Vom Wasser aus

Vom Wasser aus


Georges Simenon war anfangs mehr Journalist als Schriftsteller. Seiner Feder entsprangen eine Reihe von Reportagen und das bis in die 30er Jahre hinein. Simenon verband seine Reiselust mit dem Nützlichen: Er schrieb über das, was er erlebte. So können wir uns heute ein Bild davon machen, wie es im kolonialen Frankreich aussah und was Mysteriöses auf Galapagos passierte.

Flüsse und Kanäle

Vor vielen Jahren erschien die Reportage »Ein unbekanntes Frankreich oder Abenteuer zwischen zwei Flussufern« in dem Band »Zahltag in einer Bank« aus dem Diogenes-Verlag. Sie war in dem Band der »Opener« und zeigte uns Simenon von einer ganz anderen Seite. Nach zwei Reportage-Bänden war aber Schluss, später wurden ein paar Reportagen in den Lesebüchern »Über Simenon« veröffentlicht. Im März veröffentlicht Kampa seinen ersten Band mit Simenon-Reportagen.

Der Fokus liegt darauf, wie sich Frankreich »anfühlt«, wenn man es mit einem Boot bereist.

Dieser Band enthält folgende Reportagen:

  • Ein unbekanntes Frankreich oder Abenteuer zwischen zwei Flussufern
  • Mit dem Strom
  • Das lächelnde Frankreich

Die beiden letzten Reportagen sind offenbar deutsche Erstveröffentlichungen, zumindest sind mir keine Quellen bekannt.

Mit Fotograf

Bei seinen Reisen hat sich Simenon auch einiges Wissen über Fotografie angeeignet, davon zeugen viele Fotografien und – im Nachgang – auch diverse Bände mit seinen Fotografien. Hierzulande warten wir auf den Band »Jahre mit der Leica«, der für Anfang März angekündigt ist, und in dem sich gewiss auch Fotografien von Bootsreisen finden lassen werden.

Die Reportage, die auch diesem Band als Eröffnung dient, wurde aber für die Zeitschrift »VU« produziert. Die Zeitschrift war weltweit das erste Magazin und Vorbild für die viel bekanntere amerikanische Zeitschrift »LIFE«, die das großformatige Bild in den Vordergrund rückte. Damit das wirkte, brauchte man professionelle Bilder. Man überließ Simenon das Schreiben und Hans Oplatka das Fotografieren.

Der Fotograf wurde 1911 geboren. Der Vater des Fotografen, Emil Oplatka, war leitete einen tschechischen Verlag (der dem Staat gehörte), der sukzessive einen österreichischen Verlag (Vernay) übernahm. In dem Verlag erschienen diverse Zeitungen und Zeitschriften. In diesem Verlag gründete Hans Oplatka Anfang der dreißiger Jahre eine Illustrierte namens »Sonntag«, die sich die französische »VU« zum Vorbild nahm. Somit stand auch hier das Bild im Vordergrund. Der Verlag war nicht sehr kritisch, was die österreichische Regierung angeht, weshalb ihn die Zensur in Ruhe ließ – er konzentrierte seine Kräfte darauf, gegen die Nazis anzugehen. So ist es verständlich, dass das der sogenannte  Anschluss Österreichs an Deutschland, die Familie Oplatka zur Flucht zwangen. Hans Oplatka landete schließlich in England. Er versuchte dort eine Bild-Agentur aufzubauen, arbeitete später als Reisejournalist und Reiseführer. Er starb 1992 in Liverpool.

Einen ausführlichen Artikel zu dem Fotografen und seiner Familie findet man bei der österreichischen Zeitschrift Zwischenwelt.