Maigrets Weihnachtsfest


Draußen scheint die Sonne, die Schneeglöckchen haben sich schon wieder verabschiedet, zartes Grün ist stellenweise zu erkennen und mutig habe ich die Winterjacke weggepackt. Der beste Zeitpunkt, um ein paar Worte über das aus den 80er-Jahren stammende Weihnachts-Hörspiel zu verlieren und nicht zu übermütig im Freien herumzutollen.

Das Hörspiel hat eine Laufzeit von fast einer Stunde (59 Minuten und ein paar zerquetschte Sekunden) und ist fast unauffällig zu nennen. 

Was sind die Unterschiede?

Maigret war gerade erwacht an diesem Weihnachtsmorgen und Madame Maigret hatte die Hoffnung, dass sie ein schönes Fest zusammen erleben würden. Dazu gehörte auch, das sie ihrem Ehemann das Frühstück ans Bett bringen konnte. Aber er war schon aufgestanden. Die Ruhe wurde durch zwei Damen gestört, die im Nachbarhaus lebten. Die eine Dame berichtete, dass deren Nichte in der Nacht den Weihnachtsmann gesehen hätte und ihr dieser eine Puppe geschenkt habe. Erst war der Kommissar skeptisch, aber einige Aspekte des Berichtes machten ihn neugierig.

Im Handlungsablauf gibt es keine nennenswerten Unterschiede, da folgt man dem roten Faden der Erzählung sehr genau. Was ein wenig fehlt, ist die emotionale Komponente: In der Vorlage spielen die Gefühle von Madame Maigret, ihre Hoffnungen und Wünsche in Bezug auf das Kind, eine große Rolle. Diese werden hier komplett ausgelassen. Weihnachten findet in der Bearbeitung nur »wörtlich« statt, in dem erwähnt wird, dass Weihnachten ist und ein mysteriöser Weihnachtsmann aufgetaucht war.

Erwähnenswertes

Für die in dieser Session gehörten Hörspiele gilt prinzipiell: Mir ist die Stimme des Kommissars zu hell und zu wenig grummelig. Das ist reine Geschmacksache.

In diesem Hörspiel fand ich die Sprechweise von Madame Maigret ein klein wenig anstrengend. Ich dachte mir so: »So spricht doch niemand!« Da Madame Maigret keine große Rolle spielt, ist dieser Kritikpunkt auch vernachlässigenswert. Lächeln musste ich, als die Stimme des Mädchens, Colette, zu hören war: Die Darstellerin sprach tadellos hochdeutsch, aber die Sprachmelodie war österreichisch. Das war ein wenig urig und störte überhaupt nicht. Da reagiere ich sensibler, wenn in einem Maigret-Hörspiel eine Begrüßung »Servus!« lautet.

Kurzes Fazit

Image Lightbox

Maigrets Weihnachtsfest - ORF - DAV

Credits: DAV

Auch dieses Hörspiel ist auf der gerade erschienen Hörspielbox »Maigret – Die raffiniertesten Fälle« aus dem Audio Verlag zu finden. Der Kommissar ist wie immer souverän und löst den Fall mit Bravour. Bei einem Vergleich der literarischen Vorlage mit dieser Bearbeitung gibt es keine größeren Abweichungen die über die normale Hörspiel-Reduktion hinausgehen. Gäbe es etwas zu kritisieren, dann dass die emotionale Komponente um Madame Maigret herausgenommen wurde. Anzumerken ist, dass Weihnachten sich nicht in den Vordergrund spielt und man das Stück deshalb auch gut im Frühjahr hören kann.