Aus den Nachrichten


Dieser Schnack, dass schlechte Nachrichten auch gutes Marketing wären, weil eine Person oder eine Sache damit im Gespräch wäre, überzeugt mich nicht. Mit einer gewissen Vorfreude nahm ich die Nachricht auf, dass es für den neuen Maigret-Film mit Depardieu einen Premieren-Termin für Frankreich gibt – im März wird es soweit sein. Andererseits ...

… gab es gleich am nächsten Tag eine Meldung, dass sich die bisher anonyme Frau an die Öffentlichkeit gewandt hat, um ihre Vorwürfe bezüglich einer Vergewaltigung durch Depardieu zu bekräftigen und sich nun zu erkennen gab.

Es versteht sich, dass der Schauspieler als unschuldig gilt, bis er rechtskräftig verurteilt wird. Welche der beiden Nachrichten wurde vom Publikum in den letzten Tagen eher wahrgenommen? Ziemlich sicher wird das die Übergriff-Anschuldigung sein und wenn im Frühjahr oder Sommer der Film in die Kinos kommt, woran wird sich der geneigte Zuschauer erinnern? An diese Geschichte, dass man Depardieu »diese Sache mit der Frau vorgeworfen hat«.

Wird das Auswirkungen auf den Film haben? Da ich kein Soziologe und kein Marktforscher bin, kann ich keine seriöse Antwort darauf geben. Da bleibt nur mein eigenes Empfinden. Ändere ich die Parameter geringfügig – es ist keine Simenon-Verfilmung und es würde sich um einen sehr interessanten Stoff handeln – es ist gewiss, dass ich darauf verzichten würde, mir den Streifen anzuschauen. Hinzu kommt, dass mir gut in Erinnerung geblieben ist, was der gute Mann in den letzten Jahren getrieben hat. Einiges hat mich wirklich nicht amüsiert.

Hier mag es sich um eine Naivität meinerseits handeln, möglich, dass es nur ein Gefühl ist: Ich glaube, dass die ausgewiesenen Maigret-Darsteller ihrer Figur immer ähnlicher geworden sind und Züge, zumindest nach außen, angenommen haben. Hier ist es jetzt anders: Möglicherweise wird nicht nur der Erfolg des Films in Mitleidenschaft gezogen, sondern es wird ebenso die Figur »Maigret« beschädigt. Das wäre bitter. 

Der kleinste gemeinsame Nenner

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Taxi Renault KZ (1933)

Credits: Yves-Laurent Allaert (CC BY-SA 3.0)

Kann es wirklich Überschneidungen zwischen der Automarke »Tesla« und Simenon geben? Bis zu dieser Woche hätte ich gesagt: kaum möglich. Aber es war wiederum eine Meldung in der Presse, die mich eines besseren belehrte. Vor Kurzem kam es zu einem folgenschweren Unfall mit einem Tesla in Paris, bei dem es einen Toten und mehrere Verletzte gab. Der Wagen fuhr für ein Taxiunternehmen und das trägt den Namen »G7«. Womit wir die Verknüpfung hätten, denn Simenon hatte eine literarische Figur geschaffen, die den Namen just dieser Pariser Chauffeure trug. Zu Spitznamen war er gekommen – so ist es mir in Erinnerung –, weil sein Haar die gleiche Farbe hatte, wie die Taxis des Fuhrunternehmens – so richtig rot.

Ich hatte mir immer vorgestellt, dass die Taxen ein feuerwehrrotes Dach hatten. Aber das Bild zeigt, dass es ein sehr dezenter Rotton war und der Türbereich der Karosserie mit der Farbe versehen war.

Als ich die Geschichten las, war mir gar nicht in den Sinn gekommen, zu recherchieren, was es mit der Firma »G7« auf sich hat. Simenon hatte sich eine etablierte Firma als Namensgeber herausgesucht. Gegründet wurde das Unternehmen 1905 von Graf André Walewski und Baron Rognat. Zu einer gewissen Berühmtheit kamen die Chauffeure des Unternehmens im ersten Weltkrieg, als Taxis von »G7« Soldaten in Richtung Front fuhren, damit diese Paris vor den vorrückenden Deutschen beschützten.

Heute haben die Taxen der Firma offenbar dezentere Farben, aber der Aufdruck »G7« ist schon zu sehen. Vor Corona hatte die Firma etwa 9.000 Taxen in Paris fahren. Der Slogan der Firma lautet »La ville est belle«, was gewiss richtig ist – manchmal trägt eine Stadt aber auch Trauer.