Vom Cover »Simenon, L'Ostrogoth«

Simenon, L’Ostrogoth


Die bunten Taschenbücher mögen kleine Wälzer sein, bei »ernstzunehmenden« Comics ist der Umfang jedoch nicht das entscheidende. Verwundert war ich nicht, dass der Band mit zweiunddreißig Seiten daher kam. Eher war ich irritiert, dass das titelgebende Boot gar nicht erwähnt wurde. Bis ich auf dem Titel entdeckte, dass ich Band 1 in den Händen hielt.

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Ins Auge mag es nicht gleich fallen, denn eine dunkelblaue Schrift auf schwarzem Hintergrund – das ganze natürlich kleiner als der gelbe Titel, da kann Leser:innen diese nicht ganz unwichtige Info schon mal untergehen. Also – Band ein dieses Biografie-Comics, welches aus der Feder von Loustral, Bocquet, Fromental und Simenon stammt. Da der Meister nicht von den Toten auferstanden ist: John Simenon hatte sich in dieses Projekt, welches ihm eine Herzensangelegenheit war, eingebracht. In der Einleitung gibt er preis, dass er sich schon lange mit dem Gedanken trug, das Leben seines Vaters in Comic-Form zu bringen. Als er die richtigen Partner hatte, ging es offenbar sehr schnell.

Im Februar erschien Band eins, im Mai folgt der zweite Band und der letzte geplante Band wird im September erscheinen. Band eins und zwei kosten fünfzehn Euro. Der letzte Band ist fast ein Euro teurer, ist aber auch geringfügig umfangreicher.

Wo es endet, steht somit schon fest …

Der Beginn

Die Geschichte beginnt mit dem »Ball Anthropométrique«, mit dem Simenon im Februar 1931 seine Maigret promotete. Zu sehen ist ein riesiger Auflauf und erzählt wird die Mini-Geschichte von Freunden, die versuchen, hineinzugelangen, allerdings das Problem haben, dass es nur zwei Tickets für drei Personen gibt. Jemand hatte Pech und musste draußen bleiben.

Nach diesem Einstieg, geht es zurück zum 24. März 1923 – der Tag der Hochzeit von Tigy mit Georges. (Übrigens hätten die beiden ihren einhundertsten Hochzeitsjahr im letzten Monat feiern können – so sie noch am Leben wäre und sich nicht hätten scheiden lassen; zwei recht gravierende »wenns«.) Man sieht, wie George mit seiner Mutter durch Lüttich fährt und Henriette ihre Unzufriedenheit ausdrückt. Auch wird nicht verschwiegen, dass sich Simenon in diesem Gespräch über die Zubereitung von Fritten in Frankreich auslässt.

Dieser biografische Comic hat eine Stärke, die ich wirklich überrascht hat: Die Autoren erzählen die Geschichte von Tigy und Georges, und Tigy als seine Begleiterin wird nicht in den Hintergrund gedrängt. Der Fokus liegt auf der Gemeinsamkeit, und die Geschichte ist die, wie sie ihren Weg machen.

Weitere Stationen

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Nachdem die Geschichte der Hochzeit und eines anschließenden Besuches bei den Eltern der Braut erzählt ist, geht es weiter mit ihrer Abfahrt nach Frankreich und dem Beginn der Arbeit beim Marquis de Tracy in Paray-le-Frésil. Diese Episode im Leben der Simenons wird nur gestreift. 

Weiter geht es mit ihrem Leben in Paris – Tigy versuchte sich als Malerin und George produzierte Groschengeschichten en masse. Mit der Arbeit geht auch ein Aufstieg her. Sie müssen nicht mehr einen Camembert mehrere Tage lang essen und sich an der Vermieterin vorbeischleichen, sondern arbeiten daraufhin, eine eigene Wohnung zu beziehen.

Die Geschichte endet mit einer Ausstellung von Tigy in Lüttich.

Drumherum

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Wer die Biografie von Simenon kennt, wird in diesem Heft keine bahnbrechenden Neuigkeiten erfahren. Aber die Leser:innen bekommen eine leicht zu konsumierende Form, die gut unterhält und es Einsteiger:innen erlaubt, sich mit dem Leben des Schriftstellers vertraut zu machen. Wer harte Fakten erwartet, der sollte zu einer Lebensbeschreibung in Prosa greifen.

Die Zeichnungen sind in schwarz-weiß, nur der Schutzumschlag kommt in Farbe. Der Inhalt ist geheftet. Das Heft ist bei Dargaud erschienen und, das ist jetzt vielleicht keine so große Überraschung, die Texte sind auf französisch.