Hoffmann und Campe wird in Zukunft die großen Romane nicht mehr als Hardcover herausbringen. Nachdem anfangs noch die Rede davon gewesen war, dass einige Titel in der edleren Variante erscheinen könnten, ist nun klar, dass das nicht passieren wird. Der Titel »Der Zug aus Venedig« wird im Oktober der letzte NonMaigret-Titel sein, der bei Hoffmann und Campe als Hardcover erscheint.
Simenon ist Maigret. Punkt? Nein, der Autor hat auch anderen Figuren erschaffen, die sich ebenfalls der Verbrechensaufklärung verschrieben hatten. Einer war Jean Dollent, auch der »Kleine Doktor« genannt, der allerdings nur als Hobby-Detektiv seine Fälle löst. Als solcher erwarb er sich einiges Renommee, so dass er später zu Fällen nicht als Arzt sondern als Detektiv gerufen wird. Bald sind die Geschichten wieder les- und hörbar.
Man wird das Gefühl nicht los, dass Daniel Kampa auf der Gewinnerseite des Verleger-Lebens steht. Erst startet er damit, mit einem noch nicht gegründeten Verlag die Rechte an Simenon zu erobern. Dann, der Verlag ist quasi noch im Baby-Alter, ist er mit einem Male der Verleger einer frischgebackenen Literatur-Nobelpreisträgerin. Verständlich, dass die neue Vorschau ganz im Glanze von Olga Tokarczuk steht.
René Barthélemy kann als Pionier des französischen Fernsehens gelten: Von Dezember 1932 strahlte er mit »Paris Télévision« das erste Fernsehprogramm Frankreichs aus – eine Stunde pro Woche in Schwarzweiß, wie man sich denken kann. Es gab nur wenige Empfangsgeräte und die befanden sich hauptsächlich in öffentlichen Einrichtungen und das vermutlich nur in Paris. »Liberty Bar« wurde im Mai 1932 vollendet.
Kiepenheuer & Witsch: Wer gestaltete die Umschläge der Simenon-Ausgaben des Verlages? Werner Labbé. Der Grafiker prägte das Bild der Simenon-Ausgaben über Jahre. Die Cover waren schwarz, darauf gab es eine Stern-Vignette, in der sich dann eine Zeichnung befand. Davon wurde nur in ganz wenigen Fällen abgewichen: Auf einem Cover tauchte Brigitte Bardot auf und es gab ein paar Hardcover-Bände. Das änderte sich aber.
Die Texte Simenons empfehlen sich auch deshalb für den Französisch-Unterricht, weil ihnen nachgesagt wird, dass der Schriftsteller eine sehr einfache Sprache nutzte und diese meisterhaft einsetzte, um im Kopf des Lesers ein Bild der Situation oder Umgebung festzusetzen. Stolpert man in Texten über unbekannte Wörter, liegt es wahrscheinlich daran, dass wir die Wörter in unserer Zeit einfach nicht mehr brauchen.
Das Phänomen ist klar: Man muss unbedingt das nächste Buch lesen. Ist der Patient erst einmal dem Schriftsteller verfallen, sind unterschiedliche Grade der Sucht zu beobachten. Die leichteren Fälle nehmen sich hin und wieder ein Buch aus der Bahnhofsbuchhandlung oder Bibliothek mit, andere haben den Drang, nicht nur alles lesen, sondern auch besitzen zu müssen. Ganz schwere Fälle betreiben Websites.
Eine Formulierung aus der neuen Kampa-Vorschau gefällt mir besonders gut: »Die 2. Staffel der Maigret-Neuedition«. Der Begriff »Staffel« wird mehr mit Fernsehserien verbunden, mit Literatur brachte man als Leser den Begriff »Staffel« bisher nicht in Verbindung. Was wiederum daran liegen könnte, dass es nicht besonders viele Schriftsteller gibt, bei denen sich die Werkaufteilung in Staffeln lohnen würde.
Im Sommer führte ich ein längeres Gespräch mit Daniel Kampa. Im Laufe des Gesprächs erwähnte er, dass er plane, auch die Simenon-Liebhaber immer wieder zu überraschen. Einerseits durch Ausgaben im Retro-Look, andererseits durch Werke, die bisher im deutschen Sprachraum nicht publiziert worden sind. Mit dem ersten Programm ist dem Kampa Verlag das gut gelungen, nun gibt es Aussichten auf das Frühjahr.
Nun habe ich damit angefangen. Da sollte ich so auch weitermachen, oder? Einfach so zwischendurch das Medium wechseln, vom Hörbuch zum Buch, widerstrebt mir. Andererseits liegt das Buch neben mir, ich muss nur zugreifen. Während die CDs mit den Fällen von G7 nicht greifbar sind, da ich sie nicht dabei habe. Es ist so, als würde man einem Süßigkeiten-Junkie Schokolade hinlegen und sagen: »Iss nicht!«
Natürlich ist es schön, dass demnächst die Maigrets wieder lieferbar sind. Keine Frage ist es toll, dass lang vermisste Romane wie »Der Schnee war schmutzig« in Neuübersetzungen vorliegen werden. Aber möchte ein Simenon-Leser nicht hin und wieder – ganz so wie bei Raumschiff Enterprise – in unbekannte Galaxien vordringen? Im Herbstprogramm von Kampa gibt es diesbezüglich ein Fixstern: G7.
Man kann es auch so sehen: Da landet Daniel Kampa den großen Coup und »schnappt« sich die Simenon-Rechte. Die Geheimnisse, was wann erscheinen wird, lüften aber die Partner des Newcomers mit ihren Verlagsprogrammen. Nun liegt endlich das Herbst-Programm von Kampa vor und an der Stelle wird mal ein kleiner Blick in das Programm geworfen. So können sich die Maigret-Freunde schon jetzt auf den Herbst freuen.