Besuch in einer Aussteiger-Kommune

​Innerhalb einer Woche verschwanden auf der Insel Porquerolles drei Frauen und keiner der Bootsleute konnte sich erinnern, dass eine der drei Frauen wieder abgereist wäre. Es bestand die kleine Chance, dass die Damen die Insel selbstfahrend verlassen hatten. Aber daran glaubte bei der örtlichen Polizei keiner. Die Saison stand vor der Tür und dieser Fall gehörte unbedingt aufgeklärt. So kommen G7 und sein Kompagnon auf die Insel, um diesen Fall schleunigst zu klären.

Einsamkeit

Die Überfahrt verlief reibungslos und wird auch damals nicht lang gedauert haben, denn die Insel ist nicht weit vom Festland entfernt. Der Erzähler hatte bei der Überfahrt das Gefühl, dass ihn der Kapitän für den Kriminalpolizisten halten würde und man merkt, dass dem Erzähler dieser Gedanke sehr gefallen hat.

Besonders groß ist die Insel Porquerolles nicht. Sie hat eine Fläche von 1254 Hektar, das entspricht 1756 Fußballfeldern. Das wollte ich schon immer mal schreiben, obwohl dieser Vergleichsunsinn noch deutlicher geworden wäre, wenn ich das Saarland als Vergleichsgröße herangezogen hätte. Sylt ist achtmal größer als Porquerolles.

Nachdem die beiden im Hafen von Porquerolles angelandet waren, gingen sie durch den Ort in westlicher Richtung am Plage d’Argent entlang, hielten sich also offenbar auf der längeren Route an der Küste entlang. Bei diesem Spaziergang ist der Leser vielleicht auch schon über den Begriff der Schwedischen Heilgymnastik gestolpert, Übungen aus dem Programm wurden von einem jungen Mann am Strand absolviert. Überrascht ist man vielleicht auch, wie international die Gäste auf der Insel sind. Mit den Worten des Schriftstellers:

Porquerolles, darauf war ich gefasst, ist als Urlaubsort nicht gerade en vogue. Es fehlen ihm Golf- und Tennisplatz und eine Spielbank. Nur ein Hotel gibt es dort, und das ist recht bescheiden, ...

Porquerolles war damals ein Geheimtipp, etwas für Kenner. Wer dorthin fuhr, frönte auch der Einsamkeit. Man grüßte sich, wenn man sich sah, aber man wollte nicht ins Gespräch kommen.

Auf Gerüchte hören

​Natürlich war man auf der Insel mehr als verwundert, dass ausgerechnet an einem solchen Ort drei Frauen spurlos verschwinden konnten. Die Gerüchteküche auf der Insel munkelte, dass es sicher etwa mit den obskuren Herrschaften auf Grand Langoustier zu tun hätte. Der Ort war G7 offenbar schon vor der Ankunft genannt worden, denn er begab sich dorthin, ohne vorher bei der örtlichen Polizei vorstellig zu werden.

Begrüßt wurden sie von einem Hund, der gar nicht den Eindruck machte, freundlich zu sein. Auf ihr Rufen erscheint ein junges Mädchen, nicht minder unfreundlich, aber noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, meldete sich aus dem Haus eine Stimme, die das Mädchen anwies, die Besucher zu verscheuchen. G7 bestand darauf, vom Hausherren Monsieur Henry empfangen zu werden, er sei schließlich von der Kriminalpolizei. Das bewirkte etwas: Ein Mann mit einem Revolver trat aus dem Haus und kam auf sie zu.

Im Gespräch

​Der Mann musterte die Besucher und bat sie schließlich herein. Er ließ dann Emma, seiner Angestellten, das holen, was sich später als Grundnahrungsmittel herausstellen sollte: Whisky. Der Hausherr war nicht bereit zu reden, bevor der Whisky auf dem Tisch stand und er wollte auch nichts erzählen, bevor die Besucher nicht ihre Gläser geleert hatten. Man ahnt schon, wo das hinführen könnte.

Monsieur Henry tut nicht viel, um sympathisch zu wirken: Er erzählt, dass er Emma aus einem Bordell in Toulon geholt hatte und dass er die drei Frauen, die nun verschwunden waren, nicht nur kennen würde, sondern dass sie vor Ort seine Geliebten gewesen wären. Er wäre es nicht gewesen, beteuerte Monsieur Henry. Hilfreich war dabei jedoch nicht, dass er Empathie mit den Frauen missen liess. Er war der Meinung, dass es schlicht Pech für die Frauen gewesen sei, wenn sie sich auf der Insel entführen und umbringen ließen. In der heutigen Zeit würde bei einem solchen Satz sofort der Anwalt oder Medienberater einspringen und relativierende Worte finden.

Später gesellte sich zu den dreien noch ein Freund von Monsieur Henry, der einfach nur Admiral genannt wird. Ein älterer Herr, der sich ein Glas Whisky schnappte, und nicht den Eindruck machte, er wäre wirklich ansprechbar. Der Alkohol hatte ihn voll im Griff.

Der Fortgang

Nach dem die Anfangsschwierigkeiten überwunden waren, nimmt sie Monsieur Henry in den Kreis der Hausbewohner auf und integriert sie, in dem er ihnen ordentlich einschenkt. ​Wie schon in der ersten Erzählung des G7-Zyklus legt der Kriminalbeamte wenig Wert auf Team-Arbeit. Er hat seinen Schriftsteller als Assistenten an der Seite, der ein wenig als Sparring-Partner für seine Ideen dient. Im Ort holt er sich ein paar Informationen beim Wachtmeister, bevor er sich wieder zu der merkwürdigen Wohngemeinschaft begibt, um das Rätsel zu lösen.

Allerdings hatten sie nicht nur mit dem Handicap zu kämpfen, dass ihr Gastgeber und Verdächtiger Nummer 1 eine Vorliebe für den harten Stoff hatte.