position gekommen.