Wiederum beginne ich mit einem kleinen Nachtrag. Simenon konnte sich nicht mehr an den Namen seiner neuen Sekretärin erinnern und nennt sie in dem Buch deshalb Odette. Ist eigentlich bekannt, ob sich Odette im Nachgang dieser Memoiren bei Simenon gemeldet hat, um noch einmal ihren Namen Preis zu geben? Wäre ein netter Zug, der Neuauflagen der »Intimen Memoiren« sicher gut gestanden hätte.
Eine Reportage über die Passagiere, die an Bord der Passagierdampfer der 20er und 30er Jahre nicht sofort ins Auge fielen, und über die Dampfer, die als Massentransporter arme und vertriebene Menschen von einem Kontinent zum anderen schipperten.
Die Berichte, die dieser Reportage zugeordnet wurden, erschienen in einem Zeitraum zwischen Februar und September 1935. Simenon befand sich zu der damaligen Zeit auf einer Weltreise und berichtet von dieser in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in launiger Form.
Wenn Sie denken, eigentlich könnten wir mal (wieder) nach Frankreich fahren, aber sich dann nicht durchringen können, aber in ihrer Urlaubswahl immer noch ratlos sind und dann doch wieder mit Frankreich liebäugeln – also den abschließenden Schubs in die kulinarische Republik brauchen, dann lesen Sie diese Reportage. Es macht einfach Spaß, Simenon auf dieser Tour durch Frankreich zu folgen, es macht Appetit auf mehr und man sieht an dieser Reportage, dass Simenon humorvoll schreiben kann.
In dem Hotel ging es folgendermaßen vor sich. Die Gäste kamen am Tage an und vertraten sich wohl ein bisschen die Füße. Dann nahmen sie noch eine Mahlzeit zu sich, legten sich dann schlafen. Am nächsten Morgen wurden sie zeitig geweckt, machten sich nach einem kleinen Frühstück fertig für eine große Fahrt. Das Gepäck wurde zu den Schiffen gebracht, und dann fuhren sie in eine andere Welt, häufig Amerika. Für die beiden Alten lief das nicht ganz so.
Über einen Mann, der eine Vorliebe hatte, über die Meere zu schippern und mit seinen Freunden Karten zu spielen. Der allerdings keinen Wert darauf legte, das Schiff in den angelaufenen Häfen zu verlassen und lieber auf seiner Yacht blieb.
Man kann Südsee-Exotik bei Simenon bekommen, ob man danach aber noch viel wert darauf liegt, diese auch kennenzulernen, sei einmal dahingestellt. Major Owen macht sich auf den Weg nach Tahiti, um mit seinem letzten Geld den Erben eines Millionenerben ausfindig zu machen. Dabei stellen sich ihm allerlei Hindernisse in den Weg: die Kultur auf der Insel ist noch das kleinste; Alfred Mougins ist da viel ernster zu nehmen.
Das Baby konnte mit der Hitze nicht umgehen. So blieb dem Vater nichts anderes übrig, als seine Stellung aufzugeben, auch wenn ihm damit ein ordentlicher Teil seines Lohns verloren ging. Er landet in einer engen Kabine auf der »Aquitaine«, die zurück auf dem Weg nach Bordeaux ist. Auf dem gleichen Schiff hat es sich auch der reiche Lachaux bequem gemacht, der sein Leben damit verbringt, das Leben anderen Menschen schwer zu machen. Das ist in diesem Fall in erster Linie der Kapitän, der bei jeder Kleinigkeit aufgesucht wird und in zweiter Linie die anderen Passagiere, die von soviel Gemeinheit ziemlich angeekelt sein dürften. Donadieu, der Schiffsarzt, beobachtet mit kühler Distanz das Treiben auf dem Schiff und versucht hin und wieder bestimmte Geschicke zu lenken.
Albert Mortain besitzt viel Witz und weiß eine junge Frau zu unterhalten. Zu den Schattenseiten zählt, dass der Sohn aus wohlhabenden Hause nichts, was er anfängt, beenden kann. Mochte er den Diebstahl, dessen er verdächtigt wird, vollbracht haben? Geneviève Doche ist gewillt das zu untersuchen.
Warten, warten, warten. Warum nur macht das Schiff einen so langen Zwischenstopp im Hafen? Warum gehen plötzlich Männer von Bord? Und warum ist der Kapitän immer so betrunken? Letztere Frage wird nicht geklärt.
Die Taschenbuchausgabe von 1986 verspricht eine Tote Marie Baron aus Paris, die an einer Morphiumvergiftung gestorben ist. Definitiv lässt sich sagen, dass diese junge Frau nicht an Bord der »Polarlys« stirbt. Der Dampfer, der von Hamburg aus nach Norwegen unterwegs ist, hat mit anderen Problemen zu kämpfen. Der Kapitän nennt es den »Bösen Blick«. In diese Kategorie fällt auf alle Fälle der Mord an einem Passagier. Der Kapitän darf sich auf See seine Gedanken machen...