Man wird das Gefühl nicht los, dass Daniel Kampa auf der Gewinnerseite des Verleger-Lebens steht. Erst startet er damit, mit einem noch nicht gegründeten Verlag die Rechte an Simenon zu erobern. Dann, der Verlag ist quasi noch im Baby-Alter, ist er mit einem Male der Verleger einer frischgebackenen Literatur-Nobelpreisträgerin. Verständlich, dass die neue Vorschau ganz im Glanze von Olga Tokarczuk steht.
Für Nachschub ist gesorgt. Ab Februar geht es mit den nächsten Taschenbüchern weiter und jeder Simenon-Fan kann sich nach wie vor jeden Monat mit zwei Titeln eindecken – jeweils einem Maigret und einem Roman dur. Überraschungen gibt es dabei nicht, wenn man von einer kleinen Tatsache absieht: Im neuen Prospekt verrät der Verlag, dass schon über 50.000 Exemplare der erschienenen Bücher abgesetzt wurden.
Wenn es ein Geschenk gibt, das das Herz eines Maigret-Liebhabers höher schlagen lassen dürfte, dann wohl das: »Maigrets Frankreich« ist ein prächtiges Buch, welches die Maigret-Romane nimmt und Szenen und Zitate aus den Romanen verknüpft mit den Werken der Großen der Schwarzweiß-Fotografie. Das Buch kann als das letzte Buch im neuwertigen Zustand von Diogenes erworben werden.
Wir erinnern uns? Mit jedem Programm wollte uns Daniel Kampa überraschen. Zwei Programme gab es und zweimal war es dem Verleger gelungen, Überraschungen zu liefern. Da ist die Erwartung an das dritte Programm natürlich nicht kleiner geworden und man kommt sich fast wie ein verwöhntes Gör vor, dass skeptisch das Angebot in einer Boutique beguckt, nach dem Motto: »Jetzt überrasch mich richtig!«
Die Herausforderung beim Schreiben von solchen Artikeln ist doch immer, eine griffige Überschrift zu finden. Manchmal kommt dann Stuss raus, manchmal trifft man es aber genau ins Schwarze. Mit dieser Überschrift wird hier voll ins Schwarze getroffen: Was könnte denn maritimer sein als die Tatsache, dass drei von vier Hoffmann und Campe-Titeln einen maritimen Hintergrund haben und Maigret im Atlantik-Verlag erscheint?
Der Maigret-Herbst startet dieses Jahr sehr früh. Genau genommen am 22. Juni. Das verrät zumindest die Herbst-Winter-Vorschau des Audio-Verlages, die dieser Tage veröffentlicht wurde. An diesem Tag erscheinen die von Walter Kreye gelesenen Maigret-Romane »Maigret und der gelbe Hund« sowie ein einer Retro-Ausgabe »Maigret macht Ferien«, in beiden agiert der Kommissar außerhalb seiner Komfortzone.
Listen, die nicht auf Fakten beruhen, sind immer problematisch. »Hit-Listen«, wie ich sie auf dieser Seite auch pflege, gehören da natürlich unbedingt zu. Es ist interessant zu sehen, dass aber gerade diese Seiten zu denen gehören, die am häufigsten aufgerufen werden. Umso bitterer ist es, wenn ich hin und wieder feststelle, dass ein Roman von Simenon unverdienterweise nicht erwähnt wird.
Eine Formulierung aus der neuen Kampa-Vorschau gefällt mir besonders gut: »Die 2. Staffel der Maigret-Neuedition«. Der Begriff »Staffel« wird mehr mit Fernsehserien verbunden, mit Literatur brachte man als Leser den Begriff »Staffel« bisher nicht in Verbindung. Was wiederum daran liegen könnte, dass es nicht besonders viele Schriftsteller gibt, bei denen sich die Werkaufteilung in Staffeln lohnen würde.
Das Frühjahrsprogramm des Hamburger Hoffmann und Campe-Verlages steht. Der Verlag teilt sich mit dem Kampa Verlag die Arbeit, die großen Romane von Simenon herauszubringen. Der Schriftsteller ist dieses Mal mit vier Romanen im Programm vertreten. Unter den Geschichten ist aber keine, die man als Simenon-Liebhaber jetzt schon längere Zeit vermisst hätte. Alle sind in diesem Jahrzehnt schon mal erschienen.
Im Sommer führte ich ein längeres Gespräch mit Daniel Kampa. Im Laufe des Gesprächs erwähnte er, dass er plane, auch die Simenon-Liebhaber immer wieder zu überraschen. Einerseits durch Ausgaben im Retro-Look, andererseits durch Werke, die bisher im deutschen Sprachraum nicht publiziert worden sind. Mit dem ersten Programm ist dem Kampa Verlag das gut gelungen, nun gibt es Aussichten auf das Frühjahr.
Nun ist es endlich soweit: Die ersten der neuen Maigrets sind sowohl in Buch- wie auch in Hörbuch-Form erschienen und stehen den Lesern und Hörern zur Verfügung. Darunter befindet sich auch die Erzählung »Maigrets Pfeife«. Für die Freunde des Zuhörens gibt es hier ein besonderes Schmankerl: Sie können sich einen Teil der Erzählung, gelesen vom Schauspieler Walter Kreye, anhören und so einen ersten Eindruck gewinnen.
Den Mut hatte man wohl damals: Cécile ist in dem nach ihr benannten Roman im besten Fall ein Mauerblümchen. Wahrscheinlicher ist, dass sie nicht wirklich ansehnlich ist. Im Film jedoch denkt man beim ersten Auftritt von Cécile: Eigentlich eine Hübsche, vielleicht ein wenig schüchtern. Aber ein Grund für Maigret, sich über das Lästern seiner Kollegen aufzuregen, ist nicht zu erblicken. Vielleicht ist es nur Neid?