Simenon-Erscheinungen


Ein gutes Jahr, um das Bücherregal mit Simenons aufzufüllen. Wer glaubt, mit den Sondereditionen zum Geburtstag sei das Simenon-Jahr schon beendet, der täuscht sich. Die nächsten Titel stehen, bildlich gesprochen, schon vor der Tür.

Auf den Herbst dürfen sich alle Maigret-Freunde freuen. Für den Oktober und November sind gleich 6 Maigret-Wiederveröffentlichtungen angekündigt. Den Reigen eröffnet »Maigrets erste Untersuchung«. Maigret fing auch einmal klein an und riskierte schon mit seiner ersten Untersuchung sehr viel. Wäre diese Ermittlung schief gelaufen… die Frage stellt sich nicht. Ebenfalls als Klassiker darf man »Maigret contra Picpus« betrachten. Anfangs hegt der Kommissar noch die Befürchtung, dass er sich fürchterlich blamieren könnte. Ein gefundenes Fressen für die Pariser Presse, die bei solchen Geschichten kein Erbarmen kennt. Wenn die dahinter gekommen wäre, dass der Kommissar 500 Wahrsagerinnen in Paris überwachen ließ, nur um einen Mord zu verhindern und nichts passiert wäre, dann hätte sich die eine Hälfte der Pariser kaputt gelacht und die andere Hälfte hätte sich tüchtig über die Verschwendung von Steuergeldern aufgeregt. Ins Ausland geht es auch: In »Maigret bei den Flamen« wird der Kommissar in die Provinz geschickt, oder besser gesagt, er wird engagiert: eine junge Frau namens Anna Peeters bittet ihn, die Ehre der Familie zu retten.

Holland steht auch im November im Mittelpunkt: Simenon hat dem Ort, an dem ihm »offiziell« Maigret in den Sinn kam, auch ein Maigret-Denkmal gesetzt. In diesem Fall steckt ein französischer Bürger in einigen Schwierigkeiten. Man verdächtigt ihn des Mordes. Maigret wird nach Delfzjil beordert, um den nicht ganz unbedeutenden Mann zu unterstützen. Auch in »Maigret und die alte Dame« und in «Maigret und der gelbe Hund« ermittelt der Kommissar nicht in Paris.

Die Weihnachtszeit wird mit einem besinnlichen Non-Maigret eingeleitet: Wenn mich ein Werk zu dem Non-Maigret-Werk von Simenon gebracht hat, dann dürfte das »Die Glocken von Bicêtre« gewesen sein. Unaufgeregt und eindringlich wird das Schicksal eines Mannes beschrieben, der durch einen Schlaganfall von einem Moment zum anderen zu einem Pflegefall wird. Der Herausgeber einer Zeitung gibt keine Befehle mehr, der Mann muss gehorchen und sich unterordnen. Ebenfalls wieder aufgelegt wir der Titel »Die Wahrheit über Bébé Donge«.

Damit wagen wir schon einmal einen kleinen Blick in das kommende Jahr: schon der Januar bringt den Simenon-Lesern drei Wiederveröffentlichungen, darunter die Klassiker »Der Mörder« und »Die Verlobung des Monsieur Hire«. Beschaulicher geht es in »Drei Zimmer in Manhattan« zu, einem Buch, das als eines der wenigen Werke Simenons gilt, welches ein Happy-End hat.