Ein Roman in Fortsetzungen


Bisher wurde auf diesen Seiten als erste deutsche Übersetzung von »Der Mann aus London« die Ausgabe aus der Schlesischen Verlagsanstalt aus dem Jahre 1935 genannt. Bemerkenswert früh für einen Non-Maigret. Es gab jedoch eine Veröffentlichung, die einen Tick früher startete: 1934 wurde die Geschichte in einer Übersetzung von Hilde Barbasch veröffentlicht.

Schon im März 1934 wurde sich in dieser Zeitung mit dem Autor Simenon befasst. Ohne zu übertreiben, kann festgehalten werden, dass es sich um eine schöne Lobpreisung gehandelt hat. Spekulation, ob man damals schon wusste, dass der Autor demnächst seinen im Vorjahres-Herbst geschriebenen Roman in der Zeit veröffentlichen würde – vielleicht war es auch der reine Zufall. Aber schon die Vorankündigung preist den Schriftsteller in den höchsten Tönen:

Seine literartschen Eigenschaften und seine unnachahmliche Fähigkeit, eine spannende Handlung fesselnd und in steter Stelgerung zu Ende zu führen, räumen ihm auf dem Gebiet des Kriminalromans eine Sonderstellung ein.
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Am 24. Mai 1934 war es soweit. Der erste Teil erschien auf der Seite 4 der Pariser Zeitung. Für die Übersetzung sorgte Hilde Barbasch, für die das wohl die einzige Übersetzung eines Simenons in das Deutsche blieb. Der letzte Teil des Fortsetzungsroman erschien fast einen Monat später am 25. Juni.

Der Roman beginnt in der Übersetzung wie folgt:

Im Augenblicke selbst hält man sie für gewöhnliche Stunden und erst nachher, wenn man sich bewusst wird, dass es außergewöhnliche waren, ist man leidenschaftlich bemüht, ihre verlorenen Fäden wiederherzustellen, ihre zerstreuten Minuten aneinander zu ketten.
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Heutzutage wird die gestalterische Präsentation des Romans als Albtraum angesehen werden – nicht die Art der Gestaltung würde als problembehaftet angesehen werden, auch wenn die verwendeten Schriften aus der Mode gekommen sind. Aber es wurden für den Titel drei verschiedene Schriften verwendet.

Irgendwann ist es wohl auch jemanden in den Sinn gekommen, dass die Gestaltung des Titels, der für die ersten Folgen verwendet wurde, ein wenig dröge war, und es wurde der Entschluss gefasst, dem Ganzen ein wenig mehr Eisenbahn-Flair zu geben. Als Begleiter wählte man eine Schrift, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie mit Großbuchstaben oder Kleinbuchstaben daherkommen sollte. Schmissiger wurde die Präsentation damit auf jeden Fall.