Ein eigenes Kapitel für den Abend der Scheidung und den folgenden Hochzeitstag. Es war eine kleine Hochzeit, denn außer den beiden war niemand mehr dort. Selbstverständlich hatte Tigy keine Einladung bekommen zu bleiben und war nach Carmel zurückgereist. Denyse brannte darauf, Madame Georges Simenon zu werden. Und wie ging es ihm?
Gerade wer sich mit Simenon-Biografien befasst hat oder das autobiografische Werk Simenons gelesen hat, kommt vielleicht auf die Idee, sich seine Lütticher Stationen vor Ort anschauen zu wollen. Das ist kinderleicht, wenn man erst einmal vor Ort ist. Zum einen, weil die Strecke gut ausgezeichnet ist. Zum anderen, weil es in der Innenstadt ist und ganz flach.
Drei Jahre war die Mutter tot – da griff Simenon zur Feder und schrieb ein Brief an seine Mutter. Es wird häufig als finale Abrechnung bezeichnet, ist aber eher ein Friedensangebot an seine Mutter, eine versöhnliche Beschreibung der Verhältnisse. Simenon lässt es sich nicht nehmen, auch die Punkte aufzuzählen, die dem Simenon-Liebhaber so vertraut sind: aber ist es nicht so, wie mit den Eigenschaften des Kommissar Maigret: Man wartet drauf, dass sie wieder zum Vorschein kommen?
Freunde kann man sich aussuchen, Verwandte nicht. Von seinem Ehepartner kann man sich scheiden lassen, die Verwandten bleiben einem erhalten. Darüber war schon so manch einer unglücklich. Simenon verehrte seinen Vater, zu seiner Mutter hatte er allerdings ein sehr zwiespältiges Verhältnis.
Kinder werden von ihren Eltern geprägt. Als leuchtendes Beispiel für diese pädagogische Binsenweisheit kann der Schriftsteller Georges Simenon gelten. Sein Kommissar Maigret trug Züge seines Vaters und seine Mutter dürfte in den verschiedensten Romanen als Blaupause auftauchen. Und dann wäre da noch der Brief an sie, den er nach ihrem Tod schrieb.