SIMENON, L'OSTROGOTH - Teil 2 und 3

BioCom – Teile zwo und drei


Im Frühjahr letzten Jahres wurden wir mit einem Comic-Band überrascht, in dem das Leben von Simenon thematisiert wurde – die frühen Jahre wohlgemerkt. Dieser entstand in Zusammenarbeit mit John Simenon, so konnte davon ausgegangen werden, dass ein Kenner des Werdegangs des Schriftstellers mit am Werk war. Im Laufe des Jahres erschienen die weiteren beiden Teile.

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Hardcover-Ausgabe von »SIMENON, L'OSTROGOTH«

Wie die Verlegerherzen so schlagen und was die Kaufleute sich so zusammenrechnen in den Verlagen – man weiß es nicht. Nachdem die drei Bände in Broschur erschienen sind, wurde die Geschichte als Hardcover in einem Band auf den Markt gebracht. Einen Monat, nachdem der Letzte der Softcovers erschienen war. Die Logik erschließt sich wenig bis gar nicht. 

Zumal dieser Hardcover-Band günstiger ist als die zuvor als Broschur erschienen Bände. Der höhere Preis für die Premieren-Bände rechtfertigt sich auf den ersten Blick allein durch die Exklusivität der begrenzten Auflage. Von diesen wurden jeweils 2.600 Stück Exemplare gedruckt und vertrieben. An der Stelle fehlt der Durchblick, welche Stückzahlen von dem Hardcover-Exemplar verkauft werden, welches im Augenblick für 24 Euro zu haben.

Cahier 2

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Die erste »echte« Comic-Seite fängt mit der Seitennummer »33« an. Alles in Ordnung, beruhigte ich mich, da fehlen keine Seiten. Im Lauf der Geschichte stehen wir an der Stelle im Sommer 1925 an der Küste der Normandie. Das junge Paar hat wohl gerade Liebe gemacht und wurde dabei von Kindern beobachtet. Oder Jugendlichen. So genau kann man das nicht erkennen. Und auch nicht, ob Boule mit dabei war.

Die hat ihren Auftritt kurz darauf. Nach dem Kennenlernen hatte das Paar die Idee, sie als Haushälterin bei sich in Paris einzustellen. Sie holen die Erlaubnis vom Vater, der kein Problem damit hat. Laut der Geschichte war er deshalb so gelassen, weil er als Fischer einen großen Teil des Jahres auf See unterwegs war und von seinen Kindern nicht mehr hatte als ein paar Fotos, die an seinem Spind hingen. Ob seine Tochter nun zu Hause war oder im noch ferneren Paris, das spielte für ihn keine Rolle.

In diesem zweiten Abschnitt werden eine ganze Reihe von sehr prägenden Ereignissen im Leben von Simenon, oder auch nur von schlagzeilenträchtigen Aspekten, thematisiert. So hielt ich beispielsweise die Geschichte um das Schreiben eines Romans in einem Glaskasten für eine Anekdote. Folgt man dem Comic, konnte sich Simenon aus finanziellen Beweggründen für dieses Thema erwärmen, und ihm war bewusst, was das für eine Publizität bringen würde. Er ließ sich einen solchen Kasten bauen. Sein Unterbewusstsein sagte ihm jedoch, dass er damit nicht glücklich würde. Auch die Presse, die ihm das einbrachte, war nicht nach seinen Erwartungen. Simenon war, folgt man der Story, recht glücklich, als ihm dieses Experiment durch die Ordnungsbehörden untersagt wurde.

Nicht nur Boule trat als prägende Frau in sein Leben. Auch Josephine Baker begegnete er in der Zeit, und so dürfen wir dieser Episode in einem Nebenstrang folgen, der – zumindest sieht es am Ende des zweiten Teils danach aus – mit den bekannten Worten von Simenon endet: »Ich möchte nicht Monsieur Josephine Baker werden.«

Am Ende des Bandes sind die Leser:innen noch lange nicht bei der »Ostrogoth« angekommen, aber der »Ginette« darf man beim Auslaufen zuschauen.

Cahier 3

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Nachdem die Betrachter:innen im vorangegangenen Teil Tigy, Boule, Georges und Olaf aus Paris verabschiedeten, dürfen sie zu Beginn des dritten Teils mit dem Quartett über die Kanäle und Flü,sse Frankreichs reisen. Olaf? Ja, Olaf der Hund der Simenons, war auch immer mit dabei – und auf den Zeichnungen machte er einen glücklichen Eindruck.

Der weitere Verlauf ist durch den Wechsel von der »Ginette« zu der größeren »Ostrogoth« geprägt. Hier dürfen wir erfahren, dass Simenon, was sein neues Boot anging, zwei dumme Entscheidungen traf. Zum einen war er zu ungeduldig und ließ dieses aus Holz bauen, was noch nicht für den Bootsbau bereit war (obwohl ihm die Problematik durch Fachleute deutlich gemacht worden war). Später, er hatte schon ordentlich Seemeilen mit dem Schiffchen hinter sich gebracht, befestigte er das Boot unglücklich in einem, dass es durch die Ebbe demoliert wurde – das tat nicht nur weh, sondern brachte ihm auch Spott ein.

Das Hauptaugenmerk des Kapitels liegt auf der Entstehung der Maigrets – einschließlich der Deutschland-Reise und den Verhandlungen mit seinem Verleger, um seine »Erfindung« auf den Markt zu bringen. Die Geschichte endet mit den Worten von Tigy: »Und nun, Georges Simenon, wohin geht die Reise?« Die Antwort geben eine Reihe von Biografien … oder vielleicht wird es weitere Comics geben. Spannend genug war das Leben des Autoren ja.

Was tun?

Wie schon beim erste Band gilt auch für diese Bände: Sie stehen nur in französischer Sprache zur Verfügung. Die Anforderungen sind gewiss nicht riesig und ein gutes Wörterbuch in der Nähe hilft immer weiter.

Darauf zu warten, dass es eine deutsche Übersetzung von diesem Comic (in welcher Ausführung auch immer) geben wird, dürfte illusorisch sein. Eher überlebt eine Packung Schokoladeneis mit kleinen Schoko-Krümeln bei uns ein Wochenende im Kühlschrank.

Als Käufer:in gibt es die Option, den Sammelband (ohne eine eventuell wertsteigernde Limitierung) zu erwerben oder die Softcover-Reihe. Bei letzteren würde es sich empfehlen, gleich alle drei Bände zu erstehen. Andernfalls fehlt einem nachher irgendein Band, obwohl man annehmen sollte, dass alle von Softcover-Ausgaben diese Reihe komplett haben wollen.